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Als Werkzeug bezeichne ich ein Artefakt, das beim Herstellen als Arbeitsmittel verwendet wird und konstruktiv in eine Maschine überführt werden kann.

Beispiele:
Ein Bohrer wird zur Bohrmaschine, eine Schaufel zum Bagger, die Nähnadel wird zum Schiffchen eines Webstuhls.
Die Maschinen vergegenständlichen im Allgemeinen Operationen, die auf der Stufe des Werkzeuges noch nicht isoliert werden können. In diesem Sinne sind Maschinen nicht einfach Verbesserungen von Werkzeugen, sondern eigenständige Erfindungen, die ein Licht auf die Tätigkeiten mit Werkzeugen werfen.

Der Hammer wird vom Schmied anders "verwendet" als der Ambos, der Ofen und die Werkstatt (das Gebäude) in welcher er schmiedet. Der Hammer wird bewegt und sensorisch gesteuert. Der Hammer wird körperlich gespürt. Das Werkzeug hat einen Gegenstand, der verbal transitiv genannt werden kann. Ich sage etwa mit dem Messer schneide ich Brot. Dagegen ordne ich Geräten wie dem Stuhl keine Zielgegenstände zu, ich spreche mit intransitiven Verben. Geräte dienen mir quasi direkt. Man kann mit Werkzeugen als Mittel den Stuhl herstellen und der Stuhl befriedigt das Bedürfnis bequem zu sitzen. Werkzeuge repräsentieren zielgerichtete Aktivität.

Ich unterscheide Artefakte, die mein Bedürfnis unmittelbar erfüllen von solchen, die Mittel zur Herstellung von Artefakten sind. Letztere bezeichne ich als Werkzeuge. Artefakte sind in diesem Sinne Mittel für mich oder Mittel für Zwecke (Zweck-Mittel-Relation).

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bildbildWerkzeug (Gerät)
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bildMaschine (Mechanismus)
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bildAutomat>
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bildprogrammierbarer
bildAutomat

bild(Prozessor)

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Bildquelle: Wikipedia

Ich unterscheide Entwicklungsstufen:
Die einfachsten Werkzeuge bestehen aus nur einem Material, sie haben keine Gelenke und bestehen nicht aus komplementären Teilen.
Beispiele:

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Bildquelle: Wikipedia

Ich unterscheide Zwecke, die sich in verschiedenen Tätigkeiten zeigen

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Bildquelle: Wikipedia

Vergleiche dazu Gerät, Instrument und Apparat

vergleiche dazu auch Werkzeugherstellung, toolmaking animal, Technik, Römisches Werkzeug

Erwägungs-Beispiel:
Das Motorrad ist ein Instrument. Ich verwende das Motorrad wie ein Werkzeug, aber ich stelle damit nichts her. Ich entwickle eine immer bessere Handhabung, während ich auf einem Stuhl mein Sitzen (intransitiv) nicht weiter entwickle.
Das Motorrad fungiert zunächst wie der Stuhl als (Verkehrs)mittel, mit welche ich von A nach B will, ohne dass ich mich selbst entwickeln müsste, weil das eben durch die Entwicklung des Motorrades abgedeckt sein sollte. Dann aber wird das Motorrad zum sekundären Spielzeug, durch dessen Verwendung ich mich entwickle. Ich will dann nicht von A nach B, sondern besser (zb schneller) Motorradfahren (lernen).


Erwägungen / Erläuterungen

Die Herstellung von Werkzeugen ist ein Kriterium des Menschseins und unsere konstruktivistische Form der Forschung (Engineering). Wir betrachten Werkzeuge unter dem Aspekt ihrer Funktion (Bedeutung) und unter dem Aspekt ihrer Funktionsweise (Konstruktion).

Die Analyse der Funktion führt zu Erkenntnissen über die Tätigkeiten. Die Werkzeuge bestimmen mit, was getan wird, sie zeigen insbesondere, was zuvor ohne Werkzeug getan wurde. Indem wir Werkzeuge entwickeln, wird uns spezifisch bewusst, worin die Tätigkeit, bei welcher das Werkzeug verwendet wird, methodisch besteht. In diesem Sinne ist jedes Werkzeug Teil einer Erklärung, die im werkzeugnutzenden Mechanismus vorliegt. Die Analyse der Funktionsweise führt zu einer Beschreibung des Mechanismus. In diesem Sinne bilden Werkzeuge die Grundlage unserer systemischen Theorie.

Unsere Werkzeuge geben uns Auskunft über uns: Die Art, wie wir Werkzeuge konstruieren, zeigt uns, wie wir unser technologisches Wissen organisieren.


 

Literatur

"Die Hände sind das einzige Werkzeug, das zur Anwendung kommt". (Taylor, zit in Todesco: Technische Intelligenz,12

Mit jedem Werkzeug machen wir uns auch sprachlich ein Stück Natur zugänglich, indem wir dessen Bedeutung als Inhalt in die Natur projizieren. Technische Intelligenz,40

"Sprechen" steht für die (menschliche) Tätigkeit, bei welcher wir mittels der Sprechorgane, die - für unsere Diskussion zweckmässig vereinfacht - aus Knochen, Muskulatur und Nerven bestehen und von Duden sinnigerweise Sprech-Werkzeuge genannt werden, akustische Signale erzeugen, mit welchen wir Nachrichten vermitteln können. Sprechen ist Handeln; wenn ich etwas sage, bin ich tätig, wie wenn ich beispielsweise etwas herstelle. Beim Sprechen verwende ich bestimmte Muskeln, die ich - unbewusst - bewegen und steuern muss, wie etwa die Beinmuskulatur beim Gehen. Technische Intelligenz,151

FN 146 Wo Sprache mit Zeichen identifiziert wird, wird auch oft die Sprache selbst als Kommunikationsmittel aufgefasst. In der bereits zitierten Formulierung "Sprachen werden (...) zu allen Zwecken der Kommunikation verwendet" (Duden, Informatik, 1988,569), kommt der der Sprache zugeschriebene Sprachmittelcharakter deutlich zum Ausdruck. Die Zeichen und allenfalls deren Vereinbarung sind Mittel der Kommunikation. Technische Intelligenz,155

Über die Entwicklung von Werkzeugen vgl. Keil-Slawik, 1990a:142

Über den Begriff "Werkzeug" vergl. Spiegel

lustige oder nützliche Werkzeuge


 

Ganz andere Vorstellungen:

Ein Werkzeug ist ein nicht zum Körper eines lebenden Organismus gehörendes Objekt, mit dessen Hilfe die Funktionen des Körpers erweitert werden, um auf diese Weise ein unmittelbares Ziel zu erreichen. (Wikipedia)

Nonsense aus der Brockhaus Enzyklopädie:

Auch nicht gegenständliche Hilfsmittel können als Werkzeuge bezeichnet werden. Z.B: Computerprogramme, Modelle, mathematische Formeln u.a. Im übertragenen Sinn können auch Menschen als Werkzeuge dargestellt werden, wenn sie für einen bestimmten Zweck benutzt oder eingesetzt werden.


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