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Lange Zeit wurde die Nutzung von Werkzeugen als Alleinstellungsmerkmal der Menschheit im Vergleich zu den Tieren angesehen. Nach der Entdeckung eines Holländers 1764 in Indonesien, dass der Schützenfisch Wasser als Jagdwaffe (und somit als Werkzeug) einsetzt, wurde lange Zeit davon ausgegangen, dass die Herstellung von Werkzeugen ein Alleinstellungsmerkmal der Menschheit ist. Friedrich Engels prägte das Zitat „Keine Affenhand hat je das roheste Steinmesser verfertigt“. Im gleichen Artikel wird erwähnt, dass es Jane Goodall war, die als erste 1963 beobachtete, wie Schimpansen Zweige zurechtstutzten um damit Termiten aus ihrem Hügel zu sammeln und damit ebenfalls einfache Werkzeuge herstellt. Spätere Studien belegen auch die gezielte Werkzeuggebrauch bei Tieren nicht auf Primaten beschränkt ist.

Da die gezielte Produktion von Werkzeugen die Fähigkeit erfordert, über reine Instinkte hinaus vorausschauend handeln zu können, hat diese Entdeckung starken Einfluss auf das Selbstverständnis des Menschen: Die Zuordnung altsteinzeitlicher Fossilien zur Gattung Homo erfolgte anfangs primär anhand gleichzeitig gefundener Werkzeuge.

toolmaking animal, Extelligenz

Dieses Kriterium hat etwa K. Marx im Kapital von B. Franklin übernommen (1867:194) und dazu geschrieben, dass dieses Kriterium für einen Yankee typisch sei, während es den alten griechischen Sklavenhaltern kaum in den Sinn gekommen wäre.

"toolmaking animal" interpretiere ich als konstruierendes Subjekt im Sinne des Radikalen Konstruktivismus. Und bei K. Marx lese ich "toolmaking animal" als Schlüssel zum Verständnis seines sogenannten Materialismuses.


 

toolmaking animal: Kapital S.194
Aristoteles' Definition ist eigentlich die, daß der Mensch von Natur Stadtbürger. Sie ist für das klassische Altertum ebenso charakteristisch als Franklins Definition, daß der Mensch von Natur Instrumentenmacher, für das Yankeetum (Marx, Kapital, 346)

K. Marx lächelt hier darüber, wie die Leute in ihrer Zeit befangen sind. Ich dagegen wäre in seinen Augen wohl ein Yankke, weil ich immer noch keine wesentlichere Charaterisierung als die eines toolmaking animal erkennen. Allerdings geht es mir nicht um die Charaterisierung des Menschen, sondern um die Charakterisierung meines begrifflichen Beobachtens. Ich finde es ziemlich unsinnig (oder historisch befangen) zu sagen, dass DER Mensch "von Natur, wenn nicht, wie Aristoteles meint, ein politisches, jedenfalls ein gesellschaftliches Tier ist. (Marx, Kapital, 346)


 

Wann die Menschheit anfing, Werkzeuge gezielt herzustellen und zu Nutzen, kann aus heutigen Funden nicht mehr klar rekonstruiert werden, da einige potenzielle Materialien (Holz, Gras) keine erkennbaren Spuren hinterlassen haben dürften. Erhalten geblieben sind die so genannten Geröllgeräte, Werkzeuge aus Stein, die geologisch in die Zeitraum vor ca. 2.6 Millionen datiert werden konnten. Der Australopithecus wird als frühester Hersteller in Betracht gezogen, einen sicheren Nachweis der gezielten Herstellung gibt es jedoch noch nicht. Erst Homo habilis, Homo ergaster / Homo erectus und andere Arten der Gattung Homo können als Werkzeughersteller von Steingeräten bezeichnet werden. Mit zunehmender Entwicklung des Menschen wurden die Geräte und Herstellungstechniken komplexer, dabei wurden iterativ Werkzeuge zur Werkzeugherstellung verwendet und extra hergestellt.


 
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