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Der Gegenstand der Physik wird mittels einer formalsprachlichen Terminologie, die im Wesentlichen aus Formeln besteht, und umgangssprachlichen Erläuterungen zu dieser Terminologie, dargestellt. Ich beobachte hier die umgangssprachlichen Erläuterungen von Physikern anhand eines modernen Lehrbuches. Lehrbücher sind der Sache nach etwas anderes als Forschungsberichte, sie richten sich an Leser, die noch nicht wissen, was Physik auf dem jeweiligen Niveau ist. Ich gehe davon aus, dass auch forschende Physiker so über Physik sprechen (würden), wie es in Lehrbüchern der Fall ist.
Da Physik-Lehrbücher normalerweis voraussetzen, was Physik ist, wird weder erläutert, wie Physik entstanden ist, noch wozu sie gut ist. Diese Fragen werden konventionell der Metaphysik oder der Naturphilosophie zugerechnet. Physik befasst sich mit einer Realität, nicht damit, weshalb diese uns interessiert.
Hier beobachte ich weder dern Gegenstand der Physik, noch weshalb es Physik gibt, sondern die in den Erläuterungen zur Physik verwendeten Begriffe. Es geht hier also nicht um Physik, sondern um die Sprache, die Physiker verwenden. Wenn in der Physik neue Begriffe eingeführt werden, wie das etwa in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mit dem Begriff Energie gemacht wurde, verändert das insbesondere, wie über den Gegenstand der Physik gesprochen wird.
Die Physik gewinnt nichts dadurch, dass sie ihre Symbole mehrfach codiert. "F" ist ein Wort wie "Kraft" und wenn beides dasselbe bedeutet, ist es eigentlich unsinnig zwei Worte zu verwende. Das physikalische "W" ist der Sache nach viel genauer definiert als das umangssprachliche Wort "Arbeit", das eben der umgangssprachlichen Erläuterung dient, die ich hier beobachte.[ ]

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Die folgenden Zitat stammen aus dem Lehrbuch Physik. Ein systemdynamischer Zugang. Der "systemdynamische Zugang" zeigt sich als eine Erläuterung der Physik in einer bestimmten formalisierten Sprache, die nicht für die Physik entwickelt wurde, sondern eine Ableitung der Systemtheorie darstellt, die J. Forrester für die Modellierung von Prozessen entwickelt hat.

Die Gegenstände der Physik als dynamische Systeme aufzufassen, erweist sich als plausibler - wenn auch immer noch umstrittener - Ansatz (vergl. dazu Karlsruher Physikkurs), der inbesondere die - didaktisch motivierten - Erläuterungen betrifft, weil sich die Physik dabei ja nicht wesentlich verändert. Dabei kommen auch systemtheoretische Begriffe und Vorstellungen ins Spiel.

Im Vorwort werden drei wichtige Unterschiede zu konventionellen Lehrbüchern genannt: 1) eine sachlogische, statt eine historische Entwicklung, 2) die Idee eines Energieträgers und 3) systemische Modellierung.
Bereits im Vorwort ist von einem Verständnis der grundlegenden Prozesse der Natur die Rede, was ein sehr konventionelles Verständnis der Autoren zeigt: Im Buch werden Prozesse modelliert, wozu das Wort "Natur" verwendet wird, bleibt ungeklärt.
Die Einführung behandelt Dynamische Prozesse. Dabei geht es also nicht um Physik, sondern um eine Theorie, durch welche die Gegenstände der Physik beobachtet werden.

Dynamische Prozesse

Die Aufgabe der Physik besteht darin, Bilder zu erzeugen, mit denen wir erklären können (S.2)
 

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Das ist eine sehr eigenwillige, metaphorische Bestimmung der Physik. Bilder erklären nichts. Physik erklärt nichts, sie beschreibt empirische Verhältnisse in Form von Gesetzen.

Alles fliesst [..] das Fliessen einer "Menge" oder eines "Stoffs" ..(S.2)

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Menge und Stoff sind in Anführungszeichen gesetzt, weil die Wörter noch nicht näher bestimmt sind und nicht recht passen.

Der sichtbare (anschauliche) Fluss des Wassers dient als Quelle für die Vorstellung von unsichtbaren Flüssen wie Wärme.

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Damit wird das Konzept der Didaktik beschrieben, und auch, was mit "Bild" gemeint ist.

Das Bild kann nun auf Prozesse übertragen werden, bei denen "unsichtbare" Mengen - wie Elektrizität oder Wärme - eine Rolle spielen(S.2)

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Hier ist "unsichtbare" in Anführungszeichen, aber unsichtbar ist ja kein kompliziertes Wort, nur Mengen sind nicht sichtbar oder unsichtbar: Elektrizität ist keine Menge! - jedenfalls wenn Menge im üblichen Sinn verwendet wird, also ein nicht weiter spezifiziertes, oft zählbares oder volumenhaftes Ausmass bezeichnet, für das ich auch viel oder sehr viel verwende. Ich spreche etwa von einer Menschenmenge oder sage, dass ich eine Menge Bier getrunken oder eine Menge Arbeit vor mir habe. Menge ist immer eine Menge von etwas.

Grössen, die fliessen .. (S.3)

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Hier ist von Grössen die Rede. Vermutlich ist wieder Menge gemeint. Grössen fliessen nicht. Eine typische Gösse etwa ist die Länge, Länge fliesst nicht und ist auch keine Menge.
Wasser fliesst, eine Menge Wasser fliesst - und so kann ich auch von Wärme sprechen.

Rechteck Menge statt Stock und Flow (Piplins und Ströme .. (S.3)

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Hier ist von Grössen die Rede. Vermutlich ist wieder Menge gemeint. Grössen fliessen nicht. Eine typische Gösse etwa ist die Länge, Länge fliesst nicht und ist auch keine Menge.
Wasser fliesst, eine Menge Wasser fliesst - und so kann ich auch von Wärme sprechen.

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