psychologische Richtungen
oder Schulen
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Psychologie ist ein Ausdruck, der für sehr verschiedene Auffassungen steht, wobei immer ein Verhalten einer "Psyche" zugerechnet wird, die dann Gegenstand der Lehre (Logie) ist.
Wenn ich an der Bezeichnung "Psychologie" festhallte, komme ich nicht umhin, verschiedene Psychologien funktional zu systematisieren. Ich mache dabei recht beliebige Differenzierungen, um eine Art Einheit zu bewahren, die es der Sache nach gar nicht geben kann, weil der Gegenstand der Lehre - die vermeintliche Seele - begrifflich nicht fassbar ist. ich unterscheide philosophische, wissenschaftliche, pädagogische und therapeutische Schulen ========== --------------

Natürlich ist das Verhalten von Menschen unabhängig von jeder Psychologisierung interessant. Anstelle von Psyche wurden in der mittelalterlichen Philosophie noch Seele und Geist unterstellt. In der Aufklärung wurden sprachliche Abgrenzungen gesucht und "Psyche" (bei C. Wolff: Bewusstsein) gefunden. W. von Humbolt konstrierte dann eine - völkische - Völkerpsychologie, wodurch der Ausdruck "Psychologie" im Sinne einer empirischen Sozialwissenschaft etabliert wurde. W. Wundt machte dann eine akademische Forschung daraus, die sich methodologisch der Physiologie anlehnte und in einer Schulpsychologie mündete, in welcher Behaviorismus und dieKulturhistorischen Schule (Kognitions/Motivationspsychologie) sich streiten. ======== <

Die wissenschaftliche Psychologie differenziert sich durch verschiedene Verhaltensmodellierungen.

Die antropologisch-evolutionär orientierten Ansätze sa/ehen sich als Alternative zum Behaviorismus. Einen wesentlichen Unterschied besteht darin, ob das Verhalten im Experiment oder in einer naturwüchsigen Umgebung beobachtet wird.
Als eigentliche Überwindung des Behaviorismus gilt aber die sogenannte kognitive Wende, in welcher die Blackbox der Behavioristen nicht mehr als undurchschaubar black, sondern zum einzig interessierenden Gegenstand der Forschung wurde. Als Kognitivisten bezeichne ich Vertreter der KI, die die menschliche Kognition als Funktion einer Maschine auffassen. Vielleicht gibt es keine strenge Kognitivisten, aber es gibt viele entsprechende Argumentationen, in welchen das Hirn als Maschine begriffen wird und das Denken mechanisierbar erscheint.
Der kognitivistische Ansatz ist nicht nur in der Psychologie entwickelt worden, sondern zunächst als mehr philosophische Denkt- oder Sprachheorie, in welcher etwa N. Chomskys und J. Searle vertreten sind. Diese Seite der KI wurde später als sprach-" oder "kopflastig" kritiseirt und durch "Embodyment" ersetzt.
Ich erkenne darin einen eigentlichen Paradigmenwechsel von der Wissenschaft zum Engineering, die ich später als Konstruktivismus nochmals aufgreife.

Das Implikation eines Homunkulus wurde durch den Kognitivismus nicht aufgehoben. Das nicht beobachtete Problem besteht darin, dass auch über diese Computer ganz psychologistisch gesprochen wird, schon bevor sie als Modelle in die Psychologie kommen.
Die kongitive Wende machte die wissenschaftliche Psychologie abstrakter oder philosophischer, weil die Psyche sich ja auch unter kognitive Gesichtspunkten nicht direkt beobachten, sondern nur modellieren lässt. Weiterentwicklungen des Kognitivismus' sind die psychologische Systemtheorien, psychologische Handlungstheorien und der Konstruktivismus.

In des Systemdynamics-Ansätzen der Psychologie werden "gute" oder "richtige" Denkstile propagiert, es handelt sich hauptsächlich um pädagogische "Forschung", in welcher weniger erforscht wird, wie das Denken funktioniert, sondern wie das - bereits bekannte - richtige Denken unterrichtet werden könnte.

Der Konstruktivismus (konstruktive Systemtheorie) macht eine weitere Wende: Die Blackbox wird wieder black, aber man muss sich dessen bewusst werden. In einer radikalen Form - etwa in der Schule von N. Luhmann - wird weder die Welt noch die Psyche beobachtet, sondern nur noch das Handeln als Kommikation.

Die beiden Hauptströmungen der Psychologie, als Behaviorismus und Kognitivismus, werden in einer dazu kritischen Psychologie aufgehoben, in welcher die Psyche nicht mehr als Erklärung oder Grund für ein Verhalten erscheint, sondern das Verhaltenn, das bislang Gegenstand der Psychologie war, in einer anderen - materialistischen - Theorie als reduzierte Tätigkeit erscheint.

Damit sind die wesentlichen Differenzierungen der Psychologie als Wissenschaft bezeichnet, wenn auch bei weitem nicht alle Differenzierung benannt sind. Die Psychologie hat sich aber nicht nur als Wissenschaft entwickelt, sondern war immer schon als Sozialisations-Technik konzipiert, die abweichendes Verhalten korrigieren soll.


Pädagogik und Therapeutik

Psychlogisches Wissen entsteht auch, wenn nicht vor allem, in einer reflektierten Praxis, in welcher das psychlogische Wissen gebraucht, angewendet und weiterentwickelt wird. Die Wortendung "-ik" lese ich als Verweis auf die Einheit der Differenz zwischen Praxis und Poiesis, wobei die Praxis die bewusste Reflexion als Lehre beinhaltet und die Poiesis die Institutionen, die sich auch in Artefakten zeigen, die den Handlungszusammenhangs konstituieren. Im weitesten Sinn geht es um eine - der Medizin nachempfundene - heilende Erziehung zu richtigem Verhalten, wobei einerseits ein unbewusst böses oder asoziales Wesen und andrerseits Gemütskranke auf den guten Weg gebracht werden. Ich unterscheide Pädagogik und Therapeutik als zwei verschiedene Perspektiven auf den jeweilig angestrebten Normal- oder Zielzustand. Die Pädagogik sieht das Normale in der Zukunft, die Therapeutik in der Vergangenheit vor der jeweilgigen Krankheit. Diese Psychologik ist in dem Sinne keine Wissenschaft, als sie nicht beschreiben oder erklären, sondern eingreifen und heilen will.

J. Herbart repräsentiert die Anfänge der psychlogischen Pädagogik, die zuvor durch E. Trapp mehr praktisch orientiert etabliert war. S. Freud die Anfänge der psychlogischen Therapeutik, die zuvor mehr auf Schockbehandlungen beruhte. J. Herbart grenzt sich mit dem Ausdruck Pädagogik von der "Psychologie" von W. von Humbolt ab, während der Mediziner S. Freud seine Therapie als Psychoanalyse bezeichnete, um die Konnotation zur psychiatrischen Medizin zu begründen.

Während die Pädagogik in der Volksschule institutionalisiert wurde und deshalb kaum Schulen begründen konnte, ist die Therapeutik weitgehend eine Privatsache geblieben und so stärker ausdifferenziert.


 
[J. Funke: Geschichte der Psychologie (eine chaotische, aber umfassende Auflistung)] [ ]
[K. Holzkamps Grundlegung (eine Zusammenfassung)]
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