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Als kognitive Wende gilt (oft oder vielen) die von F. Varela erfundene Kognitionswissenschaft. F. Varela verwendet dabei das Konzept von H. Maturana von Lebewesen abgelöst für Fragen, die sich in der KI-Forschungen ergeben.

Hier ist von einer spezifischeren Wende die Rede, durch welche der Behaviorismus durch einen Kognitivismus aufgehoben werden sollte.

In beiden Fälle fehlen Definitionen dafür, was mit Kognition bezeichnet wird, wobei F. Varela schreibt, dass ursprünglich das Problemlösen bezeichnet wurde, was mir immer noch sinnvoll scheint. Bei ihm geht es jetzt um ein Inszenieren.

Die ersten Wurzeln des Kognitivismus finden sich in den 1950er Jahren und basieren hauptsächlich auf den Arbeiten von Edward Tolman (Wegbereiter des Kognitivismus), Kurt Lewin (Gestaltpsychologe), Jerome Bruner (Initiator der kognitiven Wende – die Entwicklungsphase vom Behaviorismus zum Kognitivismus) und Jean Piaget (Entwicklungspsychologe). Weitere wichtige Vertreter des Kognitivismus sind Jerry Fodor mit seiner Modularitätstheorie des Geistes und Dietrich Dörner mit der PSI-Theorie.

Als Kognitive Wende bezeichne ich eine Entwicklung innerhalb Psychologie vom Behaviorismus hin zum Kognitivismus. Der Begriff der kognitiven Wende (englisch cognitive revolution) geht auf William Dember zurück, der ihn 1974 erstmals in einer Publikation verwendete. Über den Zeitpunkt, zu dem die Wende stattfand, besteht keine Einigkeit.

Eine wichtige Station in der kognitiven Wende war N. Chomskys Behaviorismus-Kritik (die selbst Gegenstand der Kritik ist), die er in seiner Besprechung von B.F. Skinners Buch Verbal Behavior formuliert hat. Berühmt wurde sein Satz: „It is quite possible − overwhelmingly probable, one might guess − that we will always learn more about human life and human personality from novels than from scientific psychology.“ (Language and Problems of Knowledge: The Managua Lectures, Lecture 5, 1988, S. 159) (Es ist durchaus möglich − überaus wahrscheinlich, könnte man annehmen − dass wir allemal mehr über menschliches Leben und menschliche Persönlichkeit aus Romanen lernen werden als durch die wissenschaftlich betriebene Psychologie.)

Pionierarbeit leistete Albert Bandura 1965 mit seinem „Bobo-doll-Experiment“, dessen Ergebnisse seiner Meinung nach nicht mehr mit behavioristischen Prinzipien erklärt werden konnten, sondern kognitive Prozesse verlangten (siehe Sozialkognitive Lerntheorie). Ausserdem hat Ulrich Neissers Cognitive Psychology von 1967 dem Erkenntnisstand der „kognitiven Psychologie“ in der Wissenschaftsgemeinde zum Durchbruch verholfen.

Als kognitive Wende bezeichne ich den "Paradigmenwechsel", in welchem die Blackbox der Behavioristen anstatt als undurchschaubar als einzig interessierender Gegenstand der Forschung angenommen wurde.

Es ist der Wechsel von der Naturwissenschaft zum Engineering. Unsere Auffassung von Konstruktivismus (konstruktive Systemtheorie) macht eine weitere Wende: Die Blackbox bleibt black, aber man kann sich dessen bewusst werden.

Als Kognitivisten bezeichne ich Vertreter der KI, die die menschliche Kognition als Funktion einer Maschine auffassen. Vielleicht gibt es keine strenge Kognitivisten, aber es gibt viele entsprechende Argumentationen: Das Hirn ist eine Maschine, Denken ist mechanisierbar, usw. (J. Searle).


 

Neuste Wende: ChatGPT

Verbal Behavior hat einen neuen Sinn bekommen: Die Chomsky-Wende besteht darin, nicht den Text zu beobachten ((V)erklären), sondern den "Mechanismus", der den Text hervorbringt: Bei Chomsky eine (angeborene Grammatik, die neurologisch begriffen/nachgewiesen werden müsste.
Jetzt haben wir einen Mechanismus, der nicht Angeorenes hat/braucht. Jetzt heisst die Wende nicht mehr kognitiv, weil der Mechanismus offenbar ohne denkenes Für-Wahrnehmen auskommt, sondern KI.


 

F. Varela über Kognitivismus
[ Blumstengel: Kognitivismus ]
[ Krist: Handeln und Denken ]


[ War die „Kognitive Wende“ eine wissenschaftliche Revolution?
  Warum Skinner kein kognitiver Psychologe sein wollte ]

[ wp mit der kritischen These, es handle sich nicht um einen Paradigmenwechsel, sondern um ein soziologisches Phänomen: Was wird (lieber) beobachtet ]