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kognitive Wende

Als Kognitionswissenschaft bezeichne ich - in Anlehnung an F. Vareela - ein .. Gemisch .. aus verschiedenen Disziplinen, in deren Zentrum der Kognitivismus steht.

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Geschichte der Kognitionswissenschaft

Die Entwicklung der Kognitionswissenschaft wird von manchen mit der Vorstellung einer so genannten „kognitiven Wende“ (ca. 1940–1970) in Zusammenhang gebracht. Bis dahin hatte in der Psychologie und der Philosophie des Geistes der Behaviorismus eine maßgebliche Rolle gespielt. Der Behaviorismus war als eine Reaktion auf die Probleme der Introspektion als einer psychologischen Forschungsmethode entstanden. Introspektive Berichte über das mentale Innenleben waren für die Wissenschaftler nicht von außen überprüfbar. Der Behaviorismus zog daraus die Konsequenz, dass sich die Psychologie auf eine Erforschung des Verhaltens beschränken müsse. In der Philosophie des Geistes ging etwa Gilbert Ryle noch einen Schritt weiter und behauptete, dass mentale Zustände nicht mehr als Verhaltensdispositionen seien. 1956 fand am Massachusetts Institute of Technology das Symposium on Information Theory statt, an dem sich die KI-Pioniere Allen Newell, Herbert A. Simon und Marvin Minsky, sowie der Linguist Noam Chomsky beteiligten. Chomsky präsentierte eine scharfe Kritik am Behaviorismus und stellte seine einflussreiche Transformationsgrammatik vor. Newell und Simon stellten den Logical Theorist vor, der erstmals selbständig ein Theorem der Mathematik „beweisen“ konnte. Wichtige Vorläufer dieser Entwicklung waren die Formulierung der Kybernetik durch Norbert Wiener und das Werk Alan Turings, der die Turingmaschine entwarf und den Turing-Test entwickelte. Die Kognitionswissenschaft, die sich im Kontext der beschriebenen Entwicklungen konstituierte, basierte auf einer zentralen Annahme, die das „Computermodell des Geistes“ genannt wurde. Damit ist die These gemeint, dass das Gehirn ein informationsverarbeitendes System sei und prinzipiell wie ein Computer arbeite. Die Unterscheidung zwischen Geist und Gehirn lasse sich analog zu der Unterscheidung zwischen Software und Hardware verstehen. So wie die Software durch Datenstrukturen und Algorithmen bestimmt sei, sei der Geist durch mentale Repräsentationen und Rechenprozesse bestimmt. So wie die abstrakte Beschreibung der Software möglich sei, ohne direkt die Hardware zu untersuchen, sollte eine abstrakte Beschreibung der geistigen Fähigkeiten möglich sein, ohne direkt das Gehirn zu untersuchen. Und so, wie die Existenz einer Softwareebene problemlos mit dem Materialismus zu vereinbaren sei, sollte auch die mentale Ebene in eine materialistische Interpretation eingebettet sein.

Geschichte

Im 20. Jahrhundert musste sich die wissenschaftliche Untersuchung der Kognition erst wieder gegen die behaviouristische Verdrängung des Kognitiven und des Bewusstseins durchsetzen. Dieser Prozess (oft als „kognitivistische Wende“ bezeichnet) begann in den 1960er Jahren und kann mit der allgemeinen Anerkennung der Kognitionswissenschaften heute als abgeschlossen betrachtet werden. (siehe auch Rahmenbedingungen der Psychologie) Eine Rolle spielten hier u.a. der Erfolg der auf Piaget zurückgehenden Entwicklungspsychologie, die von Chomsky eingeleitete kognitive Linguistik, die sich ausdrücklich an der Theorie formaler Systeme orientierte, sowie Lashleys Theorie der erworbenen Fertigkeiten bei gleichzeitigem Versagen des Behaviourismus, komplexes Problemlöseverhalten zu konditionieren. Hinzu trat die technische Entwicklung der ersten Digitalcomputer und deren beschleunigte Weiterentwicklung. Während zu Beginn der kognitivistischen Wende Untersuchungen der Microkognition (also vor allem neurowissenschaftliche Untersuchungen der konkreten Verarbeitungsweisen im Gehirn) eine untergeordnete Rolle spielten, haben sie mit der rasanten Entwicklung der Neurowissenschaften und dem ihnen begegnenden öffentlichen Interesse eine gleichberechtigte Stellung eingenommen. Zu diesen Untersuchungen gehören Studien an gehirngeschädigten Patienten, welche schon früh die These der Modularität des Geistes untermauerten, als auch Test an wachen Probanden und eine Fülle von Tierversuchen (siehe Forschungsmethoden Biopsychologie). Insbesondere in diesem Bereich schreitet das Wissen über die Informationsverarbeitung im Gehirn aufgrund neuer technischer Möglichkeiten der Beobachtung und Aufzeichnung von Gehirnaktivitäten voran. Die kognitivistische Wende erreichte zuletzt auch die Ethologie, indem heute die kognitive Ethologie versucht, tierisches Verhalten durch Theorien tierischer Kognitionen (also auch begriffsähnlicher Repräsentationen) zu erklären.

http://www.kognition.at/index.php5/Kognitionstheorien


 
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