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Psychologie ist ein Ausdruck, der für sehr verschiedene Auffassungen steht.
Ich mache also recht beliebige Differenzierungen, um eine Art Einheit zu bewahren, die es der Sache nach gar nicht geben kann, weil der Gegenstand der Lehre - die vermeintliche Seele - begrifflich nicht fassbar ist. Wenn ich am Ausdruck "Psychologie" festhallte, komme ich nicht umhin, verschiedene Psychologien funktional - und mithin beliebeig - zu systematisieren.
Eine praktische Funktion der Psychologie sehe ich in der Erziehung im weiteren Sinne, also in der Assimilation in das jeweilige Normal(gebildet)sein der jeweiligen Zivilisation (was S. Freud, der berühmteste aller Psychologen, in einer eigenwilligen Verdrehung als Ursache für Das Unbehagen in der Kultur hervorgehoben hat).
Als Lehre ist die Psychologie mehrfach gespalten, was hauptsächlich mit der Entwicklung der Wissenschaft zu tun hat. Das soll hier Thema sein. In diesem Sinne geht es hier nicht um die Psychologie, sondern um Psychologien und ihre Geschichten.
Das Wort "Psychologie" scheint eine "humanistische" Schöpfung um 1500, die von Melanchthon in die deutsche Sprache übernommen und von C. von Wolff (1700) als empirische Psychologie etabliert wurde.

Als praktisches Anliegen der Psychologie erkenne ich die gelungene Assimilation und damit verbunden die beiden Fragen:

  • unter welchen Bedingungen gelingt die Assimilation?
  • wie kann die Assimilation effizient unterstützt werden?
  • Die erste Frage begründet die Psychologie als Wissenschaft. Die zweite Frage begründet die Pädagogik als Mitarbeiterführung und allerlei Therapien oder Wiederherstellungen gegen konstatierte Abweichungen.

    Die in der Psychologie gemeinte Assimilation betrifft das Verhalten von Individuen, die sich mehr oder weniger anpassen können. Dabei muss das Individum einerseits für wahr nehmen (können), welchen Anforderungen es genügen sollte, und andrerseits muss es motiviert sein zu tun, was es tun soll. Diese beiden Aspekte erscheinen in der Psychologie als Kognition und Emotion.

    Psychologie als Wissenschaft

    Kognition und Emotion haben einen Träger, der sich den Naturwissenschaften im engeren Sinne entzieht und in der Philosophie zunächst als Seele bezeichnet wurde, was im pseudogriechischen Ausdruck "Psyche" für Seele aufgehoben ist. Meine Psyche zeigt sich je mir selbst als reflektierbare Disposition der mir möglichen Empfindungen und Gefühlen und je anderen, also insbesondere objektiven Wissenschaftlern ausschliesslich in Form meines Verhaltens, wozu auch gehört, was ich wie - unter unter welchen, allenfalls experimentellen Bedingungen - sage.

    Die Unterscheidung zwischen erlebten Empfindungen, die ich nur bei mir selbst beobachten kann, und Verhaltensweisen, die ich bei anderen beobachten kann, begründet zwei verschiedene Psychologiearten, die ich zunächst salopp als philosopisch-geisteswissenschaftliche und als wissenschaftliche Psychologie unterscheide.

    Die Wissenschaft hat dazu neben der eigentlichen, dann "Naturwissenschaft" genannten Wissenschaft, eine Verhaltenswissenschaft hervorgebracht, die sich in formalen und methodologischen Hinsichten an den Naturwissenschaften orientierten, aber diese auch veränderten, indem sie durch statistische Methoden bedingte Wahrscheinlichkeiten einführten. Als Wissenschaft ist die Psychologie eine Verhaltenswissenschaft, die sich mit Erklärungen von "psychischen" Verhaltensweisen befasst.

    Als psychisches oder psychisch bedingtes Verhalten bezeichne ich ein kontingentes Verhalten, welchem ich eine Begründbarkeit zurechne. Ich selbst verhalte mich so oder so, weil ich dafür jeweils gute Gründe habe. Als Verhalten überhaupt bezeichne ich Orts- und/oder Zustandsänderungen eines Systems, die ich als strukturell gekoppelt auffasse, also auf mitbeobachtete Bedingungen beziehe, wobei ich nur dann von einem Verhalten spreche, wenn die Energiequelle des Verhaltens im sich verhaltenden System enthalten ist. Ein Apfel, der vom Baum fällt, zeigt kein Verhalten, eine Sonnenblume, die sich - mit eigener Kraft - der Sonne zu wendet dagegen schon. Die Sonnenblume zeigt mir aber kein psychisches Verhalten, weil ich nicht beobachten kann, dass sie eine Wahl hat.

    Die wissenschaftliche Psychologie differenziert sich durch verschiedene Verhaltensmodellierungen.

    Die antropologisch-evolutionär orientierten Ansätze sa/ehen sich als Alternative zum Behaviorismus. Einen wesentlichen Unterschied besteht darin, ob das Verhalten im Experiment oder in einer naturwüchsigen Umgebung beobachtet wird.
    Als eigentliche Überwindung des Behaviorismus gilt aber die sogenannte kognitive Wende, in welcher die Blackbox der Behavioristen nicht mehr als undurchschaubar black, sondern zum einzig interessierenden Gegenstand der Forschung wurde. Als Kognitivisten bezeichne ich Vertreter der KI, die die menschliche Kognition als Funktion einer Maschine auffassen. Vielleicht gibt es keine strenge Kognitivisten, aber es gibt viele entsprechende Argumentationen, in welchen das Hirn als Maschine begriffen wird und das Denken mechanisierbar erscheint.
    Der kognitivistische Ansatz ist nicht nur in der Psychologie entwickelt worden, sondern zunächst als mehr philosophische Denkt- oder Sprachheorie, in welcher etwa N. Chomskys und Searle vertreten sind. Diese Seite der KI wurde später als sprach-" oder "kopflastig" kritiseirt und durch "Embodyment" ersetzt.
    Ich erkenne darin einen eigentlichen Paradigmenwechsel von der Wissenschaft zum Engineering, die ich später als Konstruktivismus nochmals aufgreife.

    Die kongitive Wende machte die wissenschaftliche Psychologie abstrakter oder philosophischer, weil die Psyche sich ja auch unter kognitive Gesichtspunkten nicht direkt beobachten, sondern nur modellieren lässt. Eine Entwicklung des Kognitivismus ist die Systemtheorie und der Konstruktivismus.

    Konstruktivismus (konstruktive Systemtheorie) macht eine weitere Wende: Die Blackbox bleibt black, aber man sich sich dessen bewusst werden.

    ------------ Pädagogik... Johann Friedrich Herbart, ab 1809 Nachfolger Immanuel Kants auf dessen Königsberger Lehrstuhl, bemühte sich mit zahlreichen Veröffentlichungen um eine eigene Lehre der Psychologie (siehe die entsprechenden Angaben dazu in dem Namensartikel zu Herbart 1816, 1824, 1839–1840 und 1840). Dies ist deshalb nicht so geläufig, da Herbart vornehmlich als Begründer der wissenschaftlichen Pädagogik gilt. 1896 verwendete Sigmund Freud zum ersten Mal den Begriff Psychoanalyse. Das Strukturmodell der Psyche, auch „zweite Topik“ genannt, ist ein von Sigmund Freud beschriebenes Modell der Psyche des Menschen. Danach besteht sie aus drei Instanzen mit unterschiedlichen Funktionen: dem Es, dem Ich und dem Über-Ich. Freud arbeitete dieses Modell erstmals 1923 in seiner Schrift Das Ich und das Es aus. Das Modell wird auch als „zweites topisches System“ und als „Drei-Instanzen-Modell“ bezeichnet. Die Tierpsychologie (heute: Verhaltensforschung) sonderte sich im frühen 20. Jahrhundert unter Konrad Lorenz als eigenständiges Fach von der Psychologie ab. Sie ging ebenfalls maßgeblich vom ehemaligen Lehrstuhl Kants aus. ------------------------ das Denken hat auch eine objektive Form in der Logik, wo die Psychologie gerade nicht interessiert -------------- Wenn Menschen für ihren Unterhalt sorgen, schaffen sie eine dafür geeignete Umwelt, statt auf die Umwelt zu reagieren: sie handeln. "Verhalten" resultiert aus einer Beobachterperspektive, die idealtypisch von behavioristischen Wissenschafter eingenommen wird. Der Systemtheoretiker Wiliam Powers bezeichnet Verhalten als Kontrolle der Wahrnehmung. ======== ? Die kognitive Wende und die Psychologie heute[Bearbeiten] George A. Kelly entwickelt in den 1950er Jahren die Theorie der persönlichen Konstrukte als Gegenpol zum Behaviorismus und der Psychoanalyse. In den 1970er Jahren löste dann der Informationsverarbeitungsansatz den Behaviorismus als führendes Paradigma ab, es begann die Kognitive Wende in der Psychologie. Dies lag jedoch nicht in einer theoretischen Untauglichkeit des Behaviorismus begründet, sondern in einem Wechsel der Interessen der Scientific Community. Themen wie Aufmerksamkeit, Denken oder Kognition und Emotionen traten dabei in den Vordergrund. Im Gegensatz zum Behaviorismus, der die Funktionsweise des Gehirns methodisch unberücksichtigt ließ und deswegen oft als Blackbox-Psychologie (oder wegen der zahlreichen Tierversuche „Ratten-Psychologie“ oder „Rats-and-Stats“ – „Ratten und Statistik“-Psychologie) bezeichnet wurde, ging man dazu über, auch Art und Funktion von Selbstwahrnehmungen, also bewusst gewordener Vorgänge zu erforschen. Der Computer wurde zur Metapher des menschlichen Geistes, wenngleich man sich der Beschränkungen des Computermodells schnell bewusst wurde, da beispielsweise die Parallelverarbeitungsleistungen des Gehirns als komplexes System damit nur schwer erklärbar sind. Der Fehler, einen Computer, also ein Produkt des menschlichen Geistes mit diesem gleichzusetzen ähnelt dem Vergleich der Arbeitsweise des menschlichen Gehirns mit einem, ebenso von diesem geschaffenen, Faustkeil. Neben diese Sichtweise trat in den 1980er Jahren daher der Konnektionismus, dessen zentrales Konstrukt Netzwerke sind. Insgesamt erwiesen sich Modelle auf Basis der Netzwerktheorie, auch durch Einbezug neuerer formaler Modellierungsmöglichkeiten, wie z. B. neuere Markov Prozesse, für die kognitiven Ansätze als sehr fruchtbar. Hinzu kamen weiterhin z. B. Einflüsse aus dem Konstruktivismus, der Kybernetik und der Systemtheorie. Auch auf die Gestaltpsychologie wurde wieder zurückgegriffen, bzw. es wurde wieder daran angeknüpft. Jean Piaget, Ulrich Neisser und Noam Chomsky galten hier als wichtige Schöpfer neuer Ansätze. Für die Psychologie bedeutete dies, dass sich einzelne Bereiche nebeneinander wieder stärker ausbilden konnten, neben der Kognitionspsychologie auch die Biopsychologie mit ihren Unterbereichen, die beide einen großen Bestandteil der Kognitiven Neurowissenschaften darstellen. Demgegenüber spielen aber gleichzeitig auch verhaltensorientierte Ansätze wieder eine sehr starke Rolle, so dass innerhalb der Disziplinen der Psychologie verschiedene Ansätze gleichberechtigt nebeneinander existieren und flexibel bezogen auf eine Fragestellung genutzt werden können, ohne gegen irgendeine Konvention zu verstoßen, was derzeit das Fach Psychologie allerdings auch äußerst komplex macht. ======= Die Unterscheidung zwischen Erklären und Verstehen geht auf Wilhelm Dilthey (1833–1911) zurück. [2] ---------------------------------

    Als Psychologie bezeichne ich eine Menge von akademischen und von pragmatischen Lehren, die teilweise kaum Berührungspunkte haben, aber sich mit dem Verhalten von Menschen befassen und dieses einer "Psyche" zurechnen, die dann Gegenstand der Lehre ist.

    Natürlich ist das Verhalten von Menschen unabhängig von jeder Psychologisierung interessant. Anstelle von Psyche wurden in der mittelalterlichen Philosophie noch Seele und Geist unterstellt. In der Aufklärung wurden sprachliche Abgrenzungen gesucht und "Psyche" (bei C. Wolff: Bewusstsein) gefunden. W. von Humbolt konstrierte dann eine - völkische - Völkerpsychologie, wodurch der Ausdruck "Psychologie" im Sinne einer empirischen Sozialwissenschaft etabliert wurde. W. Wundt machte dann eine akademische Forschung daraus, die sich methodologisch der Physiologie anlehnte und in einer Schulpsychologie mündete, in welcher Behaviorismus und dieKulturhistorischen Schule (Kognitions/Motivationspsychologie) sich streiten.

    Der pragmatische Teil der Psychologie befasst sich mit gutem Leben in zwei grundlegenden Perspektiven, die heute als Pädagogik und als Psychotherapie bezeichnet werden. Im weitesten Sinn geht es um eine - der Medizin nachempfundene - heilende Erziehung zu richtigem Verhalten, wobei einerseits ein unbewusst böses oder asoziales Wesen und andrerseits Gemütskranke auf den guten Weg gebracht werden.

    Diese Psychologie ist indem Sinne nicht Wissenschaft, als sie nicht beschreiben oder erklären, sondern eingreifen und heilen will.

    J. Herbart repräsentiert die Pädagogik und S. Freud die Therapie. J. Herbart grenzt sich in Königsberg mit dem Ausdruck Pädagogik von der "Psychologie" von W. von Humbolt ab, während der Mediziner S. Freud seine Therapie als Psychoanalyse bezeichnete, um die Konnotation zur psychiatrischen Medizin zu begründen.


    2 Geleise

    Das sind zum einen Kinder, die pädagogisch betreut werden - was am Anfang der Psychologie steht - und andrerseits Gemütskranke, die therapiert werden, was S. Freud erfunden hat. Vor Freud wurden Gemütskranke als Kranke mit besonderen Krankheiten medizinisch behandelt oder in Anstalten isoliert und vor ...
    In der Ausdifferenzierung gibt es dann beispielsweise auch Verkehrspsychologen, die Verkehrssünder behandeln.

    Der akademische Teil der Psychologie produziert Erklärungen für menschliches Verhalten.

    Es gibt ein paar etablierte Schulen ...
    Kulturhistorischen Schule
    Behaviorismus
    Psychoanalyse
    kritische Psychologie

    und es gibt ein paar etablierte Helden ...
    W. Wundt
    B. Skinner
    S. Freud
    K. Holzkamp
    J. Piaget

    und es gibt ein paar willkürliche Teilgebiete ...
    Sozialpsychologie
    Kinische Psychologie


     
    [J. Funke: Geschichte der Psychologie]
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