zurückH Crashkurs:  Konstruktive Systemtheorie          Inhalt       Forum Crashkurse       rückwärts - Seite 21 - vorwärts

Terminologie

Quasi historisch kann ich die Systemtheorie als "Techniktheorie" sehen, weil sie - als Kybernetik - in der Automatisierungstechnik entwickelt wurde (Anmerkung 1). Dabei kann ich die Systemtheorie - wie etwa in der Ausbildung der Ingenieure - neben Statik und Materialkunde usw. als Teil des Wissens über die Technik sehen. Die Systemtheorie hat dann aber keine theoretische Funktion, sondern ist Teil der Lehre, wie man beispielsweise eine geregelte Heizung konstruieren muss. Für technische Artefakte brauche ich keine Theorie im eigentlichen Sinne des Wortes, weil ich mit Theorien ja Analogien zu technischen Artefakten plausibilisiere. Wenn ich "erklären" will, wie eine Heizung funktioniert, konstruiere ich eine Heizung. Dann muss ich aber keine Analogie mit einem andern Phänomen begründen, die Heizung spricht quasi für sich selbst, ich beschreibe lediglich, was ich konstruiert habe. Natürlich kann ich dabei allgemeine und formale Begriffe wie Operation, Prozess oder Struktur verwenden, das macht aber aus meiner Beschreibung keine Theorie (Anmerkung 2).

          

Wo ich in der Systemtheorie Mechanismen beschreibe, verwende ich naheliegenderweise die Terminologie der Technologie. Diese Terminologie ist natürlich ihrerseits von der Perspektive abhängig, unter welcher ich die Technologie sehe. Naive Technologien sind Geschichten der Technik, also Listen von Erfindung in der Reihenfolge ihres zeitlichen Erscheinens. Solche "Technologien" begründen keine Terminologie, weil sie in der Alltagssprache erzählt werden. In diesen Geschichten werden Ausdrücke wie Maschine oder Automat quasi als Eigennamen anstatt kategoriell verwendet. Die Trett-Nähmaschine heisst Maschine, obwohl man treten muss und der Zigrettenautomat heisst Automat, obwohl er nichts automatisches tut. Ich werde eine genetisch-logische Lehre der Technik darstellen und so einige wichtige Ausdrücke terminologisch festlegen.

Terminologien sind immer auch Ausdruck von einem bestimmten sachlichen oder theoretischen Verständnis. Einige der zentralen Begriffe meiner Systemtheorie haben in der Technologie eine anschauliche Bedeutung, eben weil ich die Begriffe anhand der Technologie entwickle.


 


Die Technologie

Quasi-etymologisch verstehe ich den Ausdruck "Technologie" als Lehre (Logie) der Technik, ich verwende ihn für die begriffliche Darstellung der Produkte und Prozesse der Technik. Technik (Techne) verwende ich im doppelten Sinne für die Kunst des Effizient-Seins. Einerseits verwende ich den Ausdruck als Produkt-Bezeichner für Artefakte wie Werkzeuge, die uns effizient machen und andrerseits verwende ich den Ausdruck als Prozess-Bezeichner für effizientes Verhalten, wenn ich etwa von Verhandlungstechnik oder der Technik eines Künstlers oder eines Fussballers spreche. Im Kontext der Produktion dient die Technik dem Aufheben von Arbeit. Ein Roboter kann einen Arbeiter ersetzen, ein PC kann eine Sekretärin zehn Mal schneller machen. Im Kontext der Systemtheorie sehe ich den Sinn der Technik in der Entwicklung der Technologie, also in der Entwicklung des Wissens darüber, was wie funktioniert. Die Entwicklung von immer komplizierteren Mechanismen erlaubt die Erklärung von immer komplexeren Phänomenen (Anmerkung 3).

Der Ausdruck "Technologie" wurde 1777 durch J. Beckmann eingeführt und bezeichnet dort vor allem die Bemühung Wissen in den Dienst der Technik zu stellen (Anmerkung 4). Im Kontext der Systemtheorie geht es umgekehrt vor allem darum, die Technik in den Dienst des Wissens überhaupt zu stellen. Die Technologie liefert die Terminologie und die begrifflichen Konzepte, die der Systemtheorie zugrunde liegen. Die Technologie entwickelt sich zusammen mit den in ihr beschriebenen Artefakten und Operationen. Sie dient einerseits den Ingenieuren beim Entwickeln von neuen Techniken, weil sie die fundamentalen technischen Gesetzmässigkeiten enthält, und andrerseits liefert sie die Begrifflichkeit für konstruktive Erklärungen. Wer konstruktive Erklärungen macht, verwendet - wie bewusst auch immer -Technologie.

Die Technologie im weiteren Sinne kann ich in verschiedenen Sprachtypen von der inhaltlich gebundenen Alltagssprache bis hin zu reinen Kalkülen darstellen. In Alltag spreche ich von etwa von einer Bohrmaschine oder einem Automotor, im Kalkül kommen nur noch mathematische Formeln wie x=(f)y vor (Anmerkung 5). Die Technologie enthält Wissen in Form von abstrakten Verallgemeinerungen und Formalisierungen, die anhand von Mechanismen gewonnen werden. Rückblickend lassen sich die konkreten Mechanismen dann als Verkörperungen von dahinterliegenden mechanischen Prinzipien auffassen. Diese Prinzipien bilden das Gerüst der Technologie. Die Technologie beruht also auf der Entwicklung der Technik, sie gibt aber umgekehrt auch eine kategoriale Logik, um die Entwicklung der Technik zu rekonstruieren.


Anweisungen:

Mach Dir bewusst, wie Du den Ausdruck Technologie im Alltag verwendest.
Mach Dir bewusst, welchen Stellenwert die Technologie in Deinem historischen Wissen hat.

    

Es geht hier primär darum, sich Technologie etwas zu sensibilisieren.


 

Beispiel:
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Metakommunikation

Hier geht es natürlich nicht um die Technologie als solche, sondern nur um bestimmte Aspekte, die für die Systemtheorie relevant sind. Die Systemtheorie verwendet vor allem das technologische Wissen über Steuerung und Regelung von Automaten. Ich stelle die Entwicklung der Technik deshalb unter diesem Gesichtspunkt dar.

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