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Verhalten verwende ich nur als Substantiv: "Sein Verhalten ist eigenartig. Das Verhalten des Systems hängt von bestimmten Bedingungen ab".
Das von Duden und Konsorten gemeinte Verb "verhalten" wird (praktisch immer) reflexiv verwendet: sich verhalten.
Ich verwende "verhalten" nicht als Verb. Ich verwende das Verb "sich verhalten".  

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  sich verhalten  
  machen.htm  
  tun
  handeln  
 
  Tätigkeit  

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mit Tieren kann ich wie mit Menschen sprechen: Sowas tut man doch nicht !! zu meinem Hund. Aber ich sage nicht, dass Tiere etwas tun, für Tiere (und Maschhinen) verwende ich machen Verhalten ist von aussen, sich verhalten ist von innen hier geht es um die Generalisierung, die sich in den Verben tun und machen zeigt. Ein Mensch zeigt ein Verhalten, dem ich eine Absicht zurechne. Menschen können sich auch ohne Absicht verhalten ?? Sie können stolpern und hinfallen unbewusste Motivation ?? Er tut etwas, ohne es zu merken. Ich gähne und ich atme. Natürlich halte ich meinen Körper aufrecht, ich balanciere.... ======schwimmen ist ein Verhalten , aber nicht, wenn ein Stück Holz schwimmt. obwohl ich auch das beobachten kann ?? (eigentlich NICHT: ich kann beobachten: - ob es oben bleibt oder langsam untergeht - ob es treibt oder nicht in diesen Fällen beobachte ich aber nicht das Holz, sondern die Situation, in welcher das Holz vorkommt Schwimmen bezeichnet zwei sehr verschiedene Sachen, die nicht mit einem und verbunden werden können: WP: Schwimmen bezeichnet das Schweben eines Körpers in einer Flüssigkeit und die Fortbewegung von Lebewesen im Wasser. mmmmmmmmmmmmmmm

"Verhalten" verwende ich
- allgemein im Sinne von Systemlehren und
- spezieller im Sinne der Verhaltenswissenschaften, die sich mit Lebewesen oder mit autopoietischen Systemen befassen.

Als Verhalten bezeichne ich beobachtbare Zustandsfolgen (kybernetische Transition) einer Instanz, die ich als System beobachten kann.
Was ich nicht als System beobachten kann, zeigt kein Verhalten.

Beispiele:
Das "Verhalten" meiner Heizung: Meine Heizung gibt beispielsweise zu einem bestimmten Zeitpunkt mehr Wärme ab als zuvor, weil es kälter geworden ist - sie hat ihren Zustand - beobachtbar und konstruktiv vorgesehen - verändert.
Bei einem Stein oder einem Hammer kann ich kein Verhalten beobachten.

Ich kann in einer Aussensicht über mich sprechen, weil ich bedenken kann, wie mein Tun von aussen gesehen erscheint. Typischerweise spreche ich nur über mein Verhalten, wenn ich begründen muss, warum ich einer (von mir gemeinten) Erwartung oder einer Forderung nicht gerecht werde. "Ich verhalte mich so, weil ich mich unwohl fühle." oder "Ich verhalte mich korrekt." br>Ich verhalte mich nicht, ich tue etwas. Wenn ich sage, dass sich jemand "verhält" ("er hat sich sehr (un)anständig verhalten"), abstrahiere ich von seinem Tun. Im Ausdruck System ist diese Abstraktion bereits enthalten, weil ich - in der Kybernetik von N. Wiener explizit - Mensch und Maschine gar nicht unterscheide.

Erläuterungen:
Ich unterscheide drei Arten der Beobachtung von Verhalten (N. Wiener hat sie mit seiner kybernetischen Teleologie kritisiert):
Naturwissenschaft: Ursache - Wirkung
Behaviorismus: Reiz - Reaktion
Transzendenz: Verhalten - Ziel (eigentliche Teleologie)

Naturwissenschaft beobachten Transitionen, die sie auf Energiedifferenzen, die sie als Ursache bezeichnen, zurückführen können.
Behavioristen (im klassischen oder engeren Sinn) beobachten Transitionen in Abhängigkeit von Reizen und bezeichnen sie als Reaktionen. Sie beobachten, was auf Reize reagieren kann.
Philosophen (gesunder Menschenverstand) beobachten Transitionen, die weder Ursachen haben noch durch Reize erklärbar sind, sondern einen - teleologischen - Sinn haben.

Wenn ich Verhalten beschreibe, beschreibe ich beschreibe nicht das Tun, sondern die Weise, wie das Tun erscheint, also das, was davon sichtbar ist.

Von einem System spreche ich, wenn ich ein Phänomen einem geregelten Mechanismus erkläre. Die Heizung ist eine Heizung. Ich beschreibe sie aber als (thermostaten)geregeltes System, wenn ich ihr Verhalten erklären will. Dass die Heizung rostet ist konstruktiv nicht vorgesehen. Deshalb bezeichne ich solche Veränderungen nicht als Verhalten.

Was "konstruktiv vorgesehen" ist, entscheide ich durch die Definition des Systems, das ich für meine Erklärung verwende. Die Definition zeigt sich in einer Menge Variablen und deren Verknüpfungen.

Die konstruktiv vorgesehenen Zustandsänderungen umfassen auch, dass sich ein System zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht verändert. Die thermostatengeregelte Heizung reagiert auf die Temperatur des Thermometers. Sichtbar wird das bei Temperaturschwankungen, aber das Heizungssystem verhält sich natürlich auch, wenn sie ihren Zustand nicht ändert.

Von Verhalten spreche ich in der Perspektive des konstruierenden Beobachters. Wenn ich im Verhalten einen subjektive Sinn erkenne, spreche ich von Handlungen.
Wenn ich das Verhalten anweisend beschreibe, nenne ich es Verfahren. Ich kann also beispielsweise ein webendes System (das Weben eines Menschen oder eines Webstuhls erklärend) als ein sich verhaltendes System beobachten. Wenn ich einen webenden Menschen beobachte, kann ich wahrnehmen, dass er etwas sinnvolles tut, also handelt. Wenn ich einen Webstuhl beobachte, kann ich wahrnehmen, dass der Webstuhl in seinem Verhalten keinen Sinn erkennen kann, dass aber der Weber, der mit dem Webstuhl arbeitet, etwas sinnvolles tut. Und wenn ich jemandem sage, wie er weben muss, dann beschreibe ich seine Operationen oder eben das Verfahren.

Mein Herz zeigt ein Verhalten, es verfolgt kein teleologisches Ziel und keinen Sinn. (siehe dazu Organismus: ich atme nicht, mein Körper tut es)


 

"Verhalten" resultiert aus einer Beobachterperspektive, die idealtypisch von Behavioristen eingenommen wird.

W. Powers bezeichnet die Funktion von Verhalten als Kontrolle der Wahrnehmung. Ich fahre beispielsweise nach Paris (Verhalten), wenn ich den Eifelturm sehen will (Wahrnehmung). Automaten verhalten sich so, dass ihr kybernetisches Ziel aufrechterhalten bleibt. Die thermostatengeregelte Heizung verhält sich so, dass die Temperatur des Thermometers beim Sollwert bleibt. In einem metaphorischen Sinn kann man sagen, dass das Thermometer beispielsweise die Raumtemperatur beobachtet oder wahrnimmt.

siehe auch Verhaltensmuster, Verhaltenswissenschaft

Literatur

"Unter Verhalten verstehen wir die Haltungs- und Standortveränderungen eines Lebewesens, die ein Beobachter als Bewegungen oder Handlungen in bezug auf eine bestimmte Umgebung (Milieu) beschreibt" (H. Maturana: Baum:150).

Was Zustandsänderung operativ formuliert heisst, hat Ernst von Glasersfeld in "Kybernetik, Erfahrung und der Begriff des Ich (154ff)" in Anlehnung an J. Piaget's Objektpermanenz beschrieben.

Bei der Darstellung der verschiedenen Theorieansätze tritt folgendes Problem auf: Die zitierten Autoren unterscheiden nur selten konsequent zwischen Tun, Verhalten und Handeln. Während ich (mit Janich 2009) zwischen (bloßem) Verhalten wie ermüden, aufwachen oder verdauen und Handeln wie gehen, schwimmen oder Rad fahren unterscheide, benutzen viele Autoren Handeln und Verhalten als weitgehend synonym. Der Leser muss also leider selbst herausfinden, was jeweils gemeint ist. Siegfried J. Schmidt: Die Endgültigkeit, S.21


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[ cop sich verhalten (reflexiv) - verhalten / handeln ] [ "Sich verhalten" zeigt Haltung – "Verhalten" zeigt Muster. ]
[ cop Träger des Verhaltens ]
[ wp ] [ 29. 9.25 ]