Siegfried J. Schmidt: Die Endgültigkeit der Vorläufigkeit. Prozessualität als Argumentationsstrategie. Velbrück Wissenschaft, Weilerswist 2010
Textstellen
"Bei der Darstellung der verschiedenen Theorieansätze tritt folgendes Problem auf: Die zitierten Autoren unterscheiden nur selten konsequent zwischen Tun, Verhalten und Handeln. Während ich (mit Janich 2009) zwischen (bloßem) Verhalten wie ermüden, aufwachen oder verdauen und Handeln wie gehen, schwimmen oder Rad fahren unterscheide, benutzen viele Autoren Handeln und Verhalten als weitgehend synonym. Der Leser muss also leider selbst herausfinden, was jeweils gemeint ist." (S.21)
Als Beobachter fungierende Aktanten werden erst im Prozess des Beobachtens »hergestellt«, sie sind keine Vorab-Gegebenheiten, sondern Prozess-Resultate. Damit wird die Position des klassischen Konstruktivismus verlassen, der zwar die Objekt Seite des Subjekt-Objekt-Verhältnisses in Frage stellt, die Subjekt-Seite aber unproblematisiert voraussetzt bzw. ontologisiert. • Beobachter wie Beobachtetes entstehen im Beobachtungsprozess. Ohne Gegenstandskonstitution lässt sich kein Bewusstsein denken, ohne Bewusstsein keine Gegenstandskonstitution.
H. R. Maturana bezeichnet nur solche Beobachtungen als Beobachtungen, die bewusst und intentional durchgeführt werden. Ganz anders sieht J. G. Juchem das Problem: Der Beobachter »(…) beobachtet, meist ohne zu wissen, daß er beobachtet. Daß er es nicht weiß, ist aber gerade der springende Punkt dafür, daß der Mensch der Alltagswirklichkeit die ihn umgebende ›Welt‹ als objektive Realität empfindet.« (1996:31) Die Differenz zwischen den beiden Auffassungen erklärt sich wohl schlicht daraus, dass Maturana von intentionalem Beobachten spricht, Juchem dagegen von Beobachtungserlebnissen.