Kategorienfehler        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]
 
bild

Eine ganz andere Art von "Kategorienfehlern" behandle ich unter Vierbeiner, wo es um unsinnige Klassifikationen geht.

Als Kategorienfehler bezeichne ich - in Anlehnung an G. Ryle - die Verwendung eines Ausdrucks auf eine Weise, die nicht dem kategoriellen Typ des Ausdrucks entspricht. Der kategorielle Typ eines Ausdrucks wird durch die Menge der Sätzen bestimmt, die einen Rahmen für die Einsetzung des Ausdruckes bilden.

Beispiel:
für einen Rahmensatz: "Aristoteles war ein griechischer […]".
Die Ausdrücke, die man einsetzen kann, gehören zum gleichen kategoriellen Typ.
Hier etwa: "Philosoph", "Dichter", "Bildhauer", "Politiker" usw.
aber nicht: "Planet", "Syllogismus" oder "Gedanke"

G. Ryle gibt keine Definition des Kategorienfehlers. Er beschreibt das Verfahren anhand von - oft unglücklich einfältigen - Beispielen:
Das wohl berühmteste ist der Besucher der Universität Oxford, der nachdem ihm Colleges, Büchereien, Sportplätze, Seminar- und Bürogebäude gezeigt wurden, fragt: "Aber wo ist die Universität?“ (siehe dazu auch: S. Beck: Digitale Praxen S.5) Andere Beispiele sind die Manschaft, die neben Fussballern das Feld betreten soll, oder das Paar, das neben den beiden Handschuhen liegen soll.
Es handelt sich immer um Redeweisen, die eben Kategorien verletzen.

Kritik:
G. Ryle hat selbst schon darauf hingewiesen, dass es kein Kriterium dafür gibt, welche Ausdrücke eingesetzt werden können. Es bleibt eine Frage der Semantik oder des Sprachgefühls.
Im Dialog kann ich aber anhand von Kategorienfehlern erkennen, welche Semantik ich verwende. G. Ryle hat das Verfahren für Philosophen entwickelt, die sich ihrer Sprache nicht bewusst sind und deshalb Scheinprobleme behandeln. Aber wer ist schon kein Philosoph?

Ein ganz wichtiges Beispiel für einen Kategorienfehler besteht in der Verwechslung von Sprache (ohne Plural) und SpracheN, insbesondere in der Analytischen Philosophie.


 

Ich reflektiere meine Redeweisen, indem ich das Verfahren von G. Ryle invertiere. Ich gebe dazu auch ein Beispiel:
Mir war lange nicht klar, wie ich zwischen Bild und Abbildung unterscheide, weil ich beides derselben Kategorie zugeornet habe.
Das hypothetische Erkennen eines Kategorienfehlers - darin liegt das Verfahren - führte dazu, dass ich nicht mehr Bild und Abbildung, sondern verschiedene Kategorien unterscheide: Bild als Artefakt und Abbildung als Relation.
Ich habe damit ein "ryle-philosophisches" Scheinproblem aufgehoben.


 

Ein für mich wichtiges Scheinproblem entsteht dadurch, das G. Ryle als Philosoph beobachtet wird, worin ich einen Kategorienfehler erkenne. Er macht Sprachlehre, nicht Philosophie. Er gehört als Behaviorist in die Kategorie jener, die die natürliche Sprache beobachten, also gerade nicht die Bedingungen der Möglichkeiten untersuchen, sondern wie ingesamt gesprochen wird.

Wo Philosophen einfach alles als Philosophie bezeichnen, unterscheiden sie (oft) eine analytischen Philosophie und innerhalb dieser eine Philosophie der normalen Sprache (engl. „ordinary language philosophy“), wozu sie dann G. Ryles Ansatz zählen, welchem sie ideal oder formale Sprachansätze gegenüberstellen.


[ ]
[wp]