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Homonyme: Anstelle von Eigenschaft spreche ich kontextabhängig auch von Merkmal oder von Attribut oder Prädikat.
Attribut betont die Zuschreibung, Merkmal betont, was ich mir (in der Bergiffsbildung) davon merke und Eigenschaft steht für etwas dem Objekt (quasi unabhängig von Beobachtenen) eigenes.
In der Physik werden Eigenschaftsdomänen als Grössen aufgefasst.

Als Eigenschaft bezeichne ich " (...) alles, was eine Entität charakterisiert, von anderen Entitäten unterscheidbar macht (...)" (Todesco 1992, 92). Eigenschaften sind festgelegte Ausprägung einer Eigenschaftsdomäne.

Erläuterung:
Wenn ich die Eigenschaften nicht hypostasiere - etwa als "das Blau" -, muss ich mindestens drei Unterscheidungen treffen: Die Entität, die die Eigenschaft hat, die Eigenschaftsdomäne und deren Wert.

Beispiel: ein blaues Auto
Das Auto als Entität, die Eigenschaftsdomäne Farbe, den Eigenschaftswert blau.

Eigenschaften, die ich beim Klassifizieren verwende, bezeichne ich als Merkmale.

Im radikalkonstruktivitischen Diskurs werden Eigenschaften oft als Eigenwerte des Beobachters beobachtet, der seine indifferenten Hirnströme als verschiedene Wahrnehmungen klassifiziert. Dabei sind aber natürlich auch Gegenstände obsolet.

Eigenschaften sind substanzlos, siehe dazu Eigenschaftsträger.


 

Anmerkungen

Qualität verwende ich für beurteilte Eigenschaften, meistens für ein Bündel von Eigenschaften, die sich ergänzen. Metall etwa ist glänzend, stromleitend, schwer

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Der Mann ohne Eigenschaften von R. Musil verkörpert die Entität , indem er sich zu nichts bekennt und sich jeder Festlegung entzieht, um sich für neue Optionen und Konstellationen - also Eigenschaften - offen zu halten. Genauer gesehen geht es in der Fiktion nicht um den Mann, sondern um dessen geistige Verfassung.

In der objektorientierten Programmierung werden - z. B. von Laura Lemay - Eigenschaften und Attribute unterschieden:
Attribute sind das, was man gemeinhin als Eigenschaft bezeichnet.
Die Eigenschaften einer Klasse bestimmen, was die Instanzen der Klasse tun, wenn sich ihr interner Zustand ändert oder wenn die Instanz von einer anderen Klasse oder einem Objekt aufgefordert wird, etwas zu tun. Die Eigenschaften bestimmen, was Objekte alles machen können und was man mit Objekten machen kann. Um die theoretische Klasse Motorcycle (wieder) aufzugreifen, gibt es einige Eigenschaften, die diese Klasse haben könnte:
- Motor anlassen
- Motor abschalten
- Beschleunigen
- Schalten
- Bremsen.
Dass man einen Motor (Objekt) anlassen kann, ist - in dieser Redeweise - eine Eigenschaft des Motores. Dass er 4 Zylinder hat, ist ein Attribut des Motores. "Anlassen" ist eine Methode.

Interessant finde ich, dass B. Whorf in Bezug auf die westlichen (indogermanischen) Sprachen das Subjekt-Prädikat-Schema scharf kritisiert, aber (soweit ich sehe) nichts über über das Adjektiv-Substantiv-Schema sagt, das unser Denken (gemäss seiner These) ja auch sehr bestimmen muss.

Extensive Eigenschaften oder Extensive Größen sind Eigenschaften, die abhängig von der Größe eines Körpers sind, z. B. Masse, Länge, Gewicht usw.
Intensive Größen sind Eigenschaften, die unabhängig von der Größe eines Körpers sind, z. B. Dichte, Konzentration, Farbe, Geschmack usw.

Literatur​

„Ich nenne die Begriffe, unter die ein Gegenstand fällt, seine Eigenschaften, so dass „Φ zu sein ist eine Eigenschaft von Γ“ nur eine andere Wendung ist für „Γ fällt unter den Begriff des Φ“. [...] Statt zu sagen „2 ist eine positive Zahl“ und „2 ist eine ganze Zahl“ und „2 ist kleiner als 10“ können wir auch sagen „2 ist eine positive ganze Zahl kleiner als 10“. Hier erscheinen eine positive Zahl zu sein, eine ganze Zahl zu sein, kleiner als 10 zu sein als Eigenschaften des Gegenstandes 2, zugleich aber als Merkmale des Begriffes positive ganze Zahl kleiner als 10.“ (Gottlob Frege: Über Begriff und Gegenstand. In: Vierteljahrschrift für wissenschaftliche Philosophie. 16, 1892, S. 192–205, zitiert nach: Gottlob Frege: Funktion, Begriff, Bedeutung. 7. Auflage. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994, 66 (76) )
„Er [der Begriff Eigenschaft] ist in einem sehr weiten Sinne zu verstehen, einschließlich dessen, was immer sinnvollerweise über irgendein Individuum gesagt werden kann, gleichgültig, ob wahr oder falsch. Er steht nicht nur für qualitative, sondern auch für quantitative, relationale, raumzeitliche und andere Eigenschaften.“ (Rudolf Carnap: Bedeutung und Notwendigkeit. In: Uwe Meixner (Hrsg.): Philosophie der Logik. (2003), S. 201 (218).)


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