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Unterscheidung

Beim Beschreiben unterscheide ich Eigenschaften und - durch Zuschreibung vermittelt - Entitäten.

Unterscheidung nenne ich die Operation, mit welcher ich als Beobachter Inhomogenität erzeuge, indem ich etwas benenne. Ich kann beispielsweise eine Menge Kugeln als homogen oder inhomogen wahrnehmen, je nachdem, ob ich Farben unterscheide oder nicht. Ich kann von den Kugeln sprechen oder von den roten und den anderen Kugeln. Ob ich eine bestimmte Unterscheidung mache oder nicht, hängt also nicht von Unterschieden ab, die vor oder unabhängig von meinem Unterscheiden bestehen. Vielmehr kann ich Unterschiede nur wahrnehmen, indem ich Unterscheidungen mache. Um zu erkennen, dass die Kugeln verschiedene Farben haben, muss ich verschiedenen Farben unterscheiden (Anmerkung 1).

Ich unterscheide unterscheiden und trennen. Ich unterscheide etwa die beiden Pole eines Magneten, aber trennen kann ich sie nicht. Unterscheiden heisst in diesem engeren Sinn also immer auch zusammenhalten (Anmerkung 2).

Wenn ich mein Beobachten beobachte, beobachte ich, wozu ich welche Unterscheidungen verwende, was ich durch eine bestimmte Unterscheidung gewinne, und was ich gewinne, wenn ich sie aufhebe (Anmerkung 3).

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Damit ich irgendetwas beschreiben kann, muss ich Unterscheidungen machen. Jede Bezeichnung impliziert eine Unterscheidung. Beobachten kann ich Unterscheidungen nur als Implikation von Bezeichnungen. Ich kann Unterschiede in meiner Um-Welt für wahr nehmen und empatisch kann ich das jedem Beobachter zugestehen. Aber ich kann das Unterscheiden nicht beobachten, sondern nur die Benennung. S. Ceccato hat das Unterscheiden rezeptiv als Aufmerksamkeit in den Beobachter projiziert. Ich will die Zusamenhänge an einem seiner Beispiele anschaulich machen:

Ich konstruiere mit einem Bleistift eine (gedehnten Kreis-)Figur auf ein Papier. Umgangssprachlich würde ich von zeichnen sprechen. Die Figur repräsentiert Unterscheidungen, die ich mache. Ich kann meine Aufmerksamkeit auf die Kreislinie richten und beispielsweise ein Kettenglied sehen. Dabei benenne ich das, was schwarz ist (marked space). Das, was weiss ist, beachte ich nicht, es ist der Nicht-Gegestand (unmarked space), also die andere Seite der Unterscheidung. Ich kann meine Aufmerksamkeit auch auf den unmarked space richten. Dann beobachte ich den Hintergrund des Gegenstandes. Dabei benenne ich diese Seite der Unterscheidung als "Hintergrund", und beachte das Kettenglied nicht.

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Ich kann mit einer anderen Unterscheidung eine Tischplatte von oben sehen, indem ich alles, was innerhalb der gezeichneten Linie als Vordergrund auffasse und benenne. Ich kann auch ein Fenster sehen, idem ich alles, was ausserhalb der Linie ist als Vordergrund auffasse. In diesen Fällen beachte ich die Kreislinie nur als Grenze der Unterscheidung. Meine Aufmerksamkeit geht nicht auf die Linie, sondern jeweils auf eine Seite der Linie. In all diesen Fällen mache ich als Beobachter eine bildliche Aussage, also eine Abbildung. Ich projiziere diese Abbildungen in meinen rezeptiven Wahrnehmungsbereich, wo ich mein Verhalten als wahrnehmen erlebe.


Anweisungen:

Suche ein Beispiel dafür, wie Unterscheidungen die Wahrnehmung und das Handeln beeinflussen!

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Ein typische Anwendung ist die Kofliktlösung, bei welcher beide Parteien die "Brille" der andern Partei aufsetzen. Brille steht für Kategorien oder eben Unterscheidungen.


 

Beispiel:
  klick hier

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Metakommunikation

Formale Sprachen - etwa das Kalkül von G. Spencer-Brown - werden durch eine Reihe von Unterscheidungen konstruiert (Anmerkung 4). Als Logiker sage ich beispielsweise: unterscheide "a" und "nicht-a". Dabei beginne ich analytisch im homogenen Raum. Als deutender Beobachter mache ich eine Unmenge von unbewussten Unterscheidungen, die meine Um-Welt ergeben. Wenn ich einzelne Teile oder Aspekte meiner Um-Welt zu Phänomenen mache, focusiere ich bestimmte Unterscheidungen, mit welchen ich das Phänomen im einem Handlungszusammenhang erzeuge. Als Beobachter beginne ich nicht mit einer einzelnen Unterscheidung. Deshalb lese ich den Vorschlag von G. Spencer-Brown "Draw a distinction" als "Mache Dir Deine Unterscheidung bewusst".

Das Kalkül von G. Spencer-Brown wird oft arg strapaziert. Es wird als Anleitung für die Schöpfung der Welt gelesen. Gott hat Licht und Dunkelheit, Land und Wasser aber nicht nur unterschieden, sodern getrennt. Ich unterscheide zwischen unterscheiden und trennen. Die Pole eines Magneten kann ich nur unterscheiden, aber nicht trennen. Die Erde analytisch als Folge eines Urknalls zu phantasieren, ist etwas anderes, als die Erde mit einem Urknall herzustellen und dann Licht zu geben (Anmerkung 5).


 
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