Bedarf ist eine Kategorie meiner Systemtheorie, durch die ich das System als Mechanismus von seinem unorganischen Leib abgrenze, der für dessen Funktionieren im Sinne des Metabolismus und der Energieversorgung zur Einheit des Systems gehört. Maschinen brauchen Treibstoff, Pflegestoff und Bedienung, damit sie ihre Funktion erfüllen können, autopoietische Maschinen brauchen das sogar um ihre fortlaufende Reproduktion aufrecht zu erhalten. Alles, was das System aneignet oder einverleibt, ist davor sein unorganischerLeib.
Sprachkritisch ist eine Maschine auch eine Maschine, wenn sie stillsteht. In dieser Perspektive sehe ich das hergestellte Artefakt als abgegrenzten, bewegungslosen Gegenstand. Der tote Körper ist in diesem Sinne ein vollständiger Organismus, den wir als Einheit beispielsweise beerdigen, wobei ihm im Vergleich zum lebenden Zustand nichts fehlt - ausser die Bewegung des Lebens.
Wenn ich einen Mechanismus von seinem unorganischen Leib trenne, entsteht Bedarf, etwa Bedarf an Treibstoff oder Nahrung, also Bedarf an Bedarfsmitteln.
Als Bedarf bezeichne ich, dass sich ein System Bedarfsmitteln aneignen muss, um seine Funktion zu erfüllen.
Die Unterscheidung zwischen System und dessen Bedarf ist die Grundlage des offenen Systems in der Systemlehre.
Beispiele:
Ein Motor braucht Benzin, das - wenn man so will - nicht zum Motor gehört.
Ein Lebewesen braucht Nahrung, die - wenn man so will - nicht zum Lebewesen gehört.
... obwohl der Motor ohne Benzin nicht läuft und obwohl das Lebewesen aus seiner Nahrung besteht
Zur Kategorie:
Es gibt Gegenstände, die funktionieren können. Ein Stein kann nicht funktionieren, aber eine Maschine kann es (Mechanismus, System)
ein Verbrennungsmotor braucht - unter dieser Kategorie - Benzin, nicht um ein Motor zu sein, sondern um seinen Zweck zu erfüllen.
Anmerkungen zum Verhältnis Bedürfnis
Der Motor hat kein Verlangen nach Benzin, Lebewesen spüren Hunger, wenn ihnen Nahrung fehlt, sie haben dann quasi ein Bedürfnis als Empfindung zum Bedarf, wobei das Bedürfnis ganz unabhängig vom Bedarf auftreten kann, weshalb es ja auch so viele relativ dicke Menschen gibt.
Wer Menschen und Tiere in dieser Hinsicht nicht unterscheidet, bezeichnet das Empfinden von Bedarfszuständen als Bedürfnis. In der Naturgeschichte entwickeln sich dazu Emotionen, die das Lebewesen veranlassen, unabhängig von Bedarfszuständen zu agieren. Eine Katze hat "emotionale Freude" am Jagen, auch wenn sie keinen Hunger hat (das gibts auch bei Menschen).
Die Menschen fangen an, sich von den Tieren zu unterscheiden, sobald sie anfangen, ihre Bedarfsmittel zu produzieren. Das Sammeln und Jagen sind übergange, die auf beiden Seiten der Differenz vorkommen: "Hunger ist Hunger, aber Hunger, der sich durch gekochtes, mit Gabel und Messer gegessnes Fleisch befriedigt, ist ein andrer Hunger, als der rohes Fleisch mit Hilfe von Hand, Nagel und Zahn verschlingt. Nicht nur der Gegenstand der Konsumtion, sondern auch die Weise der Konsumtion wird daher durch die Produktion produziert, nicht nur objektiv, sondern auch subjektiv. Die Produktion schafft also den Konsumenten." (MEW23, S. 624)
Und als Inversion:
Als Bedarf bezeichne ich - quasi metaphorisch - eine vergesellschaftete Form eines objektivierten Bedürfnis - das bei Maslow durchschimmert und im real existierenden Sozialismus verallgemeintert wurde.