Koppelung (auch Kopplung)        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]         [ Meine Blogs ]

Als Koppelung bezeichne ich ganz allgemein eine Verbindung von Teilen zu einem neuen - eben zusammengesetzten - Gesamten, wobei oft die gegenseitige Beeinflussung im Vordergrund steht. Oft ist von ankoppeln die Rede. Hier interessiert mich aber - terminologisch gebunden - die strukturelle Koppelung in der Systemtheorie.

Bei H. Maturana ist von einer strukturellen Koppelung die Rede, bei N. Luhmann dageggen werden ganz verschiedene Vorstellungen davon verschieden bezeichnet und aufgemischt: strukturelle, operationelle Koppelung und lose Koppelung.
Bei N. Luhmann gibt es sogar "systeminterne strukturelle Kopplungen", ich habe aber bislang keine Ansätze von Definitionen zur luhmannschen Begriffsverwendung gefunden.

In der Organisationstheorie wurde der Begriff durch K. Weick eingeführt. Er betrachtet Organisationen nicht als monolithische Blöcke, sondern als fragmentierte Teile in einer Wechselwirkung. Eine lose Koppelung liegt vor, "... wenn zwei getrennte Systeme entweder nur wenige Variablen gemein haben oder ihre gemeinsamen Variablen im Vergleich mit anderen das System beeinflussenden Variablen schwach sind."
N. Luhmann bezieht sich nicht auf K. Weick, sondern auf F. Heider.

F. Heider: Ein lose gekoppeltes Medium lässt Lichtstrahlen durch, während ein fest gekoppeltes Ding sie nicht durchlässt.


 

Literatur

H. Maturana und F. Varela (Der Baum der Erkenntnis) sprechen von einem „Bereich sozialer Koppelung“. Die Sprache ermöglicht den Menschen Bereiche der sogenannten Konsensualität (im Sinne einer Einigung über die Beschaffenheit eines Umstandes oder einer Sache) und der über-individuellen Sinnstiftung, in denen sie existieren und die für sie Wirklichkeit sind.

"Schliesslich ist eine Besonderheit zu beachten, die sich nur bei systeminternen strukturellen Kopplungen ergibt. Während im Aussenverhältnis für die Kopplung keine Operationen zur Verfügung stehen (Es gibt, mit anderen Worten, kein Kopplungssystem, das einen eigenen Operationstypus und damit eine eigene Autopoiesis realisieren könnte), ist dies im Innenverhältnis anders. Hier kann im Falle des Gesellschaftssystems Kommunikation verwendet werden, um Systemkopplungen durchzuführen. Die strukturelle Kopplung wird durch eine operative Kopplung ergänzt. So kann ein Arzt eine Krankheit schriftlich bestätigen und das Schriftstück dem Patienten für seinen Arbeitgeber mitgeben. Vor allem im Umkreis des politischen Systems haben sich zahlreiche "Verhandlungssysteme" etabliert, die in der Form von regulären Interaktionen Organisationen zusammenführen, die ihrerseits Interessen aus verschiedenen Funktionssystemen vertreten. So bilden sich im Umkreis der pharmazeutischen Industrie, wie Michael Hutter gezeigt hat, "Konversationszirkel", die Fragen des Patentrechts, der Forschungsmöglichkeiten und der wirtschaftlichen Interessen behandeln. Operative Kopplungen können strukturelle Kopplungen nicht ersetzen. Sie setzen sie voraus. Aber sie verdichten und aktualisieren die wechselseitigen Irritationen und erlauben so schnellere und besser abgestimmte Informationsgewinnung in den beteiligten Systemen." (Luhmann: Die Gesellschaft der Gesellschaft (Vol. 2, 1997, p. 788)

F. Simon blödelt mit der losen Koppelung.


 
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