Chrematistik        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Literatur ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]      [ Wortendung -ik ]

Als Chrematistik bezeichne ich Tätigkeiten mit der Intention Geld zu vermehren.

Der Begriff wurde von Aristoteles geprägt, der zwischen Ökonomik (Hausverwaltungskunst) und Chrematistik (Kunst des Gelderwerbs) unterscheidet, wobei er Ökonomik als natürliche Erwerbskunst und Chrematistik als widernatürliche Erwerbskunst bewertet.

„Es handelt sich nämlich um die Benützungsart ein und desselben Besitzes, aber nicht auf ein und dieselbe Art und Weise, im einen Fall ist das Ziel noch ein anderes, im anderen ist es die Vermehrung des Besitzes. Demnach scheint gewissen Leuten dieses die Aufgabe der Hausverwaltung zu sein, und sie verfechten fortgesetzt die Ansicht, man müsse entweder das Geldvermögen hüten oder es ins Unbegrenzte vermehren.“ (Aristoteles, Politik,1989, S. 95 f.)
„Diese Leute machen aber alle Fertigkeitskünste zu kapitalerwerbenden, als bedeute dies das Ziel und als müsste man hier alles zusammen auf dieses Ziel ausrichten.“ (Aristoteles, Politik,1989, S. 96)

Oikonomik (Wissenschaft der Hausverwaltung):
„Sie tauschen nämlich nur die Nutzgüter selber gegen diese wieder ein, nichts aber darüber hinaus, indem sie beispielshalber Wein geben und nehmen für Getreide und so auch mit den anderen Dingen dieser Art verfahren. Ein derartiger Tauschhandel nun steht nicht wider die Natur und ist auch keine Spielart des Kapitalerwerbswesens, denn es gab ihn nur zur Auffüllung der naturgemässen Selbstgenügsamkeit.“ Aristoteles, Politik, 1257a, 25 - 30. Zitiert nach: Aristoteles, Politik, (Uebers. und Hrsg.: Schwarz Franz F.) Stuttgart 1989, S. 93.
Der Ökonomik stellt er die Chrematisitk als Wirtschaftskunst gegenüber. Hier geht es darum, Geld zu akkumulieren. Der Tausch wird hier nicht zur Bedarfsdeckung betrieben oder um der Autarkie des Hauses und des Staates willen, sondern um Reichtum anzuhäufen. Diese Art der Wirtschaftskunst kommt in seinem Sinne auch deswegen zum Tragen als Folge der Einführung des Geldes als Tauschmittel. Aristoteles gibt ihr die Schuld daran, dass man häufig meine, Reichtum und Besitz seien unbegrenzt.


[ Aristoteles]
[Regulierte Märkte: Zünfte und Kartelle]
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