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Umgangssprachlich wird mit Industrie diffus das Fabrikwesen bezeichnet, also die Mechanisierung und die spezifischen Arbeitsverhältnisse nicht unterschieden.

Als Industrie bezeichne ich die kapitalistische Produktion von Waren im sekundären Produktionsssektor.
Die Institutionen der Industrie sind Fabriken, also Werkstätte mit vielen Lohnarbeitern und einem hohen Grad an Mechanisierung und Automatisierung.

siehe auch Industrialisierung, industrielle Revolution, Industrie 4.0

Hinweis:
Fabriken sind als Manufakturen erst in der kapitalistischen Produktion entstanden. Der Ausdruck "Industrie" verweist in diesem Sinne auf zwei zusammengehörige Aspkte, die erst in der späteren Entwicklung getrennt wurden. Die kapitalistische Produktion ist nicht mehr an Fabriken gebunden und die Fabrik kann (etwa im realen Sozialismus) auch nicht kapitalistisch produzieren .

Die Umwälzung der Produktionsweise nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel. Es ist also zunächst zu untersuchen, wodurch das Arbeitsmittel aus einem Werkzeug in eine Maschine verwandelt wird oder wodurch sich die Maschine vom Handwerksinstrument unterscheidet. Es handelt sich hier nur um große, allgemeine Charakterzüge, denn abstrakt strenge Grenzlinien scheiden ebensowenig die Epochen der Gesellschafts- wie die der Erdgeschichte. (K. Marx, Das Kapital, S.391).

"Mathematiker und Mechaniker - und man findet dies hier und da von englischen Ökonomen wiederholt - erklären das Werkzeug für eine einfache Maschine und die Maschine für ein zusammengesetztes Werkzeug. Sie sehn hier keinen wesentlichen Unterschied und nennen sogar die einfachen mechanischen Potenzen, wie Hebel, schiefe Ebne, Schraube, Keil usw., Maschinen. In der Tat besteht jede Maschine aus jenen einfachen Potenzen, wie immer verkleidet und kombiniert. Vom ökonomischen Standpunkt jedoch taugt die Erklärung nichts, denn ihr fehlt das historische Element. Andrerseits sucht man den Unterschied zwischen Werkzeug und Maschine darin, daß beim Werkzeug der Mensch die Bewegungskraft, bei der Maschine eine von der menschlichen verschiedne Naturkraft, wie Tier, Wasser, Wind usw. Danach wäre ein mit Ochsen bespannter Pflug, der den verschiedensten Produktionsepochen angehört, eine Maschine, Claussens Circular Loom , der von der Hand eines einzigen Arbeiters bewegt, 96.000 Maschen in einer Minute verfertigt, ein bloßes Werkzeug. Ja, derselbe loom wäre Werkzeug, wenn mit der Hand, und Maschine, wenn mit Dampf bewegt. Da die Anwendung von Tierkraft eine der ältesten Erfindungen der Menschheit, ginge in der Tat die Maschinenproduktion der Handwerksproduktion voraus. Als John Wyatt 1735 seine Spinnmaschine und mit ihr die industrielle Revolution des 18. Jahrhunderts ankündigte, erwähnte er mit keinem Wort, daß statt eines Menschen ein Esel die Maschine treibe, und dennoch fiel diese Rolle dem Esel zu. Eine Maschine, "um ohne Finger zu spinnen", lautete sein Programm." (Das Kapital, S.392)

"Alle entwickelte Maschinerie besteht aus drei wesentlich verschiednen Teilen, der Bewegungsmaschine, dem Transmissionsmechanismus, endlich der Werkzeugmaschine oder Arbeitsmaschine. Die Bewegungsmaschine wirkt als Triebkraft des ganzen Mechanismus. Sie erzeugt ihre eigne Bewegungskraft, wie die Dampfmaschine, kalorische Maschine, elektromagnetische Maschine usw., oder sie empfängt den Anstoß von einer schon fertigen Naturkraft außer ihr, wie das Wasserrad vom Wassergefäll, der Windflügel vom Wind usw. Der Transmissionsmechanismus, zusammengesetzt aus Schwungrädern, Treibwellen, Zahnrädern, Kreiselrädern, Schäften, Schnüren, Riemen, Zwischengeschirr und Vorgelege der verschiedensten Art, regelt die Bewegung, verwandelt, wo es nötig, ihre Form, z.B. aus einer perpendikulären in eine kreisförmige, verteilt und überträgt sie auf die Werkzeugmaschinerie. Beide Teile des Mechanismus sind nur vorhanden, um der Werkzeugmaschine die Bewegung mitzuteilen, wodurch sie den Arbeitsgegenstand anpackt und zweckgemäß verändert. Dieser Teil der Maschinerie, die Werkzeugmaschine, ist es, wovon die industrielle Revolution im 18. Jahrhundert ausgeht. Sie bildet noch jeden Tag von neuem den Ausgangspunkt, sooft Handwerksbetrieb oder Manufakturbetrieb in Maschinenbetrieb übergeht" (Das Kapital, S.392).


 

H. Arendt, S.60) schreibt, dass das unnatürliche Anwachsen der Produktivität nicht mit der Erfindung der Maschine begonnen hat, sondern mit der Organisation der Arbeitsteilung, was ich als Manufaktur lese.

H. Arendt, S.174) Den entscheidenden Unterschied zwischen Werkzeug und Maschine kann man sich vergegenwärtigen .. soll sich der Mensch der Maschine anpassen .. während diese Frage bei Werkzeugen nicht gestellt wird. Die Maschine bestimmt den Arbeitsrythmus, während beim Werkzeug der Rythmus von der Hand vorgegeben wird.

H. Arendt, S.174f) Die Entwicklung lässt sich nur rückblickend erkennen. Die Technik entfaltet sich in den folgenen Stadien:
im 1. (Dampfmaschine) ahmte man Naturprozesse nach, die Dampfmaschine war nicht wesentlich anders als die Windmühle. Neu war nicht die Dampfmaschine, sondern die Ausbeutung der Kohlenlager, durch die man endlich den Brennstoff gewann, um das Prinzip der Dampfmaschine anzuwenden.
Die Dampfmaschine wird als Verstärkung der Handarbeit gesehen, was aber eben nicht das Wesen der Maaschine ausmacht (wie wir rückblickend erkennen)
Fussnote: R.H. Barrow, Slavery in the romain Empire, 1928: die Lösung des bekannten Rätsels, weshalb die industrielle Entwicklung im Altertum nicht über einen bestimmten Punkt hinauskam, besteht nicht darin, dass man keine Maschinen zu erfinden wusste, sondern darin dass es für Maschinen keinen Brennstoff, keine Kohle gegeben hätte.
im 2 Stadium (Elektrifizierung) ahmen wir nicht mehr die Naturprozesse nach, sondern wir haben begonnen, solche selbst zu machen. Es geht nicht mehr um die Verstärkung von Hand-Arbeit und ums Herstellen, sondern um die Organisation der hergestellten Welt. Die letzte Phase ist die Automation, die nur noch Elektrizität (aber keine Atomenergie mehr) braucht.
Meine Anmerkung: Das ist ein interessanter Abschnitt, in welchem die Gefahr der Atomenergie diskutiert wird, die wir vermeiden sollten.
Durch die Automation haben wir den Punkt erreicht, wo wir Dinge so entwerfen, dass wir sie maschinell herstellen können, und nicht mehr die Maschinen erfinden, um die Dinge herzustellen. Damit hat sich die Zweck-Mittel-Relation gedreht oder ist sinnlos geworden. (S.180f)


 

 
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Wikipedia
Die Industrie (lat. industria: Betriebsamkeit, Fleiß) bezeichnet den Teil der Wirtschaft, der gekennzeichnet ist durch die Produktion und Weiterverarbeitung von materiellen Gütern oder Waren in Fabriken und Anlagen, verbunden mit einem hohen Grad an Mechanisierung und Automatisierung – im Gegensatz zur handwerklichen Produktionsform.
Den Prozess der Entwicklung und Durchsetzung industrieller Produktionsformen bezeichnet man als Industrialisierung.
Es gibt auch Branchen, die nicht der oben genannten Definition entsprechen und trotzdem als Industrie bezeichnet werden, etwa die zum Dienstleistungsgewerbe gehörige „Tourismusindustrie“, „Musikindustrie“ oder „Unterhaltungsindustrie“. Ein Grund hierfür kann in einer Fehlübersetzung des englischen Worts industry liegen, das neben Industrie auch Branche oder Wirtschaftszweig bedeuten kann. Ein anderer Grund könnte sein, dass der jeweilige Autor bewusst einen negativen Eindruck hervorrufen will, z. B. im Sinne von „statt Kunst mittlerweile rein industrielle Massenproduktion“. Möglich ist jedoch auch, dass der Autor bewusst einen hohen Grad der Automatisierung und Mechanisierung in der jeweiligen Branche zum Ausdruck bringen will, beispielsweise im Fall der Softwareindustrie.

Die Wikipedia kritisiert sich hier hinreichend selbst, siehe dazu auch industrielle Revolution


 
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