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Umgangssprachlich verwende ich das Wort Ware für mobile Gegenstände, die - typischerweise in einen Warenhaus - verkauft werden.


 

Als Ware - im Sinne der politischen Ökonomie - bezeichne ich, was unter dem Gesichtspunkt von Tauschwert materiell produziert wird.
Als Ware bezeichne ich in diesem Sinn, was unter kapitalistischen Verhältnissen produziert wird, und mithin einen Gebrauchswert und einen Tauschwert hat, die vom materiellen Gegenstand nicht ablösbar sind.

Die Ware im ökonomisch engeren Sinn dient der Vermehrung des Kapitals, das als Lohn in die Herstellung von Gebrauchsgütern investiert wird. Auf dem Markt, wo der Sinn der Ware realisiert wird, spielt aber natürlich keine Rolle, ob ein bestimmter Gegenstand durch Lohnarbeit hergestellt wurde: ein Tisch ist ein Tisch. Auf dem Markt sind alle materiellen Gegenstände, die in Lohnarbeit hätte hergestellt werden können, Waren.

Und wenn die politische Ökonomie ganz durchschlägt, abstrahiert sie auch vom Warenkörper und verflüchtige jeden Begriff von Ware in Du-weisst-doch-was-ich-meine, es kann irgendetwas gekauft werden. Oft gelten dann auch Dienstleistungen und Wertpapiere als Ware. Nur Grundeigentum wird fast nie als Ware bezeichnet.

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Bildquelle: Wikipedia

Literatur:

K. Marx formuliert etwas allgemeiner: "Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine "ungeheure Warensammlung", die einzelne Ware als seine Elementarform. Unsere Untersuchung beginnt daher mit der Analyse der Ware.
Die Ware ist zunächst ein äußerer Gegenstand, ein Ding, das durch seine Eigenschaften menschliche Bedürfnisse irgendeiner Art befriedigt. Die Natur dieser Bedürfnisse, ob sie z.B. dem Magen oder der Phantasie entspringen, ändert nichts an der Sache. Es handelt sich hier auch nicht darum, wie die Sache das menschliche Bedürfnis befriedigt, ob unmittelbar als Lebensmittel, d.h. als Gegenstand des Genusses, oder auf einem Umweg, als Produktionsmittel." (Kapital: 49)

Es gibt von M. Polany einen Artikel, in welchem es um die drei Waren geht, die nicht als Waren hergestellt werden: Boden, Arbeitskraft, Geld. (siehe (Das Argument Larry Lohmann Kohlenstoffmärkte und Finanzmärkte: Variationen über Polanyi, 283/2009). Damit diese Waren zu Waren werden, braucht es Fiktionen, die sich beispielsweise auch im Handel mit CO2-Zertifikaten wieder zeigen.
"So wurde der Umgang mit Unsicherheit seit den 1970er Jahren zunehmend den Finanzmärkten überlassen. Indem Unsicherheit zur Ware gemacht wird, könne sie am produktivsten und effi zient verteilt werden. In Form von Derivaten wurden Unsicherheiten vom zugrundeliegenden Objekt abgetrennt, neu verpackt, mathematisch mess- und vergleichbar gemacht und in neue Kreisläufe eingespeist – jederzeit zum richtigen Preis handelbar. Angesichts des Abbaus staatlicher Sozialsysteme wurde damit auch einem Bedürfnis entsprochen, sich individuell gegen Unsicherheit – zumindest scheinbar – abzusichern.
Kleinsparer, die ihr Erspartes via Geschäftsbanken oder unter Zwang via Pensionskassen in Hedgefonds anlegen.

K. Polanyi bezeichnet Boden, Arbeitskraft und Geld als »fiktive Waren«, weil diese nicht wie andere Waren »zum Zwecke des Verkaufs produziert werden - aber so gehandelt werden.

siehe auch Warenkorb,Warenästhetik und Warenwert


 
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