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Als Manufaktur bezeichne ich die in der betrieblichen Arbeitsteilung entstandene Grosswerkstatt, in welcher verschiedene Arbeiter verschiedene Tätigkeiten ausführen, während sie zusammen als Gesamtarbeiter eine Ware in industrieller, kapitalistischer Produktion herstellen.

Die Manufaktur unterscheidet sich von der Fabrik dadurch, dass sie Werkzeuge statt Maschinen verwendet.

Die Manufaktur ist die erste Institution der kapitalistischen Ausbeutung. Sie hat vereinzelte Vorläufer in der Sklavenhaltung bei den Griechen und Römern. Aber erst im Kapitalismus hat sie sich als wesentliche Form der gesellschaftlichen Produktion entfaltet.

diasynchrone (dominante) Epoche: 1600-1750 (Theorie: Wealth of Nations, 1776)

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Quelle: Wikipedia

Zitat:
K. Marx schreibt (Kapital: 383): "In der Manufaktur ist die Bereicherung des Gesamtarbeiters und daher des Kapitals an gesellschaftlicher Produktivkraft bedingt durch die Verarmung des Arbeiters an individuellen Produktivkräften. 'Die Unwissenheit ist die Mutter der Industrie wie des Aberglaubens. Nachdenken und Einbildungskraft sind dem Irrtum unterworfen; aber die Gewohnheit, den Fuß oder die Hand zu bewegen, hängt weder von dem einen noch von der andren ab. Manufakturen prosperieren also da am meisten, wo man am meisten sich des Geistes entschlägt, in der Art, daß die Werkstatt als eine Maschine betrachtet werden kann, deren Teile Menschen sind.' In der Tat wandten einige Manufakturen in der Mitte des 18. Jahrhunderts für gewisse einfache Operationen, welche aber Fabrikgeheimnisse bildeten, mit Vorliebe halbe Idioten an. 'Der Geist der großen Mehrzahl der Menschen", sagt A. Smith, "entwickelt sich notwendig aus und an ihren Alltagsverrichtungen. Ein Mensch, der sein ganzes Leben in der Verrichtung weniger einfacher Operationen verausgabt ... hat keine Gelegenheit, seinen Verstand zu üben ... Er wird im allgemeinen so stupid und unwissend, wie es für eine menschliche Kreatur möglich ist.' Nachdem Smith den Stumpfsinn des Teilarbeiters geschildert, fährt er fort: 'Die Einförmigkeit seines stationären Lebens verdirbt natürlich auch den Mut seines Geistes ... Sie zerstört selbst die Energie seines Körpers und verunfähigt ihn, seine Kraft schwunghaft und ausdauernd anzuwenden, außer in der Detailbeschäftigung, wozu er herangezogen ist. Sein Geschick in seinem besondren Gewerke scheint so erworben auf Kosten seiner intellektuellen, sozialen und kriegerischen Tugenden. Aber in jeder industriellen und zivilisierten Gesellschaft ist dies der Zustand, worin der arbeitende Arme (the labouring poor), d.h. die große Masse des Volks notwendig verfallen muß.' "

Ebenso entstand die Tuchmanufaktur und eine ganze Reihe andrer Manufakturen aus der Kombination verschiedner Handwerke unter Kommando desselben Kapitals.(26)
Die Manufaktur entspringt aber auch auf entgegengesetztem Wege. Es werden viele Handwerker, die dasselbe oder Gleichartiges tun, z.B. Papier oder Typen oder Nadeln machen, von demselben Kapital gleichzeitig in derselben Werkstatt beschäftigt.Marx, Das Kapital, S. 357, Fn)

Zitat:
"factura, das Machen, die Bearbeitung, a) der Bau, factura quaedam corporis totius, der ganze Körperbau, b) das Gemächt, Geschöpf" (zeno.org)
Der etymologische Übergang zu Fabrik ist, im Gegensatz zum sachlichen, ungeklärt.


 
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