gestern ist mir wieder bewusst geworden, dass lesen und schreiben GUT sind und dass ich es vermisse, dass wir auch schreiben. Ich wollte nochmals darüber nachdenken, was Benjamin über Ordnung und Organisation gesagt hat, aber ich kann mich an seine gesprochenen Wörter nicht mehr recht erinnern. Ich nehme an, Du auch nicht? 10:13 vorm. Die Medienbruchgeschichte von N. Luhmann betont ja die Schrift ganz enorm. Ich frage mich, wie er unser nur sprachliches Beobachten - via Internet als letzter Medienbruch - beurteilen würde: als Regression auf Mündlichkeit? Was meint Ihr diesbezüglich zu seiner Theorie?
16. 1.2020: nach unserer Diskussion gestern habe ich gemerkt, wie verschieden wir die Ökonomie und die Spieltheorie sehen. Ein wesentliches Element meiner Sichtweise ist die Option, die ich kurz aber praktisch beschrieben habe. Vielleicht könntet Ihr diese paar Sätze lesen und schreiben, was Ihr anders seht.http://hyperkommunikation.ch/lexikon/option.htm === Bei Elena geht es meinem Verständnis nach darum, dass meine ganz einfache Sichtweise nichts taugt, weil darin nicht vorkommt, wie sich verschiedene Optionsspekulanten gegenseitig beobachten. Ich (und die anderen einfachen Gemüter der Ökonomie (Spieltheorie) rechnen mit Wahrscheinlichkeiten des zukünftigen Wertes der Aktie. Wir haben kein Modell dafür, wie dieser Wert davon abhängig ist, dass wir unsere Einschätzungen gegenseitig beobachten, wobei beobachten hier heisst, dass alle weitere Optionen kaufen. Was die Spekulaten denken, wird nicht beobachtet, sondern was sie tun. === Und nochmals: hier geht es um Finanzgeschäfte, also nicht um etwas, was in einem KMU hergestellt oder verkauft wird. Aber das ist eben mein Verständnis des Textes von Elena. Deshalb habe ich Eure Beispiele nicht verstanden. Ich sehe nicht, von welcher ökonomischen Theorie Ihr gesprochen habt - mir schien es als Hausfrauenrechnung, um einen Begriff zu nehmen, mit welchem Ökonomen den deutschen Staatshaushalt bezeichnen. Ich bin aber in diesen Sachen nicht sehr bewandert. Vielleicht könnt Ihr ja auch etwas mehr über Eure Ökonomie sagen.
SCHWERE FREAKOLOGIE
Die Berechnung erwarteter Profite ist teuflisch schwierig. Da ist dieses lästige Problem der Nichtergodizität
Was zum Teutates ist denn das?
Ich überspringe die formale Definition. Würfle ich 100mal und zähle die Sechster komme ich auf ca 17. Würfeln 100 in einem Ensemble (gleichzeitig) werden sie auch auf ca 17 Sechser kommen. Würfle ich viel länger und würfeln viel mehr im Ensemble erzielen 1/6 der Würfe Sechster. Würfeln ist ergodisch, weil die Zeit-. und die Ensemle-Wahrscheinlichkeiten gleich sind: 1/6
Ergodizität funktioniert aber in der Ökonomie nicht
Ensemble- und Zeit-Wahrscheinlichkeit der Returns stimmen selten überein. Jedenfalls nicht bei risikoreichen Vorhaben mit grossen Profitversprechen. Grosse schnelle Profite verleiten zu kühnen Investitionen. Mit der Konsequenz, dass eine falsche Entscheidung schon das ökonomische Ende bedeuten kann
Systeme mit multiplikativem Wachstum sind meist nichtergodisch
Ist das nicht komisch? Wer erinnert sich noch an Digital, Sun, Compac? Marktführer der Computerei. Mit Lawinen von Profiten. Plötzlich vom Markt
Eine Invetitions-Bergrenzung (zB nach Kelly) wäre klug. Aber wer macht denn sowas?
Eine Beteiligung der Beschäftigten oder gar der Bevölkerung am Return? Progressive Ertragssteuern, die von der Öffentlichkeit in Infrastruktur, Bildung, Forschung für alle investiert wird? Aber das ist ja sozialistisch?!
Oder doch nur intelligenter, individueller und kollektiver Egoismus? Ist das gar das gleiche?
Rolf Todesco Appollonia Berger hier einmal mehr, auch wenn Dir die Zeit dazu fehlen mag. Unser Leseprojekt hätte an solchen Sachen die gemeinten Beispiele, auch wenn ich mir schwer vorstellen kann, dass Frau E. das praktisch durchschaut.
Appollonia Berger was hier unter nichtergodisch läuft wäre interessant zu beobachten wie sie das auf den letzten seiten noch unter neue analyseverfahren aufgreift.
Herbert Exner Übrigens, Markowitz‘ weltberühmte Portfolio Theorie der Diversifizierung stimmt nicht ... wegen dieses verflixten Verhaltens, „Nichtergodizität“ genannt (kein System mit nichtlinearem Zeitverhalten ist ergodisch)
Rolf Todesco Appollonia Berger ja, diesen theorietischen Aspekt könnten wir im Auge behalten. Ich dachte vorderhand mehr an das Beispiel "ökonomisch-spieltheoretisches System". Ich kann gerade nicht sehen, was die Luhmannschen Systeme mit ergodisch zu tun haben könnten. Und bei Frau E. scheint mir die Argumentation auch nicht auf dieser spieltheoretischen Ebene zu laufen. Das Problem dürfte HIER in total verschiedenen Systembegriffen liegen. Ökonomen wie Markowitz haben gar keinen Systembegriff, sie haben mathematische Modelle, die sie umgangssprachlich als System bezeichnen. Erwa so f(x)=y ist ein System. Das Argument von Frau E. verstehe ich so: die Wahrscheinlichkeitstheorie ist immer und vollständig richtig, sie beschreibt aber nie ein soziales System, nicht einmal die ökonomischen Verhältnisse eines sozialen Systems, weil sie die gegenseitige Beobachtungen nicht reflektieren kann. Statistik ist deshalb ein untaugliches Mittel um soziale Systeme zu beschreiben/begreifen.
Rolf Todesco Herbert Exner was ich hier zuhanden von Appollonia Berger schreibe, bezieht sich auf das Buch Fiktionen von E. Esposito. In meiner Leseweise illustriert sie den Unsinn von Wahrscheinlichkeiten in sozialen Systemen anhand ökonomischer Konzepte, die Du hier unter ökonomischen Gesichtspunkten thematisierst. Das sind dann eben zwei total verschiedene Perspektiven.
Appollonia Berger wie ich sie lese: statistik wurde eingeführt, hat sich entwickelt als gesellshaftliche antwort zu vermehrung von unsicherheit aufgrund der gschichtlichen entwicklung, dh als mittel von unsicherheitsabsorption. in der anwendung ging dieser aspekt - dass es um unsicherheiten geht - verloren. stattdessen wurde es prognostisches instrument und entscheidungsgrundlage (sicherheiten) und außerdem trug statistik bei zur fiktionalisierung (realitätsverdoppelung) bzw. zur steuerung dieser. mit gegenwärtigen zukünften zu rechnen ist was andres als mit zukünftigen gegenwarten. sie fragt, wie das rechnen mit zukünftigen gegenwarten hereingeholt werden könnte; und sieht die basis in der beobachtung des beobachters, erwartungen, erwartungserwartungen usw. - dh ihr schwerpunkt ist ja nicht die statistik gegen die sozialen systeme zu rechnen sondern die statistik in ihrer funktion deutlich zu machen (gerade auch für die soz. systeme) und ihre grenzen zu überwinden?
Rolf Todesco Appollonia Berger .. hmmm ... ja, so könnte ich den Text auch lesen. Oder genauer, die erste Hälfte Deiner Zusammenfassung teile ich ganz genau. Die Vorstellung, dass die Grenzen der Statistik überwindbar sein könnten, habe ich noch nicht einmal als Wunsch von Frau E. gesehen, aber die beiden letzten Kapitel des Buches habe ich ja noch nicht gelesen. Wir haben ja schon etwas über Derivate gesprochen (oder es versucht). Ich drängte darauf, weil ich meine, dass Derivate ihr Gegenstand und ihr Beispiel ist. In der verdoppelten Realität, in welcher Derivate ihren Sinn haben (als Finanzgeschäfte ohne Bezug zur Warenproduktion), ist aber die Kommunikation natürlich von der ursprünglichen Realität abgekoppelt, es geht sozusagen nur darum, was Banker reden und was wir daraus für deren Geschäfte ableiten. Das ist ja auch Thema von Herbert Exner 's Beiträge hier. Es geht nur um die Realität der Finanzrikiken, die für anständige Menschen nur passiv erleidbar sind.
31012020
Vorläufiges Fazit nach unserer vorläfigen Schlussrunde zu E.E.
Mir ist mein Vorurteil erhalten geblieben. Sie hat als Vertreterin der Luhmannschule keinen Begriff von Gemeinschaft und Gesellschaft kann sie sich konkret nur als Aktiengesellschaft vorstellen, weil nur die Aktiengesellschaft (a la Soros) ein Ziel/Zweck hat, der es erlaubt, Strategien zu bewerten.
In Bezug auf die Klimagesellschaft, die wir massenmedial gerade als shitstorm-Kommunikation erleben, ist unaussprechbar, wie Strategien bewertet werden könnten, weil diese Gesellschaft ganz sicher kein Ziel hat. Parteien in der Gesellschaft rechne ich zu den Aktiengesellschaften, die eben Gewinn machen können. Bie vor einer Woche war alles gretagrün, jetzt haben wir gerade Viruswirtschaft, wobei es wieder nicht um den Virus geht, sondern darum, wer wie über dieses Problem spricht, resp. welche politischen Massnahmen damit begründet werden
FB: Appollonia Berger #Selektion aufgrund #Gedächtnis der #Organisation, welches in erster Linie "alles" vergisst und verdrängt (die fundierte Unsicherheit, die zahllosen Zusatzentscheidungen; es hält nur fest, was es als #Entscheidungsprämisse für die nächste Entscheidung benötigt), es wirkt überall und nirgends, wie der #Gott der Theologen
Rolf Todesco Das war Thema bei E.E. Organisationen, die ein Ziel verfolgen und die Zukunft nicht kennen, müssen eine Strategie des Vergessens haben: sie sollten Fakten vergessen, aber nicht die Beobachter.