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Leontjew, Alexei N.: Tätigkeit, Bewusstsein, Persönlichkeit. Erschienen in der Reihe: Studien zur Kritischen Psychologie, Köln 1982, Campus.

Volltext (lokal, PW)

A. Leontjew bezeichnet Theorie als Explikation der Kategorien und bezeichnet seine grundlegende Kategorie als "gegenständliches Herstellen".

A. Leontjew unterscheidet eine Ebene der Tätigkeit (Gesamtprozess, vollständiger Arbeitsprozess wie das Jagen), die Ebene der Handlungen (Teilaufgaben wie das Treiben der Herde) sowie die Ebene der Operationen (Handgriffe, instrumentelle Fertigkeiten).
Kritik:
A. Leontjew hat kein Beobachter-Konzept und kann deshalb deuten und konstruieren nicht auseinander halten. Deshalb macht er die umgangssprachliche Hierarchie zwischen Tätigkeit, Handlung und Operation, statt einer begrifflichen Unterscheidung.

Textstellen:
"Ich sehe das Wesentliche in diesem Buch in dem Versuch, diejenigen Kategorien psychologisch zu durchdenken, die für den Aufbau eines widerspruchsfreien Systems der Psychologie als einer konkreten Wissenschaft von der Entstehung, vom Funktionieren und von der Struktur der psychischen Widerspiegelung der Wirklichkeit, die das Leben der Individuen vermittelt, am wichtigsten sind. Das sind die Kategorie gegenständliche Tätigkeit, die Kategorie menschliches Bewußtsein und die Kategorie Persönlichkeit.
Die erste von ihnen ist nicht nur die Ausgangskategorie, sondern auch die wichtigste Kategorie." (S.7)
K. Holzkamp unterscheidet eine "Zweigliedrigkeit" von einer "Dreigliedrigkeit":
"Das Kernstück dieser Kritik ist die Zurückweisung des "Unmittelbarkeits-Postulats" der bürgerlichen Psychologie, das heißt ihre Auffassung von der "Zweigliedrigkeit" der Beziehung de Menschen zur Welt als Hervorbringung von Reaktionen de Individuen auf Grund unmittelbarer Einwirkungen aus de Umwelt, auf der Basis von Leontjews Konzept der "Dreigliedrigkeit", das heißt Vermitteltheit der Außenwelteinwirkungen auf das Subjekt durch die gegenständliche Tätigkeit als aktiv, Widerspiegelung der Realität gemäß den Notwendigkeiten der menschlichen Praxis." (im Vorwort, S. 2)

siehe auch Tätigkeitstheorie


Es gibt eine ältere Ausgabe vom Klett-Verlag, die von K. Holzkamp schaft kritisiert wird, weil dort die Teile mit Marxbezug weggelassen wurden
es gibt die hier zitierte und
eine Neuauflage: Lehmanns; Auflage: 1 (1. August 2012) ISBN-13: 978-3865415042

Amazon sagt:
"Das vorliegende Buch ist das wohl wichtigste Werk Aleksej N. Leont'evs. Im Unterschied zu seinen anderen Schriften verfolgt es primär methodologische Fragen und konzentriert sich dabei auf die Kategorie der gegenständlichen Tätigkeit. Es ist daher kein im engeren Sinne psychologisches Werk, denn es geht nicht in erster Linie um eine richtige Psychologie, sondern darum, wie man Psychologie richtig betreibt, also um eine Kritik der Psychologie. Leont'ev beabsichtigt hier nichts weniger, als der metaphorisch formulierten Forderung Vygotskijs nachzukommen, das „Kapital“ – die „Kritik der politischen Ökonomie“ – der Psychologie zu schreiben. Das Buch ist daher geeignet, das die Rezeption der kulturhistorischen Schule seit Jahren belastende Missverständnis zu klären, als beabsichtige Leont'ev, die kulturhistorische Psychologie Vygotskijs durch eine tätigkeitstheoretische Psychologie abzulösen. Darüber hinaus ist es zugleich ein herausforderndes Modell für jede kritische Kultur- oder Sozialwissenschaft."

Lisa Rosa sagte dazu: "Ein Buch über "Handeln erzeugt unsere Wirklichkeit", das ich sehr empfehlen kann: "Tätigkeit, Bewusstsein, Persönlichkeit" - darin erkläutert Leont'ev, dass wir Menschen über gesellschaftliche Tätigkeit mittels Werkzeugen nicht nur unsere äußere Wirklichkeit erzeugen, sondern darüber eben auch unsere innere Wirklichkeit, d.h. wir sind unsere eigenen Schöpfer. Wichtig dabei zu unterscheiden, dass die gesellschaftliche Ebene eine andere ist als die individuelle. Heißt auch: Wir - jetzt als Individuuen verstanden - sind nur bedingt unseres Glückes Schmied. Auf die Bedingungen, die wir nicht individuell selbst erzeugen (!) kommt es an, wie sehr wir schmieden.

Aus dem Editorial der Neuausgabe von G. Rückriem:
"Die Monographie erschien in erster Auflage 1975 und in zweiter, unveränderter Auflage bereits 1977.3 Sie erhielt den Lomonossov-Preis 1. Klasse und fand große Anerkennung in der UdSSR wie im Ausland. Die erste Übersetzung ins Deutsche lag bereits 1977 vor, allerdings in einer von 304 auf 111 Seiten verstümmelten und unverständlichen Form.4 Die erste vollständige Übersetzung ins Deutsche erschien in der DDR 1979,5 die Lizenzausgabe in Köln 1982.6
Inzwischen ist nicht nur die deutsche, sondern auch die amerikanische Ausgabe des Buches seit Jahren ausverkauft, und das Buch nur noch antiquarisch (zu meist überhöhten Preisen) oder als online-Ausgabe erhältlich, was seiner Bedeutung keineswegs gerecht wird.
5 Hrsg. von W. Forst, W. Kessel, A. Kossakowski und J. Lompscher. Berlin: Volk und Wissen 1979, 2/1982, 3/1983, 4/1987.
6 Mit einer einführenden Vorbemerkung von K. Holzkamp. Köln: Pahl-Rugenstein 1982, 2/1985. Inzwischen existieren verschiedene Online-Ausgaben.

"Für eine Neuübersetzung spricht • die Tatsache, daß die einzig existierende deutsche Übersetzung aus der DDR vor allem bei der Übertragung der Fachtermini wie bei der Berücksichtigung der Indeterminiertheit der Tätigkeit als Praxis stark unter dem Einfluß der politischen Situation der DDR und der Dominanz Rubinštejnscher Gedanken stand." (https://georgrueckriem.files.wordpress.com/2011/10/editorial-neuc3bcbersetzung-leontev.pdf)

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