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Als politisches Subjekt bezeichne ich mich - in einer Quasimetapher - unter dem Gesichtspunkt, einer Verfassung unterstellt (sub-jectere) zu sein. Dies Unterstellung bezeichne ich als Vergesellschaftung.

Subjekt ist auch eine Wortart (Subjekt (Grammatik))

Siehe auch Subjekttheorie, Subjektwissenschaft, Subjektstandpunkt

Als Subjekt bezeichne ich eine Differenz zwischen Subjekt und Objekt, in welcher ich Objekte schaffe, wodurch ich zum Subjekt werde. Differenziell ist das Subjekt die zunächst nicht markierte Seite der Objekt-Unterscheidung. Man kann - K. Marx tut es in seinem Bienen-Baumeister-Beispiel - das Subjekt als seinem eigenen Plan des herzustellenden Objektes Unterworfenes sehen. Als Hersteller unterwerfe ich mich meinem Plan.

In dieser subjektbegründenden Reflexion steht am logisch-genetischen Anfang die reflektierte Arbeit, in welcher ich - vor jeder Reflexion - Artefakte herstelle, indem ich Material forme und so zum verursachenden Hersteller des mir als gegenüberstehenden Objektes (Gegenstand) werde. Als generalisiertes Objekt sehe ich (schliesslich auch) mich als Objekt, das ich durch die Kategorien beschreibe, die ich als toolmaking animal bei der Herstellung von Objekten generiere. Bildlich gesprochen sehe ich mich - etwa im Spiegel - wie jede hergestellte Sache und zu jedem Objekt erkenne ich einen Hersteller.

Den nicht auffindbaren Hersteller bezeichne ich zunächst als Schöpfer und dessen Objekte schliesslich als Resultate einer Autopoiese oder eben einer "Selbst-Herstellung". Ohne Hersteller hergestellte Objekte, die ein mechanisches Verhalten zeigen, bezeichne ich dann als autopoietische Maschinen. Als autopoietischen Maschine ziehe ich in der Selbstherstellung eine materielle Grenze zwischen mir und meiner Umwelt, die ich exemplarisch als Haut bezeichne. Die Haut und was diesseits der Haut ist, reproduziere ich in meiner Autopoiese unter Verwendung von Material, das ich jenseits meiner Aneignung als meine Umwelt auffasse. Ich nehme "Nahrung" aus meiner Um-Welt auf, um mich selbst in einem Fliessgleichgewicht fortlaufend herzustellen, was statisch betrachtet als ein Erhalten meiner Selbst erscheint. Damit bleibe ich materiell Teil der materiellen Welt, in welcher ich mich dadurch hervorbringe, dass ich durch meine Haut ein Innen und ein Aussen trenne und die innere Seite der Unterscheidung als meinen Körper markiere.

Als Subjekt beobachte ich mich in einer Innenperspektive einer autopoietischen Maschine, in welcher ich spezifische Teile des Verhaltens der Maschine als meine Tätigkeiten beobachte, die mich als jenes Subjekt begründen, das ich mittels des Ausdruckes "ich" referenziere. In einer logischen Buchhaltung zu meinem Beobachten oder Sprechen unterscheide ich, wie sich die autopoietische Maschine "selbstherstellt" und wie ich als autopoietische Maschine mein Tätigsein beobachte, also anhand von - in der Konstruktion getroffenen - Unterscheidungen darüber spreche. In der Aussensicht erkenne ich, wie sich die Maschine als Resultat einer Selbstorganisation hervorbringt, sich also - etwa in einer Homöostase durch fortwährende Zellteilung - reproduziert. Dabei kreuzt die sogenannte Nahrung die Haut und wird dabei von Umwelt in Körper verwandelt, während Teile des Körpers diesen verlassen, indem sie die Haut entgegengesetzt kreuzen und wieder Um-Welt werden. Die gängige Redeweise dazu lautet, dass die Summe der Materie konstant sei.

Die Bezeichnung "autopoietische Maschine" begreife ich als quasi-paradoxe Metapher, die dafür steht, dass sich eigentliche Maschinen nicht selbst herstellen, dass ich aber meine Beschreibung mit Unterscheidungen mache, die ich in der Werkzeugherstellung, also im Handlungszusammenhang Arbeit begründe. Die autopoietische Maschine zeigt dann wie jede Maschine ein mechanisches Verhalten, in welchem beispielsweise ein Herz Blut durch einen Kreislauf pumpt, also als maschinelle Pumpe fungiert, die durch eine neuronale Steuerung kybernetisch geregelt wird.

In einer Innensicht der "autopoietische Maschine" beobachte ich das Verhalten, durch welches ich mich reproduziere, als Tätigkeit im weiteren Sinn. Konstruktiv beschreibbare Aspekte von Tätigkeiten bezeichne ich als Operationen. Jene Operationen, die ich steuern kann, deute ich als Handlungen oder Tätigkeiten im eigentlichen Sinne. Ich will die Beliebigkeit meiner Unterscheidungen nochmals hervorheben. Meine inneren Organe tun, was sie tun, ohne dass ich mich als Verursacher davon wahrnehme. In dieser Hinsicht ist mein Körper wie eine "Maschine". Diese Tätigkeiten verändern meine Um-Welt nicht unmittelbar, sie betreffen zunächst nur mich und natürlich die materielle Welt insgesamt. Wenn ich atme, trinke oder esse, nehme ich Material aus meiner Umwelt in meinen Körper. Ich kann das tun oder lassen, weshalb ich es als Tätigkeit betrachte. Ich verändere damit meine Um-Welt, aber ich nehme das nicht als Formgebung in meiner Umwelt wahr, obwohl sich auch die Form meiner Umwelt ein wenig verändert, wenn ich im Wald eine Beere pflücke und esse. Wenn ich beim Essen etwas zerkaue, verändere ich das Material, aber ich verändere es in meinem Innern. Ich bin dann zwar tätig, stelle aber keine Objekte her, die mir als Umwelt begegnen.

In genetischlogischer Hinsicht erkenne ich bevor ich mich selbst als Objekt beobachte, Objekte, die ich in dem Sinne herstelle, als ich Material in meiner Um-Welt - zweckmässig - so (ver)forme, dass es mir besser dient. Diese Tätigkeit bezeichne ich als Arbeit. Auch hier sehe ich nur eine fliessende Abgrenzung, deren Entwicklung ich in der Herstellung von Werkzeugen abgeschlossen sehe. Deshalb könnte ich mich - wenn ich mich gerne als Tier sehen würde - auch als "toolmaking animal" bezeichnen, also das "toolmaking" als spezifische Differerenz einer Definition verwenden.

Diese Geschichte wird oft so erzählt, dass Tiere ins Spiel kommen, die bestimmtes Verhalten auch zeigen. Tiere sind in dem Sinne auch tätig, wenn sie beispielsweise fressen, und sie arbeiten, wenn sie beispielsweise Nester bauen. Man kann dann darüber streiten, ob Tiere auch Werkzeuge haben und inwiefern sie eine Arbeitsteilung kennen. Aber für meine Bestimmung der Arbeit spielt natürlich keinerlei Rolle, was Tiere auch können, wesentlich ist welche Unterscheidungen ich verwende und wie ich sie allenfalls plausibilisiere. K. Marx etwa schrieb im bereits zitierten Bienen-Beispiel: "… eine Biene beschämt durch den Bau ihrer Wachszellen manchen menschlichen Baumeister. Was aber von vornherein den schlechtesten Baumeister vor der besten Biene auszeichnet, ist, dass er die Zelle in seinem Kopf gebaut hat, bevor er sie in Wachs baut. Am Ende des Arbeitsprozesses kommt ein Resultat heraus, das beim Beginn desselben schon in der Vorstellung des Arbeiters, also schon ideel vorhanden war." Ich weiss nicht, was eine Biene "im Kopf" hat, und Aussagen darüber, was im Kopf eines Baumeisters passiert, sehe ich als psychologische Spekulation. Im Sinne von Objekten sehen kann ich, wenn Baumeister Konstruktionspläne herstellen, wobei man natürlich auch bei Konstruktionspänen wiederum sagen könnte, dass sie zuerst "im Kopf" waren. Ich kenne keine Tiere, die Konstruktionspläne zeichnen und auch keine, die Maschinen verwenden, aber das finde ich hier ohne Relevanz, weil es mir nicht um das Menschliche geht, sondern darum, was ich als subjektkonstituierende Tätigkeit bezeichne.

In einer subjektiven Perspektive bezeichne ich die Autopoiese als Aneignung von Material aus der Umwelt.


 
[ein paar Anmerkungen zu N. Luhmann]
 
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