Autopoietische Maschine        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Autopoietische Maschinen sind Maschinen, die sich selbst produzieren (Autopoiese).

Der Ausdruck "Maschine" ist bewusst gewählt (vergl. dazu H. Maturana:184) und durch die Charakterisierung "autopoietisch" gleichzeitig aufgehoben (zur Wortkonstruktion siehe die Erläuterung zum Ausdruck Erd-Beere, wo mit dem "Erd" darauf hingewiesen wird, dass es sich nicht um eine Beere handelt). Die autopoietische Maschine ist also keine Maschine, sondern etwas, das ich als-ob (virtuell) als Maschine begreife.

Anmerkung:
Natürlich ist der Ausdruck "Maschinen" auch in einer virtuellen Verwendung ambivalent. Man kann virtuell an eine Maschine oder an die Funktionsweise eines abstrakten Mechanismus denken. H. Maturana erscheint mir diesbezüglich etwas ambivalent, wo er von skin-encapsuled spricht, was ja bei einem abstrakten System keinen (oder eben nur einen metaphorischen) Sinn macht.

Synonyme:
Lebewesen, Organismus, System
==> autopoietisches System


 

Das folgt genau der Auffassung Leibniz von der den "Maschinen der Natur"
"Während vom Menschen geschaffene mechanische Maschinen eine dauernde externe Zufuhr bewegender Kraft erfordern und den lenkenden Menschen, der Schäden repariert und die Maschine in den angemessenen Wirkzusammenhang versetzt, [4] ist die Natur in der Lage Maschinen hervorzubringen, die dies selbst vermögen: die in der Lage sind, sich zu ernähren, um abgenutzte Teile und Kräfte zu restituieren, und die sich selbst dahin bewegen, wo sie das antreffen, was sie ernährt, und das vermeiden, was sie schädigt."
[1] Gottfried Wilhelm Leibniz: »Neues System der Natur und des Verkehrs der Substanzen sowie der Verbindung, die es zwischen Seele und Körper gibt«, in: Philosophische Schriften, Bd. 1: Kleine Schriften zur Metaphysik, hrsg. v. Hans Heinz Holz, Frankfurt a.M. 1996, S. 213, fortan zit. als Neues System.
[2] Vgl. paradigmatisch Descartes' Abhandlung Über den Menschen, die mit folgendem Vorschlag anhebt: »Ich stelle mir einmal vor, daß der Körper nichts anderes sei als eine Statue oder Maschine aus Erde, die Gott gänzlich in der Absicht formt, sie uns so ähnlich wie möglich zu machen« (René Descartes: Über den Menschen. Beschreibung des menschlichen Körpers, hrsg. v. Karl E. Rothschuh, Heidelberg 1969, S. 44).
[3] Vgl. Gottfried Wilhelm Leibniz: »Corpus hominis, quemadmodum et uniuscujusque animalis, Machina est quædam (1680–82)«. Für eine Transkription und englische Übersetzung vgl. Justin E.H. Smith: »The Human Body Is a Sort of Machine (1680-82)« sowie ders.: »Corpus hominis est Machina quaedam. A Selection of Texts from the LH III Manuscripts«, in: The Leibniz Review 17 (2007), S. 141-179.
[4] »Further, in order that men should obtain this durability of action in their machines, they now add to them a quasi-perpetual machine that is made by nature, which is of course man himself, the pilot, who repairs what is weakened or broken down in time, who applies an external force, bringing agents together with patients, or indeed attracts the weight or Elastrum itself, or in some other way conserves the power of the Machine.« (Ebd.) (Thomas Khurana, Maschinen der Natur, http://www.cms.fu-berlin.de/geisteswissenschaften/v/drehmomente/content/2-Khurana/index.html#_ednref4) Volltext


 
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