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Als Staatsanleihe (oder Staatsobligation) bezeichne ich tautologischerweise Anleihen, die der Staat mit Laufzeiten ausgibt (emittiert), respektive Anleihen, die unter öffentlichen Recht stehen.

Der Ausdruck Staatsanleihe ist eigenwillig, er besagt, dass der Staat Schuldscheine ausgibt, statt dass der Staat Geld aufnimmt. Diese Schuldscheine werden dann speziell bewertet, weil der Staat dahinter steht.

Die Staatsanleihe hat Vorläufer in der Geschichte, indem auch Fürsten ohne öffentlichen Haushalt allerlei Anleihen aufgenommen haben.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts sind Staatsanleihen eine verbreitete Form der Staatsverschuldung. Das Deutsche Kaiserreich finanzierte so den"Ersten Weltkrieg".
Staatsanleihen gelten (oder galten bislang) als sehr sicher, weil unklar ist, wie der Staat bankrott gehen kann, obwohl das schon oft geschehen ist (siehe Argentienien).

Staatsanleihen werden durch Vollgeld aufgehoben, weil dann der Staat, staat die Geschäftsbanken das Geld schöpfen (fiat money)


 

Interessant ist das Verhältnis zwischen Anleihe und Geldhoheit oder die Frage, warum ein Staat überhaupt Geld aufnehmen muss, wo er doch Geld drucken oder Steuern erheben könnte.

Und umgekehrt kann man die Nationalbank so vielleicht als Vermittlung (Medium) verstehen.

Den entscheidenen Übergang zur Staatsanleihe sehe ich im Merkantilismus, in welchem der Haushalt von Herrschenden durch einen Staatshaushalt ersetzt wurde, der von einem Politiker geführt wurde.
Der merkantilistische Fürst hat durch nicht gebundene Steuern generelle Einnahmen und gibt das Geld nach Bedarf aus. Wenn der Bedarf schwankt - was etwa bei Kriegen naheliegend ist - kann der Staat mit einem Staatsfonds kompensieren.
Dazu muss er aber zuerst sparen. Die Alternative ist ein Erhöhung der Steuern. Bei grossen Ausgaben muss die Steuer über längere Zeit verteilt werden, das Geld steht somit nicht unmittelbar zur Verfügung und muss deshalb geliehen werden.

In dieser Logik ist das Geld im Staat vorhanden, sonst könnte es nicht geliehen werden. Der Staat kann es aber nicht direkt enteignen, weil das die Reichen benachteiligen würde. Deshalb nimmt der Staat Anleihen auf - was die Reichen bevorzugt, weil sie zu Zins kommen, was im Falle von Vorab-Sparen von Steuern nicht der Fall wäre.
Die Staatsanleihe ist Klassenpolitik.

Der Staat hätte die Option Geld zu drucken und durch Inflation zu seinem Geld zu kommen. Damit das nicht passiert, haben die Staaten autonome Nationalbanken, bei welchen sie Anleihen aufnehmen. Das heisst, die Nationalbanken drucken das Geld im Auftrag des Staates, der sich dann per Anleihe bei sich selbst verschuldet. Die Zinsen, die der Staat an die Nationalbank bezahlen, wirken als Regulativ.
Das würde solange gut gehen, wie die Nationalbanken "fremdwährungsdicht" wären.

siehe auch Fonds, Staatsfonds

Ein historisches Beispiel für eine Staatsanleihe:
Die Union Pacific Railroad erhielt mit der Unterzeichnung des Pacific Railroad Act am 1. Juli 1862 durch Abraham Lincoln die Konzession zum Bau einer Bahnstrecke nach Kalifornien. Sie erhielt dafür rund 12 Millionen Acre Land und ... Staatsanleihen in Höhe von 27 Millionen US-Dollar.[2]
Die ersten Gleise wurden 1865 in Omaha im Bundesstaat Nebraska verlegt, dabei wurde der heutige Name angenommen. Noch heute hat die UP ihren Sitz in Omaha.


 
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