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Hypostase bezeichnet in der christlichen Trinitätslehre die drei göttlichen Personen im Gegensatz zu dem ihnen gemeinsamen Wesen „ein Wesen – drei Hypostasen“.
In der frühen Philosophie steht der Ausdruck zunächst für die Existenz einer Sache. Dabei geht es nicht um eine Substanz, wie manchmal vermutet wird, sondern um eine Seins-Weise: Gott existiert als Gottessohn.
In der Philosophie von I. Kant steht Hypostase für eingebildetes Blendwerk, welchem eine handlungs- oder urteilsrelevante Seinsweise zugeschrieben wird (Kritik der reinen Vernunft A 386, A 392, A 395, A 402 ).
E. Leisi spricht von einer Verwechslung, in welcher der begriffliche Inhalt eines Begriffes als Referenzobjekt gedeutet wird.
Beispiel:
Wenn ich von einem Einhorn spreche, spielt keine Rolle, ob und inwiefern ein Einhorn existiert. Aber natürlich spielt eine Rolle, wie ich mir das Referenzobjekt vorstelle, also ob ich beispielsweise mit einem Gewehr auf ein Einhorn schiesse.
Hier geht es mir aber nicht um Philosophie, sondern um eine sprachkritische Hypostasierung, die nichts mit Seinsweisen zu tun hat, sondern Sprechweisen reflektiert.

Als Hypostasierungen bezeichne ich Begriffe, deren Referenzobjekte keine materielle Gegenstände sind
Hypostasierungen erzeugen Referenzobjekte, die nur durch den Begriffsinhalt erscheinen.

Beispiel:
Als Wald bezeichne ich eine Anhäufung von Bäumen. Es gibt den Wald als Hypostase, aber ich kann ihn nur sehen, wenn ich nicht "lauter Bäume" sehe. Den Wald gibt es als referenzierten Gegenstand, weil ich so über zusammenstehende Bäume spreche. Der Wald ist im Unterschied zu den Bäumen nichts, was ich anfassen kann.

Hypostasierung werden mit Substantiven bezeichnet, was sich als Verdinglichung oder Reifizierung interpretieren lässt. Oft werden Substantivierungen verwendet. Typische Beispiele sind Substantive, die oft auf -ung, -keit oder -heit enden.

Beispiel:
Freiheit von frei (sein)

Siehe dazu auch Hypokeimenon, was - quasietymologisch - eine etwas andere Begriffserläuterung ermöglichen würde.

Eine spezifische Klasse der Hypostasierung sind Materialbezeichnungen.

Beispiel:
Metall für "metallig (sein)”

Eine sprachkritisch wichtige Hypostasierung betriff Metall für "metallig (sein)”

Hypostasierung der verallemeinerte Fall Messoperation zu Konzept (Geld) =================

Beispiele:
Gleichheit für gleich sein
Länge abgeleitet von "lang (sein)”

Als Hypostasierung bezeichne ich für die Verwendung von Substantivierungen. Dabei unterscheide ich Verdinglichung und .


Hinweis:
Substantive, die auf -ung, -keit oder -heit enden, sind oft Hypostasierungen

Unproblematisch sind Hypostasierungen, wenn sie sich auf
Ich spreche beispielsweise von der Länge eines Gegenstandes und meine damit selbstverständlich sein "lang sein".

Hinweis:
Die Hypostasierung ist - wie die Metapher - ein Lieblingsthema der Sprachkritik, und wird oft (und oft zurecht) als sprachliche Verdinglichung (Reifizierung) kritisiert, wo nicht die Wortart, sondern die Begrifflichkeit gewechselt wird, so dass aus Eigenschaften Substanzen oder Subjekte werden.

Beispiel:
“Vernunft” anstatt “…ist vernünftig”. “Die Vernunft, die dann beispielsweise sprechen kann, sagt mir ich soll vernünftig sein”.

Literatur:
Hypostasierung: "Verdinglichung von Gedanken, insbesondere Verwechslung von Inhalt und Bezeichnetem (in Bezug auf das semiotische Dreieck). Von Leisi (1952:26) aus der Philosophie entlehnt zur Bezeichnung der 'Neigung der Sprachgemeinschaften, jede Erscheinung irgendwelcher Art, sofern sie durch ein Wort bezeichnet werden kann, zu vergegenständlichen ... und mit einer selbständigen von anderen Erscheinungen losgelösten Existenz zu begaben, sie also zur akzisdenzlosen Substanz zu erheben.' Diese Neigung beruht auf der 'Unfähigkeit des sprachlich Ungeschulten, den zu einem Wort gehörigen Bedingungskomplex aufzulösen' und führt zu der geistig-sprachlichen Zwischenwelt, die das Verhalten der Mitglieder einer Sprachgemeinschaftspezifisch beeinflusst." (Weidmann, 1979:22)

Bei Immanuel Kant erhält der Begriff Hypostase einen neuen Sinn, da er davon ausgeht, dass Hypostasen im antiken Sinn nicht existieren, sondern ein „bloße(s) Blendwerk“ sind. Er versteht unter Hypostase etwas, was bloß in Gedanken existiert, dem man aber dieselbe Qualität zuschreibt, die einem wirklichen Gegenstand außerhalb des denkenden Subjekts zukommt. Aus dieser Wortbedeutung leitet Kant das Verb hypostasieren (einem Gedanken gegenständliche Realität unterschieben) ab.[4]
 
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