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Reserve ist ein Fremdwort für Vorrat, ich verwende es aber als deutsches Wort nicht synonym dazu.

Hier geht es u eine terminologisch sehr spezifische Reserve, die sich nicht leicht - wohl nur durch politische Ökonomie - begründen lässt: Um jene der Nationalbank, die als Währungsreserve bezeichnet wird, weil sie in der Währung vorgesehen ist.


 

Als Währungsreserven bezeichne ich die von einer Zentralbank auf der Aktivseite ihrer Bilanz (Unterkonto: Kapitalbilanz, Devisenbilanz) in Fremdwährung, Edelmetallen, Sonderziehungsrechten und Reservepositionen im Internationalen Währungsfonds gehaltenen Mittel.

Begründet werden sie als "Mittel" zu Devisenmarktinterventionen zur Stabilisierung von Wechselkursen und zur Finanzierung von Außenhandelsdefiziten.

Die dazu passende Gesetzgebung ist extrem kompliziert.

Es gibt insbesondere auch Regelungen, die ganz anders motiviert sind. Goldreserven dienten im Rahmen des Goldstandards zur Deckung von Währungen. Banken sind gesetzlich verpflichtet, bei ihrer Zentralbank ein Pflichtguthaben als Mindestreserve zu unterhalten.

Offensichtlich kompensieren die Währungsreserven den aufgegebenen Goldstandard.

Nationen mit positiven Handelsbilanzen erhöhen ihre Währungsreserven stärker.

Ein paar veraltete Vergleichszahlen 2017 in Millionen US-Dollar:

Volksrepublik China
Japan
Schweiz
Russland
Deutschland
Vereinigte Staaten
Eurozone

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3.235.895
1.264.283
   535.797
   432.742
   200.094
   122.178
   802.828

Der Anteil der internationalen Goldreserven an den gesamten Währungsreserven ist in den letzten drei Jahrzehnten durch eine geringere Bedeutung für die Währungssicherung durch Gold von 60 % im Jahr 1980 auf 9 % im Jahr 2005 zurückgegangen.

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Bildquelle: Wikipedia

Eine besondere Rolle spielen die Sonderziehungsrechte und der Internationalen Währungsfonds.

Beispiel zur Stützung des Wechselkurses:
Wird bei Importgütern mit unelastischer Nachfrage der Preis angehoben, entstehen Leistungsbilanzdefizite im Inland. Da die importierten Güter in Fremdwährung bezahlt werden müssen, entsteht ein Nachfrageüberhang nach den Devisen des Exportlandes. Dieser Nachfrageüberschuss führt bei flexiblen Wechselkursen und ansonsten konstanten Bedingungen zu einer Abwertung der eigenen Währung. Ebendiese Abwertung der eigenen Währung kann durch Kapitalbewegungen der Währungsbehörden verhindert werden.
Zum einen könnte das Ausland – etwa durch ein höheres Zinsniveau oder Anreize zu Direktinvestitionen im Inland – dazu veranlasst werden, die durch die Preiserhöhung gestiegenen Einnahmen im Inland zu investieren (Wertpapiertransaktionen und Direktinvestitionen). Oder die Währungsbehörden des Auslandes könnten ihren Anteil an den Währungsreserven des Inlandes aufstocken (Devisenbilanz). In allen drei Fällen würde die Überschussnachfrage nach Devisen des Auslandes beseitigt.

Wie sich zeigt, funktioniert dieses Spiel schon lange nicht mehr. Die Chinesen kaufen in den USA Liegenschaften und Industrie. Das heisst sie "investieren" auf eine sehr spezielle Weise.
Andrerseits hat der IWF viele Funktionen ausgehebelt, er wird die nächste Finanzblase sein.


 

Kritische Anmerkungen

Wenn ich Staat und Nation unterscheide hat die Nation den Sinn eine Währung durchzusetzen und zu verteidigen (insbesondere auch durch das dafür geschaffene Militär).
Inwiefern die Währungsreserven dazu gut oder notwendig sind, beantwortet als die Nation. Wer - wie ich - keine Nation braucht, wird einiges anders beurteilen.
Zuallererst könnte der - funktional halbwegs ausdifferenzierte - Staat die Währung anders konzipieren. Ich spreche dabei nicht von Bitcoinzeugs, sondern davon, das der Staat Geld herstellen könnte, statt das an eine privatrechtliche Organisation zu delegieren.
Ob dann Währungsreserven auch sinvoll wären, würde sich zeigen.

Das ganze System der Währungsreserven ist am zusammenbrechen. Das Vertrauen in den Dollar verschwindet aufgrund des enormen Leistungsbilanzdefizits der USA. Die Zentralbanken stehen unter finanzpolitischem Druck, die Reserven zinsbringend anzulegen, was mittlerweil unmöglich geworden ist. Die Währungsreserven liegen immer mehr bei den politischen Gegnern der USA: China und Russland, die positive Handelsbilanzen haben.


 
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