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Techniksoziologie könnte tautologischerweise eine Soziologie bezeichnen, die sich mit Technik befasst. Soziologie befasst sich aber mit Gesellschaft.
Neben Techniksoziologie gibt es auch Technikgeschichte und Technikphilosophie mit derselben Wortproblematik.

Techniksoziologie ist eine verkürzte Bezeichnung für Teile der Soziologie, in welchen gesellschaftliche Probleme auf Technik oder auf Technikvorstellungen bezogen werden. Techniksoziologie befasst sich nicht mit Technik, sondern mit sozialen Phänomenen, die sie als technisch begründet sehen kann, und mit sozialen Phänomenen, welchen sie technische Entwicklungen zurechnen kann.

Beispiele:
Social Media ist ohne Computernetzwerke nicht denkbar und eine bestimmte Verwendung von Computern ist ohne entsprechende gesellschaftlichen Voraussetzungen nicht denkbar. Beides wird in der Techniksoziologie behandelt - ohne dass deshalb von der Technik dieser Techniken gesprochen werden müsste/würde. Die Entstehung des Internets als Netzwerk von Comutern lässt sich natürlich jenseits der Soziologie beschreiben. Ein wichtiger Aspekt davon wird den Historikern überlassen, die sich allerdings auch nicht mit der Technik im engeren Sinne befassen.

Man kann sich fragen, wer oder welche Disziplin mit welchen Interessen die Entwicklung beispielsweise der Internettechnik beobachten sollte. Ein mittlerweile diffamiertes Motiv wurde den ersten Technikgeschichtsschreiber, die Ingenieure waren, zugeschrieben: Deren Geschichten sollten nicht die Technik erläutern, sondern die kulturelle Relevanz der Ingenieure zeigen.

Schliesslich gibt es begriffliche Probleme zur Bestimmung oder Abgrenzung von Technik oder dazu, wie Technik das Denken bestimmt. Solche Fragen werden eher den Philosophen überlassen, die sich naturgemäss auch nicht mit Technik im engeren Sinne befassen.

Systemtheorie und Kybernetik

In die Soziologie ist Technik oder ein bestimmter Aspekt der Technik vor allem als oder durch die Systemtheorie (Kybernetik) gekommen. In deutscher Sprache wohl 1978 durch G. Ropohl und sein Buch Eine Systemtheorie der Technik, das er später als "Allgemeine Technologie" bezeichnet hat. Er schreibt: "Jeder weiss, was Technik ist; und dennoch weiss es niemand. Wohl beging die Technikforschung jüngst zwei Jubiläen: 1777 begründete J. Beckmann mit seiner „Anleitung zur Technologie“ sowohl deren Begriff wie deren Programm, und 1877 legte E. Kapp mit seinen „Grundlinien einer Philosophie der Technik“ die erste derartige Monographie vor" (S.13), gleichwohl ist sein Buch ein Anfang der Techniksoziologie.

In der deutschsprachigen Soziologie ist der Ausdruck Systemtheorie hauptsächlich mit dem Werk von N. Luhmann verbunden. G. Ropohl hat eine ganz andere Vorstellung von Systemtheorie. Er kritisiert die Auffassung von N. Luhmann in seinem Buch (Systemtheorie der Technik, S. 49, 83, 85) sehr scharf. Allerdings behandeln die beiden Autoren unabhängig davon, was sie als Systemtheorie bezeichnen, sehr verschiedene Gegenstände, zumal bei N. Luhmann Technik keine Rolle spielt.

Wenn man - ich tue es - Systemtheorie oder Kybernetik statt als formales Hilfsmittel der Soziologie als eine Alternative zur Soziologie betrachtet, hat Technik einen ganz anderen Stellenwert als in der Soziologie, sie wird zum eigentlichen Gegenstand einer Technologie, also einer Lehre, die ganz andere Probleme ganz anders behandelt: Crashkurs Systemtheorie.


 

Literatur:

Todesco, Rolf (1992): Technische Intelligenz oder Wie Ingenieure über Computer sprechen oder kurz: Todesco, R.: Der rationale Kern im Taylorismus.
Rammert, Werner: Technik aus soziologischer Perspektive
Degele, Nina: Einführung in die Techniksoziologie. München: Fink UTB 2002


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