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Als Kritik bezeichne ich den anhand bewusster Kriterien geleisteten Vergleich, der dazu dient zu zeigen, dass im kritisierten Exemplar, wichtige Aspekte nicht hinreichend berücksichtigt sind.

Beispiele:
Die Relativitätstheorie ist eine Kritik der Newtonschen Physik. In der Kritik wird gezeigt, wo und inwiefern diese Physik richtig ist.
Metaphorisch:
Der Radrennfahrer, der ein Radsport-Kriterium gewinnt, kritisiert die anderen Teilnehmer.

Im Alltagsverständnis steht oft die Bewertung im Zentrum der Kritik. In der Philosophie und der Wissenschaft wird "Kritik" seit I. Kant's "Kritik der reinen Vernunft" oft in einem kruden Sinne verwendet, nämlich für die akademische Durchdringung eines Gegenstandes, bei welchem die Beschreibung mit der beschriebenen Wirklichkeit "kritisch" verglichen wird.
K. Marx etwa nannte sein Werk "Kritik der politischen Ökonomie" und meinte damit nicht eine "Bewertung" der bürgerlichen Ökonomen oder deren Lehren, sondern dass sein Werk eine adäquatere, umfassendere Darstellung der beschriebenen Verhältnisse sei (vgl Haug:178ff).
A. Smith und D. Ricardo begründeten den Warenwert durch die darin enthaltene Arbeit, was das reich Werden des Kapitalisten nicht erklärt.

Wo Kritik sagt, wie die Sache wirklich ist, sagt sie natürlich immer auch, dass andere Darstellungen nicht hinreichend sind. Und wo ich andere Darstellungen in diesem Sinne kritisieren will, muss ich einfach die richtige Darstellung liefern. Damit heisst Kritik aber der Vergleich verschiedener Darstellungen. Im Beispiel: K. Marx hat etwas anderes geschrieben als D. Ricardo. Ich kann mir die Unterschiede durch Vergleichen bewusst machen und die Verschiedenheit benennen. Wenn ich das tue, mache ich Kritik im hier gemeinten Sinn explizit.

Kritik der politischen Ökonomie kann man sehr verschieden interpretieren. Man kann sie
als "bessere Ökonomie" auffassen - oder
als Ersetzung der politischen Ökonomie.
Das zeigt sich darin, ob man K. Marx als politischen Ökonomen auffasst oder als jemanden, der eben gerade keine politische Ökonomie mehr macht.


 

Umgangssprachlich wird auch oft von konstruktiver Kritik gesprochen, wenn Verbesserungsvorschläge eingebracht werden.


 

Literatur:
"Die Waffe der Kritik kann allerdings die Kritik der Waffen nicht ersetzen, die materielle Gewalt muss gestürzt werden durch materielle Gewalt, allein auch die Theorie wird zur materiellen Gewalt, sobald sie die Massen ergreift." - Karl Marx, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung. MEW 1, S. 385, 1844

Kritisieren heisst: Beschreiben, an begründeten Ansprüchen messen, das Zurückbleiben hinter den Ansprüchen beweisen und den Weg zur Erfüllung aufzeigen ... Ein Kritiker, der, ohne positiv zu fordern, kritisiert, versagt, während er aus dem Versagen des Kritisierten Grösse zu beziehen meint.“ (Manes Sperber (1978 (1933)) Individuum und Gemeinschaft, S. 53)

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