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Umgangssprachlich wird Gesetz oft für die Differenz zwischen Deskription und Präskription verwendet. Deshalb hat I. Kant (Kritik:812) explizit vorgeschlagen, zwischen Gesetzen, die das "Sollen" beschreiben (sein Imperativ) und jenen, die das "Ist" beschreiben (Naturgesetze) zu unterscheiden. Er schreibt: Von Gesetzen .. "welche sagen, was geschehen soll, ob es gleich vielleicht nie geschieht ...".

Umgangssprachlich (quasi juristisch) wird der Ausdruck Gesetz auch für Sammlungen von Gesetzen verwendet. Ich spreche in diesem Fall von Gesetzbüchern, etwa vom Straftgesetz, womit eine Sammlung gemeint ist.

Beides ist hier nicht gemeint, hier geht es um den Begriff.

siehe Was ist ein Gesetz?

Als Gesetz bezeichne ich eine Wenn-dann-Beschreibung, die sich auf einen empirisch prüfbaren, widerlegungsrelevanten, nicht singulären Fall bezieht.

  • Naturwissenschaftliche Gesetze beschreiben Verhältnisse, die sich - im beobachteten Zeitraum - praktisch nie verändern. Die Gesetze verändern sich, wenn die Verhältnisse neu beobachtet werden. Wer ein naturwissenschaftliches Gesetz widerlegt, bekommt einen Nobelpreis, weil er (kollektives) Wissen spezifiziert, das von allgemeinem Interesse ist (Widerlegungsrelevanz).
     
  • Juristische Gesetze beschreiben Verhältnisse, die sich dann und wann verändern. Dann müssen sich jeweils auch die Gesetze verändern.
    Wenn Gesetze nicht als Beschreibungen, sondern als Vorschriften aufgefasst werden, scheinen sich die referenzierten Verhältnisse aufgrund der Gesetze zu ändern.
    Selbstredend glaubt das von naturwissenschaftlichen Gesetzen kaum jemand.
     
  • Gesetze sind weder Gebote noch Verbote. Es würde niemandem einfallen, die Gravitation zu ge- oder zu verbieten. Aber zu jeder Zeit kann vielleicht jemand zeigen, dass ein Gesetz nicht richtig oder nur bedingt richtig ist.

    Beispiele:
    1) WENN jemand etwas Verbotenes macht und dabei erwischt wird, DANN bekommt er ein Strafe.

    Im juristischen Gesetz - in den Gesetzbüchern - steht, wie welche Tat - im Prinzip - bestraft wird.

    2) WENN die elektrische Spannungt erhöht wird, DANN vergrössert sich der Widerstand oder der Strom. U = R * I (Ohm)

    Im physikalischen Gesetz steht, welche Messgrössen wie zusammenhängen, sich also DANN wie verändern, WENN sich eine der Grössen verändert.

    Erläuterungen:

    Literatur

    "Gesetze sind oft Stück um Stück korrigierbar, was für Definitionen, da sie Tautologien sind, nicht gilt. So mussten beispielsweise, ehe das Ohmsche Gesetz angenommen werden konnte, 'Strom' und 'Widerstand' neu definiert werden; hätten diese Begriffe ihre frühere Bedeutung behalten, so hätte das Ohmsche Gesetz nicht stimmen können. (...) Ich vermute gegenwärtig, dass alle Revolutionen u.a. mit der Aufgabe von Verallgemeinerungen verbunden sind, die vorher in gewisser Hinsicht die Rolle von Tautologien gespielt hatten. Zeigte Eintstein, dass Gleichzeitigkeit relativ war, oder änderte er den Begriff der Gleichzeitigkeit selbst? (T. Kuhn:195).
     


    und dann noch das:

    "... dem wichtigsten Gesetz der Welt, wichtiger als alle Naturgesetze und alle Strafgesetze, es ist Murphys Gesetz"
    oder Das Moor'sche Gesetz


     

    In der Wikipedia steht unter dem Stichwort "Gesetz": Der Gesetzestext ist der konkrete Wortlaut eines Gesetzes. Entweder ich bin ein fremdsprachiger Idiot oder es steht da: Ein Text ist ein konkreter Wortlaut - was ich idiotisch finde.
    Und was bitte soll ein Gesetzestext sein? https://www.gesetze.ch/ Alle Texte, die als Gesetze gelten ? Oder was?

    Jede Beschreibung wird von jemandem gemacht (Maturana, der damit den Beobachter eingeführt hat). Jeder macht schlüssige Beschreibungen seiner je eigenen Umwelt, seiner je eigenen Erfahrungen. Warum sollte jemand für sich Beschreibungen wählen, die nicht schlüssig sind? Als Gesetz bezeichne ich genau jene Wenn-Dann-Beschreibungen, die sich auf einen empirisch prüfbaren, widerlegungsrelevanten, nicht singulären Fall bezieht. Genau das gilt in jedem Fall für jedes Gesetz. Das bezeichne ich als Falsifikationsprinzip.
    Dass eine Tasse auf den Boden fällt, ist eine Erfahrungstatsache, die keinem Gesetz folgt. Mit dem Gesetz wird nur beschrieben, dass sie es tut. Sie tut es unabhängig vom Gesetz. Das Gesetz kann sich in jedem Fall als richtig oder als fasch erweisen. Es ist unsinnig anzunehmen, dass sich die Welt nach unseren Beschreibungen richtet. Es ist sinnvoll, die Welt zu beschreiben und es ist eine Erfahrungstatsache, dass verschiedene Menschen ihre Welten verschieden beschreiben.
    Es ist auch eine Erfahrungstatsache, dass es Glaubenskriege gibt, dass Menschen andere Menschen mit Gewalt dazu zwingen, irgendwelche Wahrheiten zu glauben. Und es ist auch eine Erfahrungstatsache, dass diese Tatsache bestritten wird, von jenen, die Gewalt ausüben. Und weil das alles eine Beschreibung MEINER Erfahrungen ist, weiss ich, dass andere Menschen offenbar andere Erfahrungen machen, weil sie ihre Welt anders beschreiben.

    Jedes Gesetz ist eine Wenn-Dann-Formulierung. Ein Gesetz ist nie eine Vorschrift oder ein Gebot. Es gibt viele Wenn-Dann-Formulierungen, die oft zutreffen und manchmal nicht. Ein typisches Gesetz lautet: WENN Du mit dem innerorts schneller als eine bestimmte Geschwindigkeit fährst, DANN musst Du eine Busse bezahlen. Jeder sieht sofort, dass das nicht stimmt. Es muss heissen; WENN Du dabei erwischt wirst, DANN ... Und jeder sieht sofort, dass auch das nicht stimmt.
    Es muss heissen: WENN Du erwischt wirst UND bestimmte Bedingungen erfüllt sind, DANN musst Du ... Und jeder sieht sofort, dass es auf diese Bedingungen ankommt, dass das Gesetz also eine ziemlich komplizierte Sache ist.
    Aber nur ein Idiot meint, dass das Gesetz etwas vorschreibe. Jeder kann immer so schnell fahren, wie er will. Das ist eine Erfahrungstatsache, die kann jeder, der ein Auto hat jederzeit prüfen. Kein Gesetz schreibt einem Stein vor, au den Boden zu fallen.


     
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