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Anmerkungen zu Offene Systeme

1.

  

In der deutschen Philosophen-Tradition von I. Kant bis G. Hegel ist System ein Synonym für Lehre oder für das Lehrgebäude.

L. von Bertalanffy publizierte seine Auffassung von Systemen seit 1928, im Buch "Theoretische Biologie (1932) führte er den Begriff "offenes System" ein, den Ausdruck "System" verwendet er 1940 im Titel: Der Organismus als System betrachtet und 1945 (also quasi mitten im verlorenen Krieg) publiziert er "Zu einer allgemeinen Systemlehre". Danach folgen seine einschlägigen Publikaionen Schlag auf Schlag: Das biologische Weltbild (1949), An Outline of General System Theory und The Theory of Open Systems in Physics and Biology (1950), Biophysik des Fliessgleichgewichts (1953) und schliesslich General System Theory (1968).

Die Systemlehre von L. von Bertalanffy ist eine Lehre, und keine Theorie. Das Label "General System Theory" ist das Resultat eines wohl bewusst gemachten Uebersetzungsfehler, weil L. von Bertalanffy immer gegen die Kybernetik, also gegen die Systemtheorie im engeren Sinne ankämpfte.

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2.

  

Aristoteles hat den Menschen noch wie einen Mähdrescher konzipiert: Vorne geht etwas rein und hinten kommt etwas raus. Die im Wortsinn "passierende" Umwandlung gibt dem Menschen Kraft. Dass Lebewesen sich mit dieser "stofflichen Kraft" autopoietisch selbstreproduzieren, hat Aristoteles noch nicht gesehen. L. von Bertalanffy hat es zwar gesehen, aber erst H. Maturana hat es konsequent - als Bestimmung von Leben - gesehen. L. von Bertalanffy ist unter dem Einfluss der Kybernetik quasi abgedriftet und hat eine wesentliche Funktionsweise, nämlich das von ihm sogenannte Fliessgleichgewicht entwickelt, das später von I. Prigogine für die dissipativen Strukturen aufgegriffen wurde.

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3.

  

Soweit ich sehen kann, ist die Irritation nachhaltig, denn auch heute noch wird die Systemlehre beliebig mit der Systemtheorie vermischt und verwechselt. Das Werk von L. von Bertalanffy wird - wie jenes von K. Zuse - oft als deutscher Vorläufer der amerikanischen Erfolgsgeschichte dargestellt, obwohl er auf die Kybernetik so wenig Einfluss hatte, wie K. Zuse auf die Entwicklung von Computern. So schreibt etwa R. Riedl (:9): "Die Systemtheorie ist [...] in der Biologie entstanden. Sie geht auf meine Lehrer von Bertalanffy und Paul Weiss in Wien zurück und untersucht die Ursachenzusammenhänge in komplexen Systemen, namentlich deren Wechselbezüge". Nachdem H. Maturana als Biologe im Kontext der Kybernetik die Autopoiese entwickelt hatte, sahen viele Schüler von L. von Bertalanffy, dass dieser wohl die Autopoiese gemeint hatte. Nur finde ich bei kaum einem Autoren radikalere Formulierungen zu operationell geschlossenen Systemen als bei H. Maturana.

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