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Literatur

Beuys hat nicht geschrieben. Es gibt sehr viel Literatur über ihn und Transkripte von seinen Reden. Und Vidoes von seinen Performationen (Celtic 19.., Romanshorn 1985, Eine Homage von ORF zu 80. Geburtstag.)
Aktive Neutralität

zitiert in:

Rolf Todesco: Aesthetik

Zur Person

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Joseph Heinrich Beuys (1921-1986) war Aktionskünstler und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. In der Fluxus-Bewegung sowie mit polititische Aktionen arbeitete er daran, seine Theorien künstlerische Kreativität auf alle Lebensbereiche auszudehnen sowie das Vorverständnis von Kunst und festgefahrene gesellschaftlichen Verhaltensmuster überhaupt aufzubrechen. Dies führte zu seinem "erweiterten Kunstbegriffs" und zur Konzeption der Sozialen Plastik als Gesamtkunstwerk, indem er Ende der 1970er Jahre ein kreatives Mitgestalten an der Gesellschaft und in der Politik forderte.

In seinen Performences geht es ihm um die "soziale Plastik", eine nicht materiell zu fassende Skulptur, die sich aus der Bewegung der Performanz ergibt. Als grösste seiner Künste bezeichnet er sein Lehrer-Sein.

Beuys ist Mitbegründer der Grünen. In seinem politischen Diskurs sieht er die ausserparlamentarische Politik der Grünen als Alternative zum Kapitalismus-Kommunismus.

Anmerkungen

Man kann - und sehr oft wird das auch getan - Beuys als Künstler auffassen. Dann macht er eben einfach Kunst mit einem bestimmten Stil. Man kann - und das mache ich - Beuys als "Kunst"-Theoretiker auffassen. Dann kann man sich mit seiner Kunstauffassung auseinandersetzen: "Alles ist Kunst, jeder ist ein Künstler" verstehe ich nicht als Verallgemeinerung oder als Ausweitung in irgendeinen Alltag, sondern als Absage an den Werk-Begriff. Kunst ist nicht die Produktion von irgendetwas, sondern das Geltendmachen, dass irgendetwas Kunst ist. Praktisch wird alles zur Kunst, wenn man es in ein Museum stellt. Kunst besteht darin, in ein Museum gestellt zu werden.

Ideen , die ich mit Beuys verbinde:

Kunst heisst Gestaltungskraft anwenden.

Auf die Frage: Warum tragen Sie einen Hut (während einer Talkshow im ORF), antwortet Beuys: "Ich bin das Kunstwerk". Er ist ein Künstler der Selstdarstellung - Ausdruck seines Ausdruckes. Die Frage lautet: Wie sehe ich mich als Kunstwerk?

Auf die Frage: Warum tragen Sie einen Hut antwortet Beuys: "Bei einer meiner ersten Aktion habe ich (zufällig?) einen Hut getragen. Und dann hatte ich den Eindruck, ich müsse so bleiben, wie ich bin. Der Hase ist ohne Ohren kein Hase und Beuys ist ohne Hut kein Beuys".
(Dem folge ich in meinem Alltag, wo ich beim Ersetzen alter Kleider immer möglichst ähnlich Kleider suche).

"Bei Aktionen richte ich mich nach den Forderungen, die das Publikum innerlich an mich stellt." Die einzelne Teile werden entsprechend (zb. lang oder kuz) ausgeführt.

Die soziale Plastik ist eine Kommunion, eine Aufhebung von Kommunikation. Ich verwende eine variable Partitur, die das Grundkonzeptder Aktionen (Stationen) enthalten.

Als Lehrer bin ich vor allem Vorbild. Dieses Bild ist Ausdruck meiner grössten Kunst.

bild Joseph Beuys. Jeder Mensch ein Künstler. Gespräche auf der documenta 5/1972. http://www.omnibus.org/omnibus.org/beuys.htm Wir verstehen unser gesellschaftliches Engagement nicht als Politik, sondern als Kunst - im Sinne der Arbeit an der Sozialen Plastik.

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Photographic Documentation of Joseph Beuys' "Iphigenia / Titus Andronicus" (1969)
Performance at Experimenta 2, German Academy of the Performing Arts, Frankfurt Abisag Tüllmann
Museum of Contemporary Art, Frankfurt, Germany Recorded October 1, 1994

Beuys Aktion: Lifesendung des ZDF Landesstudios NRW, 11. November 1964

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Ein SPD-Ortsverein benutzt die in einem Abstellraum eines Leverkusener Museums abgestellte Beuys-Badewanne zum Kühlen von Bier. Beuys klagt und das Wuppertaler Landgericht verurteilt die Stadtverwaltung zur Zahlung von 165.000 DM Schadensersatz.


Joseph Beuys wurde dadurch bekannt, daß er einer der Männer war, die ihre Badewanne nicht sauberhalten konnten. Und er hat im Gegensatz zu anderen Männern, bei denen dann eine Frau ihnen in der Hilflosigkeit unter die Arme greift, sich öffentlich zu seinem Schmutz bekannt und die Badewanne ausgestellt. Und kurzum: er hat auch eine Frau gefunden, die ihm sofort den Dreck wegmachte. Und da dies unter den Augen der Öffentlichkeit geschah, fühlte er sich gedemütigt.

Und die Story mit dem Rover erinnert mich stark an die beiden Putzfrauen, die den Dreck aus einer Badewanne von Joseph Beuys im Mönchengladbacher Abteiberg Museum gewischt hatten und damit einige 100tausend DM zerstörten...


Das verkannteste Kunstwerk Als das verkannteste Kunstwerk der bildenden Kunst ging die Badewanne des Düsseldorfer Kunstprofessors Josef Beuys in die Kunstgeschichte ein. Das Objekt, eine Emailbadewanne, die mit Heftpflaster und Mull beklebt war, wurde während der Vorbereitungsarbeiten zu einer Ausstellung im Depot von Schloß Morsbroich bei Leverkusen aufbewahrt. Im gleichen Raum lagerte auch die Bestuhlung des Kulturzentrums, die von den Frauen des SPD-Ortsvereins Leverkusen-Alkenrath für eine der 1978er Wahlveranstaltungen benötigt wurde. Die Frauen hatten nicht nur für eine prominente Rednerin gesorgt, sondern auch für Bier. Nur mit der Kühlung haperte es. In Ermangelung eines anderen Behältnisses bediente man sich der in den Augen der Frauen etwas schmuddeligen Badewanne. Das von Beuys absichtsvoll angebrachte Heftpflaster wurde abgepult, die Wanne tüchtig gescheuert, kaltes Wasser rein, fertig war die improvisierte Bierkühlanlage der patenten Frauen. Die SPDlerinnen ahnten nicht, was sie da angerichtet hatten. Das Kunstwerk war nämlich von der Versicherung mit 56 000 DM taxiert worden, und Besitzer Lutz Schirmer, ein Münchner Verleger, bestand auf der vollen Erstattung des Schadens.
Gezeigt werden hier auch äußerst skurille Bilddokumente, die nicht nur einen Blick auf Beuys´ Leben, sondern auch auf den Zeitgeist der Republik werfen. Etwa wenn zerknirschte Mitglieder der Leverkusener SPD in Erklärungsnotstand geraten, weil sie, ohne zu ahnen, dass es sich um ein Exponat handelte, auf einer Museumsfeier eine Badewanne voll Fett säubern ließen, damit die Genossen darin ihre Kölsch-Gläser spülen konnten. Versicherungsschaden damals, 1973: 40000 DM.
 
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