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Der Singular " "Worte"" ist ein Homonym, er steht für die Einzahl von Wörter und Worte.

Als Wörter bezeichne ich Buchstabenketten, die durch eine Grammatik produziert und durch Blanks (Leerschläge) begrenzt sind.

Wörter sind Artefakte, sie können als Worte verwendet werden.

In formalen Sprachen und in Programmiersprachen (zB Pascal) sind Buchstabenketten ein Spezialfall der Zeichenketten, die auch Ziffern und Sonderzeichen enthalten. Zeichenketten heissen dort auch "string" oder "Ausdruck", deshalb werden diese Wörter auch oft synonym zu "Wort" im Sinne von Wörter verwendet.

Anmerkungen:

Ich gehe davon aus, dass alle Wörter arbiträre Symbole sind, also keinen Bezug zur referenzierten Sache haben. Ich spreche deshalb von Quasi-Etymologie, wenn ich einen solche Zusammenhang herstelle.

Im Zusammenhang mit Computer wird oft die Einheit des Speichers, auf die zugegriffen wird als Wort bezeichnet (Duden, 562).

============= Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter: Warum in der Schatztruhe der deutschen Sprache immerfort Bewegung ist Von Ralf Julke 3. Juli 2022 0 553 Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter. Foto: Ralf Julke Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter. Foto: Ralf Julke Von wem haben wir unsere Wörter? Wo kommen sie her? Wer hat sie sich ausgedacht? Das sind Fragen, über die Germanisten seit 200 Jahren grübeln. Aber seitdem wissen sie auch: Sprachen kommen nicht aus dem Nichts. Und sie verändern sich ständig. Und die Wurzeln unserer Wörter verraten uns, aus welchem Winkel der Welt die Menschen kamen, die ganz am Anfang unserer Sprachfamilie standen. Denn es ist ja eine Sprachfamilie – das Indoeuropäische. Lange Zeit auch das Indogermanische genannt nach den beiden östlichen und westlichen Zipfeln seiner heutigen Verbreitung – von Indien bis zu den germanischen Sprachen. Die keltische Sprachfamilie gehört genauso dazu wie die italische, die slawische, die baltische und die iranische. von TaboolaAnzeigeDas könnte Sie auch interessieren Unglaublicher Ansturm in der Schweiz: Dieses Hörgerät verkauft sonst keiner Hören heute Mit diesem Spiel wirst du nicht mehr ans Schlafen denken Total Battle: Online Strategie-Spiel Die blaue Pille für Männer ohne Arztbesuch: legal und diskret. CHF 15 Rabatt! Mensmagazine Und natürlich wurde auch diese Forschung von Rassisten lange Zeit missbraucht, um daraus eine Überlegenheit der „germanischen“ oder gar „arischen Rasse“ zu konstruieren. Alles wissenschaftlich längst widerlegter Blödsinn. Aber wie wir wissen, laufen etliche Leute noch immer herum mit diesen Blasen im Kopf. Unfähig, überhaupt die Dynamik in der jüngeren Menschheitsgeschichte zu begreifen. Geschichte heißt immer: Veränderung Und um Dynamik geht es. Denn natürlich erzählen Sprachfamilien auch von Wanderungen. Einige Zeit stritten sich die Sprachforscher nur darüber, wo man eigentlich den Ursprung des Indoeuropäischen verorten kann. Jahrelang dominierte die Kurgan- und Steppentheorie, meinte man die Menschengruppen, aus deren Sprache die heute noch nachweisbaren Spuren in der großen indoeuropäischen Sprachfamilie stammen, irgendwo im Süden des heutigen Russlands verorten zu können. Doch alles – auch eine groß angelegte Computersimulation mit allen bekannten Daten zum Indoeuropäischen – deutet auf einen Ursprung hin, der auch die archäologische Logik für sich hat. Denn danach lag der Keim für diese Sprachfamilie im heutigen Kleinasien, dort, wo vor 11.000 Jahren Ackerbau und Viehzucht begannen und von wo aus die Ackerbaukulturen auch nach Westeuropa aufbrachen. Wie diese neolithische Ackerbaukultur vor rund 7.000 bis 8.000 Jahren auch nach Mitteleuropa kam, kann man ja unter anderem in dem bilderreichen Nachschlagewerk „Spuren des Menschen“ nachlesen. Und es überrascht auch nicht, dass das von Sprachforschern mühsam herausdestillierte Datenmaterial zum Indoeuropäischen auch all die Namen der Tiere und Arbeitsgeräte enthält, mit denen die Bauern damals loszogen, um neue fruchtbare Landschaften zu kultivieren. Sie wurden wieder sesshaft und ihre Sprache begann sich zu verändern. Sprache verändert sich ständig. Das ist ja der Grundtenor dieses Büchleins, das man so von Dudenredakteur/-innen eigentlich nicht erwartet hätte. Sind sie denn nicht zuständig dafür, die Sprache zu normieren und festzuzurren, damit alle Leute im deutschen Sprachraum dieselbe Grammatik und Orthografie benutzen? Das Ringen um eine normierte Hochsprache So könnte man den Job verstehen. Und ein wenig verstand ja Konrad Duden die Herausgabe seines Wörterbuches auch einst so. Doch zur Geschichte der Sprachwissenschaft gehört auch die lange Vorgeschichte der Schaffung einer einheitlichen deutschen Hochsprache. Denn als sich das, was wir heute das Deutsche nennen, herausbildete, wäre wohl noch kein Sprecher darauf gekommen, es so zu bezeichnen. Wir wissen nicht einmal, wie die Sprechergruppen sich nannten, als sich aus dem Indoeuropäischen vor rund 4.000 Jahren die germanische Sprachengruppe herauszubilden begann. Wobei auch die Germanen sich selbst wohl nie so nannten. Es ist wie so oft eine Fremdzuschreibung, möglicherweise direkt von ihren südlichen und westlichen Nachbarn, den Kelten, sodass in Germanen möglicherweise das keltische Wort für Nachbar steckt. Möglicherweise. Denn bei diesen frühen Entwicklungen fehlt den Forschern vor allem eines: die schriftliche Überlieferung. Die setzte erst um das Jahr 800 zur Zeit Karls des Großen ein, als insbesondere in den Klöstern erstmals biblische Texte in die jeweilige regionale Mundart übersetzt wurden. Diese alten Belege zeigen, dass auch das Gebiet des heutigen Deutschland ein regelrechter Flickenteppich der Mundarten war. Die Sprecher bezeichneten sich als Bayern, Sachsen, Hessen, Schwaben – aber nicht als Deutsche. Auch wenn die Klosterschreiber durchaus sahen, dass diese Sprachen der verschiedenen Volksstämme sich sehr ähnlich waren. Einerseits. Andererseits waren sie noch weit bis ins Hochmittelalter so verschieden, dass Leute aus dem Norden Deutschlands enorme Schwierigkeiten gehabt haben dürften, die aus dem Süden oder Westen zu verstehen. Was „das Volk“ so redet Doch genau in der Zeit der Klosteraufzeichnungen tauchte auch erstmals der Begriff für das Deutsche auf: die Sprache des Volkes. Also der Leute, die da in der Nähe des jeweiligen Klosters wohnten und natürlich weder lesen noch schreiben konnten und schon gar nicht die Amtssprache in Klöstern und Kanzleien beherrschten. Und das war eben Latein. Mit lateinischen Gottesdiensten konnten sie auch nichts anfangen. Und so zeugen die frühesten Übersetzungen aus der Bibel eben auch von den frühesten Nachweisen deutscher Dialekte. All das wird den Leser/-innen dieses handlichen Buches geradezu spielerisch nahegebracht in kurzen Kapiteln und Texten, aufgelockert mit aus Buchstaben und Satzzeichen zusammengebauten Grafiken, die die vielen Einflüsse und Veränderungen zeigen, die der Wortschatz des Deutschen bis heute erlebt hat. Wirklich greifbar werden so die Frühformen des Deutschen also erst um das Jahr 800 (obwohl z. B. das Sächsische und das Anglische schon im 6. Jahrhundert enormen Einfluss auf die Herausbildung des Englischen genommen haben müssen). Und mit den Minnesängern im 12. und 13. Jahrhundert beginnend können die Autor/-innen des Büchleins auch das langwährende Bemühen nachzeichnen, für die ja in einem gemeinsamen Sprachraum lebenden Menschen tatsächlich einmal eine gemeinsame Hochsprache zu schaffen, die alle verstehen konnten. Anfangs nur für die adlige Elite, für die ja Minnegesang und Heldenepen gedacht waren. Aber spätestens mit Aufkommen des Buchdrucks wurde die Schaffung einer funktionalen Hochsprache gerade für Schriftverkehr und Handel immer drängender. Und da war es ja bekanntlich Martin Luther, der mit seiner Übersetzung des „Neuen Testaments“ eine Marke setzte, die bis heute gilt und für gewöhnlich als Geburtsstunde des Hochdeutschen verstanden wird, auch wenn das letztlich erst der Beginn war und die Arbeit an diesem Projekt bis ins 19. Jahrhundert dauerte. Das Grimm’sche Wörterbuch (das Jakob und Wilhelm Grimm zu Lebzeiten nicht beenden konnten) und der „Duden“ waren die wichtigen Marksteine, die im Grunde die Normierung der deutschen Hochsprache zu einem Abschluss brachten. Aber nicht zum Ende. Sprache ist keine Trutzburg Denn auch diese Standardwerke beendeten die Veränderung der deutschen Sprache nicht. Denn Sprache ist nichts Abgeschottetes, auch wenn das einige Sprachpuritaner im Lauf der Zeit immer wieder behaupteten und mit mächtigem Aufschlag darangingen, die deutsche Sprache von „fremden Elementen“ zu säubern. Was ihnen nie gelang. Denn wer sich durch das Büchlein geblättert hat, weiß, dass das Deutsche immer eine evolutionäre Sprache war und fähig und offen, mit Einflüssen aus allen Himmelsrichtungen auch immer Neues aufzunehmen und damit auch die entsprechenden Wörter, die man natürlich nicht neu erfinden musste – von den Lehnworten aus dem Lateinischen, die mit den Römern und den Mönchen in deutsche Lande kamen, bis hin zu all den Worten, die mit der Entwicklung der Technik entstanden (wo eben andere Länder die Vorreiter waren), aber auch Begriffen aus Kunst, Mode, Architektur usw. Oder einmal so formuliert: Die deutsche Sprache war immer eine lernwillige und neugierige Sprache. Bornierte alte Leute regten sich jedes Mal auf über all die fremden Worte. Aber schon wenige Generationen später waren die Wörter aus dem Französischen, Englischen, Italienischen so etabliert, dass die meisten Sprecher nicht einmal auf die Idee gekommen wären, dass es mal fremde Wörter waren. „Denn während sich der Wortschatz in einer sehr dynamischen Entwicklung befindet, beweist die Grammatik Stabilität und Beharrlichkeit und nimmt selbst kühne Neuschöpfungen unter ihre strukturierenden Fittiche“, schreiben die Autor/-innen quasi als Bilanz für ihre kleine Reise durch unsere Wörterwelt. Und merken auch an, dass ungebräuchlich gewordene Wörter auch wieder verschwinden. Manchmal überdauern sie in alten Wörterbüchern und es braucht geradezu technische Erklärungen, was sie einmal bedeuteten. Sie verschwinden mit Berufen, die aussterben, mit Alltagsgegenständen, die man heute in keiner Wohnung mehr findet, mit Moden, die vergehen, und veränderten Essgewohnheiten. Sprache ist die Geschichte ihrer Sprecher Was an Wörtern tatsächlich gebraucht wird, das bleibt auch erhalten. Es ist irgendwann so etabliert wie Auto, Radio und Telefon (alles Fremdwörter), Apfel, Tomate und Kartoffel (alles Wortimporte) oder Kaffee, Kakao und Schokolade. So wird der deutsche Sprachschatz immer umfangreicher und wird heute auf 350.000 bis 500.000 Wörter geschätzt. Allgemein gebräuchlich sind etwa 70.000 Wörter, auch wenn die meisten Menschen im Durchschnitt nur 12.000 bis 15.000 Wörter benutzen, davon rund 3.500 Fremdwörter. Da zähle mal einer. Das macht aber niemand. Die Probleme fangen ja schon bei Fachsprachen an, die für gewöhnlich nur wenige Sprecher tatsächlich benutzen. Zählt man sie dazu? Gehören diese Wörter auch ins Wörterbuch? Man denke nur an Mediziner und Ingenieure. Im Grunde kann man ja nach Lesen dieses Buches feststellen, dass die Sprache eben auch die Geschichte ihrer Sprecher enthält – ihre Wandergeschichte, ihre Kulturgeschichte, ihre Lerngeschichte. Und so nebenbei stellen die Autor/-innen noch etwas fest, was man mit der Entwicklung einer Sprache eher nicht in Verbindung bringt, was aber in der deutschen Sprachentwicklung markant zu erkennen ist: Rund alle 300 Jahre erlebt das Deutsche eine Runderneuerung, eine regelrechte Umwälzung, sodass die vorhergehende Sprachperiode deutlich von der nachfolgenden abgrenzbar ist. Oft spielen gewaltige gesellschaftliche Umbrüche hier die zentrale Rolle: der Dreißigjährige Krieg zum Beispiel und der Zweite Weltkrieg. Was dann die Zäsuren 1650 und 1950 setzt. Ein Spiegel gesellschaftlicher Umwälzungen Um 1350 setzte die Etablierung des Frühneuhochdeutschen ein, also des Deutschen als Volkssprache – eng verbunden mit Buchdruck, gedruckten Volks- und Sagenbüchern und natürlich Luthers Bibelübersetzung. Um 1050 war es die Herausbildung der höfischen Kultur, die zur Herausbildung des Mittelhochdeutschen führte und damit – das Latein ablösend – zur Herausbildung einer im ganzen Heiligen Römische Reich verständlichen Hochsprache als Sprache der feudalen Eliten. 1650 und 1950 aber stehen dann auch dafür, dass nach blutigen Kriegen eben auch die alten Strukturen lädiert sind und jüngere Sprecherinnen nun deutlich mehr Spielraum bekommen, Neues in die Sprache einfließen zu lassen. Und das waren eben nicht nur Einflüsse aus anderen Sprachen, sondern auch jede Menge technische Neuerungen, wie das ab den 1950er Jahren ja unübersehbar der Fall war. Wer Bücher aus Kaisers Zeiten liest, ist meist verblüfft über die Behäbigkeit dieser Sprache, die moralischen Standards und die Weitschweifigkeit sowieso. Und natürlich servieren die Autor/-innen des Buches auch ein paar Pralinen „für Sprach-Freaks“, etwa zu den beiden Lautverschiebungen in der deutschen Sprachgeschichte, zu den frappierenden Vokalveränderungen vom Frühneuhochdeutschen zum Mittelhochdeutschen, oder zu den Brüdern Grimm, die den Deutschen ja nicht nur wegen des von ihnen begonnenen Wörterbuchs bekannt sind, sondern noch viel mehr durch ihre Märchensammlung. Und natürlich liest sich das Buch stellenweise auch wie eine freundliche Polemik zu all den Leuten, die glauben, sie wären – „als Deutsche“ – irgendetwas Besseres und die deutsche Sprache wäre ein unveränderliches Museum, in dem niemand etwas antasten darf. Wäre das so, die Sprache wäre längst ausgestorben wie das Hethitische oder das Ostgotische. Sie lebt aber. Und Leben heißt – auch in der Sprache – permanente Veränderung, Bereicherung und fröhlicher Austausch mit anderen Sprachen, die manchmal etwas haben, was man noch nicht hat. Aber gut gebrauchen kann. Was dann eine Sprache mit hohem Gebrauchswert ergibt. Vielfältig anwendbar und außergewöhnlich zumindest in dem Sinn, dass man auch 200 Jahre nach Jakob und Wilhelm Grimm noch darüber staunen kann, was man alles in dieser Schatztruhe findet, wenn man mal hineinschaut. Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter Bibliographisches Institut 2022, 16 Euro. ============= Die Entstehungsgeschichte deutscher Wörter Suzanne Cords 19.05.202219. Mai 2022 Die Römer haben uns Kaiser und Wein vermacht, die Italiener das Kapital samt Bankrott und die Amerikaner die Mode. Das Buch "Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter" gibt tiefe Einblicke in die deutsche Sprache. https://p.dw.com/p/4BXz3 Große Holzbuchstaben liegen in einer Schüssel, eine Hand nimmt sich das A Sprache ist immer in BewegungBild: Uwe Zucchi/dpa/picture alliance ANZEIGE "Die deutsche Sprache ist weit gereist, gut vernetzt und immer gern auf der Höhe der Zeit, zudem ein Musterbeispiel gelungener Integration", heißt es im Vorwort des neuesten Werkes aus dem Duden-Verlag, "Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter". Und in der Tat: Sprachpuristen werden sich bei der Lektüre verwundert die Augen reiben, wie viele Verwandte sie nicht nur in Europa, sondern in der ganzen Welt hat. Vermeintlich urdeutsche Wörter wie "Schaf" oder "Mutter" findet man in ähnlicher Form auch im Altindischen, und die Zwiebel stammt aus dem Lateinischen. Von Germanen und Römern Die Urmutter der deutschen Sprache, so entdeckten Forscher, entstand um 8000 v. Chr. im kleinasiatischen Raum. Daraus entwickelte sich später das sogenannte Indogermanisch: Heute spricht etwa die Hälfte der Menschheit eine Sprache, die darauf zurückgeht. Das eigentliche Germanische kristallisierte sich erst im zweiten Jahrtausend v. Chr. im Norden Europas heraus, wo unterschiedliche Stämme einen Kulturkreis mit ähnlicher Sprache bildeten. In großen Völkerwanderungen drangen sie im Laufe der Zeit nach Süden vor und trafen dort unweigerlich auf die Römer. Das Römische Reich war damals eine Hochkultur - und so blieb es nicht aus, dass die Germanen sich viele Errungenschaften und Techniken abguckten, inklusive der dazugehörigen lateinischen Wörter. Allerdings wurden sie mundgerecht aufbereitet.Das wohl älteste Lehnwort aus dem Lateinischen geht auf den römischen Feldherrn Gaius Julius Caesar zurück, der im ersten Jahrhundert v. Christus Gallien (das heutige Frankreich und Belgien) eroberte und den Rhein zur Grenze des Römischen Reiches machte. Aus "Caesar", dem Herrscher, wurde der "Kaiser". Die Römer waren geniale Baumeister, und so nahmen auch Wörter wie Mauer (von murus) oder Fenster (fenestra) Einzug in die germanische Sprache. Auch kulinarisch konnten sich die nordischen Stämme einiges abgucken, war ihr Gaumen doch eher an einfache Speisen gewöhnt. Die Köstlichkeiten, die die Römer mit in den Norden brachten, bescherten ihnen Kirschen (ceresia) oder Zwiebeln (cepulla) ebenso wie Käse (caseus) und Wein (vinum). Die Statue des römischen Kaisers Gaius Julius Caesar in RomDie Statue des römischen Kaisers Gaius Julius Caesar in Rom Der "Caesar" des Römisches Reiches wurde im Germanischen zum "Kaiser"Bild: Paolo Gallo/Zoonar/picture alliance Die Römer selbst hatten ihrerseits viele Vokabeln bei den in Alltagskultur, Philosophie und Literatur hochentwickelten und eloquenten Griechen entlehnt. Und so wurden altgriechische Wörter über das Lateinische später oftmals auch ins Germanische bzw. Deutsche übernommen: etwa Kirche (kyriakón), Biologie (bios und logos) oder Gymnasium (gymnásion). Sprachenwirr zwischen Latein, Dialekt und Lehnwörtern Eine einheitliche Sprache der Germanen lag allerdings noch in weiter Ferne. Stattdessen sprachen die unterschiedlichen Stämme Fränkisch, Alemannisch oder Bairisch. Dazu kam Latein als Kirchen- und Verwaltungssprache und - um das Wirrwarr komplett zu machen - eine Mischform aller Sprachen. Im 13. Jahrhundert wurde das Bürgertum immer stärker und mit ihm Handel und Handwerk. Die engen Beziehungen zu italienischen Kaufleuten führten dazu, dass man im 15. und 16. Jahrhundert sehr viele Wörter aus dem Italienischen übernahm. Man ging in die Bank (banco: langer Tisch des Geldwechslers), deponierte dort sein Kapital (capitale) und hoffte, nie bankrott (banca rotta - zerbrochener Tisch des besagten Geldwechslers) zu gehen. Portrait des italienischen Bankers Cosimo De MediciPortrait des italienischen Bankers Cosimo De Medici Deutsche Händler pflegten enge Beziehungen nach Italien. Cosimo De Medici (1389-1464) gehörte dort zu den einflussreichsten Bankern.Bild: Heritage-Images/picture-alliance Auch zum Orient gab es enge Handelsbeziehungen. Wörter wie Kaffee, Alkohol oder Zucker stammen ursprünglich aus dem Arabischen. Im 16. Jahrhundert brachten Schiffe Waren aus dem gerade erst entdeckten Amerika mit - und so wurden indigene Wörter wie Schokolade (chocolatl) oder Tomate (tomatl) eingedeutscht. Deutsche Bibel und französische Sitten Den größten Einfluss auf die Entwicklung der deutschen Sprache hatte in dieser Zeit aber die Bibel-Übersetzung Martin Luthers ins Deutsche im Jahr 1522. Der Reformator bemühte sich, klar und verständlich zu schreiben: Er "schaute dem Volk aufs Maul", wie er selbst sagte. Dank der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg um 1450 fand seine Heilige Schrift große Verbreitung. Die Sprache der Wissenschaft allerdings blieb Latein, empfanden gebildete Kreise deutsche Mundarten doch als vulgär.Nachdem Frankreich den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) gewonnen und seine Vormachtstellung in Europa ausgebaut hatte, avancierte Französisch zur Umgangssprache der oberen Gesellschaftsschichten. Deutsch sprachen nur noch die einfachen Bürger, Handwerker und Bauern. Und auch sie benutzen oft französische Wörter, um gebildet zu erscheinen. Im Haus verlegte man im Parterre Parkett, die Garderobe war elegant, und der Kavalier bat die Dame seines Herzens um ein Rendezvous. Das Schloss Versailles, im Vordergrund eine Neptunfigur am BassinDas Schloss Versailles, im Vordergrund eine Neptunfigur am Bassin Lange Zeit deutsches Vorbild: französische Lebensart wie im Schloss von VersaillesBild: Andreas Engelhardt/picture alliance Sprachpuristen befürchten Verfall der Sitten Der Flut eingewanderter modischer Wörter stellten sich im 17. Jahrhundert die ersten Sprachpuristen entgegen. Am 24. August 1617 wurde in Weimar mit der "Fruchtbringenden Gesellschaft" die erste Sprachgesellschaft gegründet. Die Mitglieder waren der festen Überzeugung, ein Verfall der Sprache würde unweigerlich die einheimischen Sitten, Tugenden und Bräuche gefährden. 150 Jahre später verhalfen auch im Ausland verehrte Dichter wie Johann Wolfgang von Goethe oder Friedrich Schiller der deutschen Sprache dann zu neuer Blüte. Doch auch sie benutzen eingewanderte Wörter. ANZEIGE Eine neue Ära Die industrielle Revolution schließlich sorgte für ein ganz neues Kapitel an Wortschöpfungen. Der französische Begriff "industrie" bedeutete ursprünglich "Fleiß, Betriebsamkeit" und gewann jetzt eine ganz neue Bedeutung, der Motor leitet sich vom lateinischen Wort für "bewegen" ab. Kapitalismuskritik von Karl Marx und Friedrich Engels folgte auf dem Fuß, inklusive Wörtern wie Kommunismus (von communis: gemeinsam), Proletariat (proletarius: Angehöriger der untersten Klasse) oder Sozialismus (socialis: gesellschaftlich). Aufnahme von 1865, Männer stehen an einer Maschine Aufnahme von 1865, Männer stehen an einer Maschine Die Industrielle Revolution änderte nicht nur das Leben der Menschen, sie schlug sich auch in der Sprache niederBild: Hulton Archive/Getty Images Wunsch nach einheitlicher Sprache In deutschen Landen wuchs derweilen der Unmut, keinen geeinten Nationalstaat zu haben. Dann, so der Tenor, sollte es aber wenigstens endlich eine gemeinsame Sprache geben. In dieser Atmosphäre entstanden Anfang des 19. Jahrhunderts an den Universitäten die ersten Lehrstühle für Germanistik. Orientierung boten Sprachratgeber wie das Deutsche Wörterbuch der Gebrüder Grimm (1854) oder der Rechtschreib-Duden (1880).1871 wurde das Deutsche Reich gegründet. Eingewanderte Wörter fanden trotzdem noch ihren Platz. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, drehten sie das Rad zurück und vermieden Fremdwörter. Einige Begriffe wurden ideologisch stilisiert, vor allem das "Volk". Das "Volksganze" hatte Vorrang vor allem, und jeder hatte dem "Volkswohl" zu dienen. Tat er es nicht, war er ein "Volksschädling". In fast jedem Haus, jeder Wohnung stand ein Volksempfänger, und wer es sich leisten konnte, kaufte einen Volkswagen. Goebbels schaut sich einen Volksempfänger an Goebbels schaut sich einen Volksempfänger an Propagandaminister Joseph Goebbels bei der Funkausstellung 1939: Mit den Volksempfängern konnte man seine Reden in jedem deutschen Wohnzimmer hörenBild: akg-images/picture-alliance/dpa Getrennte Wege Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden 1949 die Bundesrepublik Deutschland und die Deutsche Demokratische Republik gegründet. Das schlug sich auch in der Sprache nieder: In der BRD bewunderte man den "American Way of Life", eine Vielzahl von Anglizismen zog im Deutschen ein. Man arbeitete im Management, benutzte Make-up, hörte LPs und sah sich im Fernsehen Shows an. In der DDR hingegen machte man Urlaub in der "Datsche" (russisch: kleines Landhaus) und kopierte die ideologisch geprägten Begriffe des "Brudervolkes" Sowjetunion wie "Arbeiter-und-Bauern-Staat" oder "Antifaschistischer Schutzwall" (für die Berliner Mauer). Auch in den folgenden Jahrzehnten spiegelten sich politische, gesellschaftliche und technische Entwicklungen in der Sprache wider: vom Mauerfall bis zum Recycling in Zeiten des Klimawandels. Und nicht zuletzt das Computerzeitalter hat den Deutschen im Alltagsleben zahlreiche Fachwörter beschert, die in den 1980ern noch undenkbar waren: vom Browser (to browse - blättern) über den Download bis hin zur E-Mail (elektronische Post). Buchcover "Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter"Buchcover "Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter" Ein Streifzug durch die deutsche Sprachgeschichte Friedliche Koexistenz Wen also wieder einmal die Sorge um die deutsche Sprache umtreibt, der sollte sich klarmachen, dass sie seit Jahrtausenden in friedlicher Koexistenz mit den Wortimmigranten zusammenlebt, stellt das Duden-Buch klar. Kurzum: "Unsere alte Dame deutsche Sprache lebt also ganz nach dem Motto 'Man lernt nie aus' und beweist dabei stilsichere Haltung: Denn während sich der Wortschatz in einer sehr dynamischen Entwicklung befindet, beweist die Grammatik Stabilität und Beharrlichkeit und nimmt selbst kühne Neuschöpfungen unter ihre strukturierenden Fittiche." "Die außergewöhnliche Geschichte unserer Wörter", Hrsg. Duden-Redaktion, 2022 ============ Zur Geschichte der Wörter 20. Dezember 2013 Heidelberger Sprachwissenschaftler hat die neueste Auflage des Herkunftswörterbuchs in der Duden-Reihe erarbeitet Riecke Joerg 160x200 Prof. Dr. Jörg Riecke Was hat die „Laune“ mit lateinisch „luna“ zu tun? Welche Geschichte steckt hinter der Redensart „die Kastanien aus dem Feuer holen“? Und wieso soll man „die Kirche im Dorf lassen“? Diese und ähnliche Fragen beantwortet das Duden-Herkunftswörterbuch, dessen jetzt erschienene Neuauflage von Prof. Dr. Jörg Riecke, Sprachwissenschaftler am Germanistischen Seminar der Universität Heidelberg, erarbeitet wurde. In mehr als 8.000 Artikeln und 20.000 Stichwörtern erklärt der Band, woher ein Wort stammt und was es ursprünglich bedeutete. Erläutert wird auch die Herkunft von über 300 Redewendungen. Das Herkunftswörterbuch – Band 7 in der bekannten Duden-Reihe – macht die Geschichte von Einzelwörtern transparent, indem es sie in größere Zusammenhänge einbettet, die Wortfamilien herausarbeitet sowie die Verwandtschaft mit Wörtern anderer Sprachen aufhellt. Dazu gehören auch moderne Lehnwörter wie „Beamer“, „Blog“, „shoppen“ oder „Tsunami“. Zu den neuen Elementen in der jetzt erschienenen fünften Auflage – die erste Fassung wurde vom Begründer der Reihe, Konrad Duden (1829 bis 1911), erarbeitet – zählen ausführliche Beiträge zu kulturgeschichtlich interessanten etymologischen Zusammenhängen. Zusätzlich zum alphabetischen Teil enthält der Band eine kleine Sprachgeschichte des Deutschen von den rekonstruierten Formen des Indogermanischen bis in die Gegenwart. Entwicklungsstadien wie das Althochdeutsche werden dabei ebenso berücksichtigt wie beispielsweise der Einfluss der französischen Sprache auf den deutschen Wortschatz. Bibliographischer Hinweis: Duden – Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. 5., überarbeitete und aktualisierte Auflage von Prof. Dr. Jörg Riecke. Herausgegeben von der Dudenredaktion. Dudenverlag: Berlin 2013. =========== https://www.br.de/kinder/sprache-wie-ist-unsere-sprache-entstanden-kinder-lexikon-100.html#:~:text=Verschiedene%20Theorien&text=Aber%20nicht%20nur%20aus%20dem,aua%22%20oder%20%22autsch%22. https://www.n-tv.de/wissen/Die-erste-Sprache-der-Menschheit-article1919596.html
 
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