Zur Geschichte des Computers

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Diskussionsbeitrag zur AG3_MMK_2014


Die Geschichte des "Computers"

Vorbemerkung

Welche Geschichte ich schreibe, ist von der gewählten Perspektive auf den gewählten Gegenstand abhängig. Keine Sache erzählt ihre Geschichte selbst. Der Computer sagt nicht, was er ist, ich sage, indem ich seine Geschichte entwickle, wie und als was ich ihn sehe.

Entwicklungsgeschichte der programmierbaren Maschine

Wenn ich den Computer nicht als "Rechner" missverstehe, sondern als Software für verschiedene Applikationen begreife, dann schreibe ich auch seine Geschichte ganz anders. Ich schreibe dann von programmierbaren Maschinen. Wenn ich den Ausdruck Computer-Programm nicht als Verweis auf eine immaterielle, geistige Wesenheit missverstehe, sondern als Objektklasse verstehe, deren Instanzen physische Teile von spezifischen Maschine sind, dann schreibe ich auch die Geschichte der programmierbaren Maschinen ganz anders.

Programmierbare Maschine

Programmierbare Maschinen sind eine Teilmenge der Maschinen. Deshalb erben die Instanzen der programmierbaren Maschinen die Eigenschaften der Maschinen. Als Maschinen bezeichne ich Werkzeuge, die - von speziellen Umständen abgesehen - angetrieben werden, wobei sie Energieträger entladen. Werkzeuge und mithin Maschinen haben eine Gegenstandsbedeutung, die ich als Zweck erkenne, für den sie hergestellt werden. Als Maschinen bezeichne ich Artefakte aus geformten Material.

Natürlich kann man das Wort "Maschine" auch beliebig anders verwenden, beispielsweise so, wie es Mathematiker wie A. Turing tun. Dann spricht man aber eben von etwas ganz anderem, nämlich von formalen Beschreibungen von Maschinen. Die Landkarte ist nicht das Territorium.

Das Wort Maschine wird volksdümmlich auch für den werkzeugantreibenden Teil der Maschine verwendet und auch das recht undifferenziert. So erscheint der Motor eines Autos als Maschine oder etwa die Black+Decker, die sich mit wenigen Handgriffen von einer Bohrmaschine in eine Schleifmaschine verändern lässt. Eine Bohrmaschine ist die "Black & Decker" nur, wenn ein Bohrwerkzeug eingespannt ist. Andernfalls kann ich mit ihr nicht bohren - in der Umgangssprache wird aber genau davon abgesehen.

Eigentliche Maschinen sind programmierbar, wenn sie eine entsprechende Vorrichtung enthalten, die ich als Steuerung bezeichne. Der Webstuhl von Jacquard ist ein Standardbeispiel. Als Webstuhl ist er für das Weben gemacht, das ist sein Zweck. Seine Steuerung erlaubt es verschiedene Muster zu weben, indem verschiedene Lochkarten eingelegt werden. Das ist der Zweck der Steuerung. Die gewobenen Muster sind nicht nur von den Lochkarten abhängig, sondern auch von den verwendeten Fäden und deren Farben.

Als Computer-Programm bezeichne ich eine "Difference" zwischen einem Text (Code) und einer Instanz des Programm-Objektes, das den schaltsinnmässigen Zustand des mit dem Programm gesteuerten Automaten bestimmt. Ein Computerprogramm ist differentiell ein spezieller Text, dessen Instanzen im Computer vorliegen. Als Text ist ein Programm so materiell wie jeder Text. Wein Maschine wird nicht geistig gesteuert, sondern mechanisch materiell. Natürlich muss ein Programmierer denken, aber das macht sein Programm nicht zu etwas Gedachtem.

Computer als spezielle programmierbare Maschinen

Als Computer bezeichne ich programmierbare Maschinen zur Symbolproduktion. Typische Computer haben Ein- und Ausgabegeräte wie Tastatur und Bildschirm. Die inverse Funktion des Computers ist, einen Benutzer zu "steuern", ihn mittels erwartbaren Ausgaben zu bestimmten Eingaben zu veranlassen.

Umgangssprachlich wird oft der Prozessor des Computers oder das Gehäuse, welches den Prozessor und andere Teile enthält, als Computer bezeichnet. Tastatur und Bildschirm erscheinen dann als mögliche Zusatzgeräte. In diesem volksdümmlichen Sinn sagt man, dass in der Waschmaschine auch ein Computer sei, was invers wahr ist, wo die Waschmaschinen eine Tastatur und ein Display hat, obwohl sie funktional natürlich zum Waschen gemacht ist, nicht dazu Waschfunktionen anzuzeigen.

Funktional kann ich den Computer in diesem Sinne noch etwas expliziter bestimmen. Sein Zweck besteht darin, bestimmte symbolische Anzeigen zu generieren, die abhängig von gewählten Programmen, Daten und Eingabedaten sind. Ich verwende den Computer beispielsweise als Rechner, indem ich ein entsprechendes Programm aufrufe, und gebe "2 + 3" ein, und will dann "2 + 3 = 5" angezeigt bekommen.

Der Anfang der Geschichte ...

Die Computergeschichten, die ich bislang kenne, fangen nicht an dem Anfang an, dass sie die Verwendung und mithin den Zweck des Computers als Ausgangspunkt nehmen, sondern unterstellen, der Computer sei eine irgendwie moderne Rechenmaschine. Dieser naive volksdümmliche Auffassung entspricht natürlich, dass Rechenmaschinen - ganz unabhängig davon, ob sie programmierbare Automaten sind oder nicht - genau den Sinn haben, Rechenresultate anzuzeigen.

Man könnte den Computer vielleicht als gar nicht intendiertes Nebenprodukt einer Entwicklung von Rechenmaschinen auffassen. Dann würde ich den Anfang des Computers dort sehen, wo er zum ersten Mal nicht mehr als Rechenmaschine aufgefasst. Und in einer Inversion dieser Logik würde ich dann die Entwicklung der Rechenmaschinen als Spezialfall einer generelleren Entwicklung des Computers beschreiben.

Man könnte den Computer vielleicht als gar nicht intendiertes Nebenprodukt einer Entwicklung von Rechenmaschinen auffassen. Dann würde ich den Anfang des Computers dort sehen, wo er zum ersten Mal nicht mehr als Rechenmaschine aufgefasst. Und in einer Inversion dieser Logik würde ich dann die Entwicklung der Rechenmaschinen als Spezialfall einer generelleren Entwicklung des Computers beschreiben.

In dieser Logik würde ich dann auch den Ausdruck "Maschine" relativieren. Den Ausdruck "Werkzeug" verwende ich gemeinhin mit transitiven Verben. Ich sage etwa: Mit dem Messer schneide ich das Brot. Dagegen ordnen ich Geräten wie dem Telefon keine Objekte zu, sie dienen mir quasi direkt. Ich kann mit Werkzeugen als Mittel einen Stuhl herstellen, während der Stuhl mein Bedürfnis bequem zu sitzen befriedigt (vgl. B. Spiegel, 1999:108). Der Computer ist in diesem Sinne ein Gerät, ich verarbeite damit keine Daten. Der Comuter ist aber ein kompliziertes Gerät, das mehrere Teilgeräte enthält, die isoliert betrachtet werden können und dann einen je eigenen Zweck haben.

Fortsetzung folg