Kommentare zu andern Papieren der AG 4 der MMK 2002
von
Rolf Todesco

Ich kommentiere hier einige Thesen, die ich andern Papieren zu unserer AG entnehme. Natürlich kommentiere ich, was ich lese, nicht was geschrieben wurde. Was ich lese, lese ich in der Perspektive meiner eigenen Thesen.

Andreas schreibt: Sie sprechen ihren Anwender emotional an und involvieren ihn. Mein Computer spricht mich nicht an. Natürlich könnte iAndreas die Sache in irgendeinem Sinne metaphorisch meinen, aber ich sehe die Metapher nicht. Dafür sehe ich, dass für Beziehungen mein Gegenüber tatsächlich sprechen oder mindestens nonverbal kommunizieren können muss.


Dirk Siefkes schreibt in These 3: Wir lernen am besten in kleinen Gruppen, in denen wir uns direkt austauschen können. Individuelles Lernen ist dadurch ebenso bestimmt wie kollektive kulturelle Entwicklung. In kleinen Gruppen lerne ich am besten, was ich in kleinen Gruppen brauchen kann. Das scheint mir etwas ganz anderes, als dass "wir" in kleinen Gruppen am besten lernen.

Dirk Siefkes schreibt in These 4: Beim Maschinisieren materialisieren wir körperliche Schemata, bringen sie in Form einer Maschine. Ich weiss natürlich nicht, woher "wir" die Schemas kennen, die wir maschinisieren, weil ich an und in mir gar keine Schemas kenne. Ich kann mich aber wie eine Maschine schematisch verhalten (oft scheint mir, ich werde durch Maschinen und Maschinenbesitzer dazu gezwungen), dann erklärt das Schema der Maschine natürlich, wie ich mich verhalte.

Dirk Siefkes schreibt in These 6: Benutzeroberflächen sollten "also" unterschiedlich sein wie Menschen, damit Nutzer sich den Typ aussuchen können, mit dem sie am besten arbeiten.. Vom "also" abgesehen ist das eine ganz wunderbare These. Sie macht mich richtig "gwunderig" (ein schönes schweizerisches Wort statt neugierig), wie diese Maschinen aussehen.

Dirk Siefkes schreibt in These 7: ...weil Maschinen auf Emotionen nicht eingehen können... Ich würde sagen, nicht müssen. Das würde ich sagen, weil ich zwischen Emotion und Feeling unterscheide. Emotionen sind Krücken für fehlendes Feeling.

Ich freue mich darauf an der MMK, nicht nur im kognitive e-mail-Stil, sondern ganz körperanwesend, die Punkte noch einmal aufgreifen zu können.


Im Thesenpapier von Horst Oberquelle lese ich zunächst ein relatives Unwohlsein mit dem Thema "Emotion(alisierung). Gleichwohl bezeichnet Horst Oberquelle das Thema als "relevant".

Wer ueberhaupt - egel in welcher Form über Emotionen spricht, macht sie relevant. Horst Oberquelle möchte gerne eine präzisere Beschreibung, er schlägt folgende Fragen vor:
1. Wer oder was löst die Emotionen aus ?
2. Wie äußern sich die Emotionen bei der Benutzerin / dem Benutzer ?
3. Sind es positive oder negative Emotionen?
4. Wer / was nimmt die Emotionen wahr und soll darauf reagieren ?
5. Wenn von "Beziehungskiste" gesprochen wird: Wer steht mit wem in solchen Beziehungen?
6. Wem nutzt die Emotionalisierung? Ist Emotionalisierung Manipulation?

Diese Frage geben den Emotionen eine ganz bestimmte Relevanz. Ich glaube, genau jene Relevanz, die Horst Oberquelles allfälliges Unwohlsein ausmachen. Mir scheinen diese Fragen ziemlich konfus, sie unterstellen nämlich etwas für mich nicht nachvollziehbares als für jeden nachvollziebares Wissen, darüber, was Emotionen überhaupt sind. (Die wohl erste aber unterdrückte Frage im Katalog von Horst Oberquelle wäre wohl: Was sind Emotionen?

Ich versuche einige verquerte Antworten:
1. Die Wahrnehmen dessen, der Emotionen hat, ist eine Quelle der Emotionen
2. Die Emotionen äussern sich als Emotionen
3. Es gibt nur positive Emotionen: Wenn ich mich über Bill Gates und die Apple-Mafia ärgere, dann tritt der Aeger als etwas in mein Leben. Er kann verschieden stark sein, aber nicht negativ.
4. Ich nehme meine Emotionen wahr. Manchmal bilde ich mir ein, das Verhalten anderer wahrzunehmen, aber die Emotionen von andern kann nur wahrnehmen, wer völlig blind ist.
5. Ich habe zur Maschine (wegen M"M"K statt MCI) mehrere Beziehungen. Und auch zu den Menschen wie Gates, die die Maschinen herstellen.
6. Die Emotionalisierung nutzt dem, der emotionalisiert (was immer das sein könnte).