zurückH Crashkurs:  Hyperbibliothek          Inhalt          rückwärts - Seite 23 - vorwärts


Hyperkommunikation

Hyper-Kommunikation heisst die Kollaboration an einem Hypertext, in welcher jeder der Beteiligten am gemeinsamen Hypertext genau die Veränderungen vornimmt, die das Text-Artefakt für ihn selbst stimmig machen. In der Hyperbibliothek bringen alle Bibliothekare "beliebige" Texte ein, die sie durch ihnen beliebige Textauslagerungen verknüpfen. Jede Veränderung des Textes kann auf alle Beteiligten - bespielsweise durch lokale Kohärenzprobleme, weil die Textauslagerungen nicht passen, aber natürlich auch durch neue "Informationen" - zurückwirken. Mit ihren Veränderungen am gemeinsamen Text perturbieren sich die Hyperkommunizierenden gegenseitig. Damit entsteht eine Art Sprachspiel, dass solange läuft, bis ein relativer Gleichstand erreicht ist, der natürlich durch jeden weiteren Beitrag wieder aufgehoben werden kann (Fliessgleichgewicht).

In der Hyperkommunikation geht es nicht um Mitteilungen im konventionellen Sinne des Wortes, sondern darum gemeinsam einen stimmigen Hypertext zu entwickeln. Die Kommunikation liegt in der kollaborativen Produktion des Textes, nicht in einer nachgelagerten Rezeption. Die Hyperbibliothek wird nicht für Leser geschrieben, sondern ist das Produkt einer kollektiven Autorenschaft, die sich durch die Kollaboration als Kommunikationsgemeinschaft konstituiert. Der Kommunikationsprozess liegt darin, dass ich wie alle Beteiligten auf die Veränderungen im Text reagiere, wobei unwichtig ist, wer die Veränderungen gemacht hat. Es geht darum, dass alle Beteiligten den Text so finden - oder umschreiben, dass sie alle von ihm nicht perturbiert werden. Der Hyper-Bibliothekar ist als Kollektiv autonom, er produziert die Texte für sich, die Texte steuern die systeminterne Kommunikation [ Anmerkung ].


 

Anweisungen an potentielle Bibliothekare:
 
Verändere Texte der Bibliothek - egal von wem sie geschrieben wurden - so, dass sie in Deinen Augen zusammenpassen.

    

Bedenke, es handelt sich nicht darum, Texte von anderen Menschen - lehrerhaft oder besserwisserisch - zu korrigieren. Alle Texte der Hyperbibliothek sind DEINE Texte. Und alle Texte werden auch von allen andern überschrieben. In der Hyperkommunikation muss man nicht erklären, was an einem Text nicht stimmt, oder warum er nicht passt: der Text wird solange verändert, bis er passt.

Es gibt also keine Diskurse über die Texte, sondern nur den Dialog durch die Texte.


 

Umsetzung:
 
Nachdem ich im Glosar eine "Lösung" zu den verschiedenen Varianten von "Computerprogramm" gefunden habe, ändere ich alle Herkunftstexte so, dass sie zum Glossar passen.

    

Dabei kann ich mit den Herkunftstexten - von der Versionierung abgesehen - auf zweierlei Art umgehen: Ich kann die Glossarformulierung in die Texte einsetzen oder aber die Formulierung in den Herkunftstexten durch einen Link ins Glossar ersetzen.

Die 2. Variante realisiert ein radikale Hyperkommunikation. Die Herkunftstexte werden dabei nicht eigentlich umgeschrieben, sondern durch Aufhebung von Formulierungen gekürzt, was zur Struktur der Hyperbibliothek führt.

Für Hyperleser, also für die Hyper-Bibliothekare werden die Texte dadurch kompakt, prägnant und effizient, für konventionelle Leser der Bibliothek werden die Texte oft zu prägnant. Die Kommunikation findet innerhalb der Bibliothek statt. Aussenstehende können jederzeit eintreten, aber sie treten in ein Sprachspiel ein, dessen Regeln und Formen sie sich aneignen müssen.


 

Die Hyperkommunikation repräsentiert aber auch, was wir ohnehin tun:

Wenn ich in einem Text oder in einem Gespräch den Ausdruck "Computerprogramm" verwende, unterstelle ich normalerweise, dass die andern wissen, was ein Computerprogramm ist (und eigentlich gehe ich sogar davon aus, dass sie diesbezüglich das gleiche wissen wie ich). Ich biete aber - mindestens als freundliche Implikation - immer auch an, dass andere zurückfragen. Im Link auf das Glossar biete ich diese Möglichkeit explizit.

...


 

.... ...