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Definition und Begriff

Definition und Begriff werden hier als Arbeitsmittel eingführt:


 

Anweisungen an die Bibliothekare:
 
Analysiere die Strukturen Deiner Textauslagerungen!

    

Die Idee hinter dieser Anweisung ist reflexiv: Ich habe bisher Textauslagerungen "intuitiv" gemacht, aber vielleicht gibt es dazu eine Logik, die ich quasi im Nachhinein entdecken kann, obwohl ich sie - mehr oder weniger bewusst - selbst konstruiert habe.

Wenn ich mir bewusst machen kann, was ich ohnehin schon mache, mache ich es danach vielleicht besser oder effizienter [ Kritik ].


 

Umsetzung:
 
Was sind mögliche oder typische Erläuterungen?
Was wird in den Texten erläutert und was nicht?

    

Ich habe bisher von "Erläuterungen" und "Umschreibungen", die ausgelagert werden sollen, gesprochen. Aber wie sehen diese Erläuterungen aus?

Es gibt natürlich ganz verschiedene "Formen". Jeder Bibliothekar mag seine Formen finden. Es geht darum, ob man in den je ausgelagerten Texten eine (oder mehrere) bestimmte Struktur entdecken kann. Ich betrachte also die Beispiele, die ich ausgelagert habe.


 

Ein typisches Beispiel:
 
Definitionen
 

      

Ich habe eine "Erläuterung" von Text ausgelagert. In dieser Erläuterung erkenne ich ein grammatikalisches Muster, das ich "Definition" nenne. In Definitionen wird ein Oberbegriff und ein Kriterium eingeführt.

Dieses Muster ist in der deutschen Sprache sehr üblich, es gibt sogar Wortbildungen, die darauf beruhen. In zusammengesetzten Substantiven wie Hausdach oder Armbanduhr erkenne ich das bezeichnede, hintere Substantiv als Oberbegriff und das charakterisierende, vordere Substantiv als Kriterium. Ein Hausdach ist ein Dach, das auf einem Haus ist. Die Armbanduhr ist eine Uhr, die an einem Armband ist, das Armband ist ein Band, das am Arm getragen wird.

Text ist eine Zeichenkette (Oberbegriff), die nach den Regeln einer Grammatik generiert wird (Kriterium).

"Definition" wird hier also als sprachliche Form verstanden: Ich spreche von einer Definition nur dann und genau dann, wenn ein Oberbegriff und ein Kriterium gegeben werden. Damit, ob die Definitionen "richtig" oder "wahr" sind, hat das nichts zu tun, es geht nur um die Form (Natürlich nehmen wir an, dass der jeweilige Autor des Textes seine Definitionen sinnvoll ausgewählt hat, aber wir verlinken sie unabhängig davon, weil wir hier spezifisch als Bibliothekare und nicht als Autoren arbeiten). Definitionen sind eine Art von Erläuterungen, die ich in vielen Texten finden kann. Sie sind leicht erkennbar und eigenen sich sehr gut als Textauslagerungen, weil sie sich auf ein "Stichwort" beziehen und immer gleich aussehen.

Umsetzung:
 
Schreibe selbst eine Definition zu einem noch nicht "definierten" Begriff, der in einem der Texte vorkommt und verlinke die Definition im Text und im Register.

    

Wenn ich eigene Definitionen entwickle, werde ich sensibler im Erkennen von impliziten Definitionen.


 

Als "Begriff" bezeichne ich ein Wort oder einen Ausdruck, der für eine Definition steht. Ich habe das Satz - Er-Satz-Verhältnis in allgemeiner Form bereits früher eingeführt. Die Definition ist ein bestimmter Anwendungsfall davon.

Diese terminologischen Vereinbarungen sind sehr wichtig, um die folgenden Schritte des Kurses zu verstehen. Die Wörter "Definition" und "Begriff" bedeuten im Alltag sehr viele Dinge. Hier geht es - in einem selbstreferentiellen Sinn - natürlich nicht darum, diese beiden Wörter "richtig zu definieren", sondern darum, zu verdeutlichen, wie die Wörter in dieser Bibliothek (mindestens vorläufig) verwendet werden. Unsere ausgelagerten Definitionen wollen und sollen nicht richtig sein, sondern einfach wiedergeben, wie die Ausdrücke in den Texten der Bibliothek verwendet werden.

Ein zentraler Sinn der Bibliothek ist die Erforschung der Sprache [ Kritik ]. Indem wir die Sprachelemente lokalisieren und verknüpfen, erkennen wir Uebereinstimmungen und Unterschiede. Die Frage, welche Formulierungen "richtig" oder "richtiger" sind, verschieben wir auf später. Es ist ein - schon früher erwähntes - Grundmerkmal der Bibliothek, dass sie zu jedem Zeitpunkt sich dialektisch widersprechende Formulierungen enthält, die den Bibliotheksprozess synthetisch unterhalten.


 

Nachdem nun die Hyperbibliothek strukturell dargestellt ist, wenden wir uns den Bibliotheks-Prozessen zu.