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Luhmann, Niklas: Einführung in die Systemtheorie, 2004. 2. A.., ISBN: 3-89670-459-1, Verlag: Carl Auer

Volltext, ich habe die mp3-Version und das grdruckte Buch

Zusammenfassung
Im Unterschied zu allen anderen Einführungen in die Systemtheorie führt hier der Urheber selbst in seine Theorie ein. Die Vorlesung zur Einführung in die Systemtheorie, die diesem Buch zugrunde liegt, zeigt Niklas Luhmann auf dem Höhepunkt seines souveränen Umgangs mit einer anspruchsvollen Theorie und der zu beschreibenden Gesellschaft. br>Die Einführung wird ihrem Namen auch insofern gerecht, als es Luhmann darum ging, seinem studentischen Publikum ein eigenes Arbeiten mit dieser Theorie zu ermöglichen. Sie ist deshalb eine Fundgrube für einfache Ideen im Umgang mit schwierigen Fragen und bietet eine Palette von Konzepten und Theoremen, die es erlauben, Wahrnehmung, Beschreibung und Denken zu schulen sowohl für die Beobachtung von Politik und Wirtschaft, Religion und Wissenschaft, Kunst und Erziehung, Familie und Organisation als auch für die Einschätzung aktueller Fragen der Kognitionsforschung, ökologischer Probleme und sozialer Bewegungen. Das Buch klärt die wichtigsten Grundlagen der allgemeinen und der soziologischen Systemtheorie mithilfe präziser Begriffsvorschläge und einer Fülle von Beispielen. Darüber hinaus dokumentiert es, daß der Witz zu den wichtigsten Ressourcen ernsthafter Theoriearbeit gehört. Keiner von Luhmanns Texten ist so gut verständlich und nachvollziehbar wie dieser.

Inhalt
Vorwort 7
I. Soziologie und Systemtheorie 11
1. Funktionalismus der Systemerhaltung 12
2. Parsons... 18
II. Allgemeine Systemtheorie ...41
1. Theorie offener Systeme ... 41
2. System als Differenz (Formanalyse)... 66
3. Operative Geschlossenheit.... 91
4. Selbstorganisation, Autopoiesis... 100
5. Strukturelle Kopplung ... 118
6. Beobachten... 141
7. Reentry... 166
8. Komplexität ...167
9. Idee der Rationalität... 182
III. Zeit... 195
S 203f über linear versus zyklisch
IV. Sinn ... 221
Psychische und soziale Systeme ... 247
1. Probleme der „Handlungstheorie" ...247
2. Zwei Operationsweisen der Autopoiesis... 257
VI. Kommunikation als selbstbeobachtende Operation ... 288
VII.Doppelte Kontingenz, Struktur, Konflikt... 315
Index... 344
Über den Autor... 347

Textstellen

"Zunächst einmal ist auf einen Punkt hinzuweisen, der immer wieder Schwierigkeit bereitet. Man kann es hundertmal sagen, es ist vergeblich. Der Beobachter ist nicht ohne weiteres ein psychisches System, er ist nicht ohne weiteres Bewusstsein. Er ist ganz formal definiert: Unterscheiden und Bezeichnen. Das kann auch eine Kommunikation. Man redet über etwas Bestimmtes und greift das, worüber man redet, als Thema heraus. Man verwendet also eine Unterscheidung: über dies und nichts anderes; oder auch eine spezifische Unterscheidung: Wir sprechen jetzt über den Beobachter und nicht über etwas anderes. Somit hat auch das Kommunikationssystem, mindestens dieses, die Fähigkeit, zu beobachten. Das führt zu grauenhaften Verwirrungen in der Sprache, wenn man psychische und soziale Systeme zugleich vor Augen hat". (S.47)

„Ein System >ist< die Differenz zwischen System und Umwelt. Sie werden sehen, dass diese Formulierung, die paradox klingt und vielleicht sogar paradox ist, einige Erläuterungen benötigt“, (S. 66).

"... dass die Sprache als Differenz zwischen verschiedenen Wörtern oder zwischen verschiedenen Aussagen, wenn man es unter Bezug auf Sätze formuliert, gegeben ist und nicht ohne weiteres auch als Differenz zwischen den Wörtern und den Dingen. ... Die Sprache funktioniert, weil sie als Sprache z. B. zwischen dem Wort "Professor" und dem Wort "Student" unterscheiden kann. Ob es zwischen diesen beiden Exemplaren, die so bezeichnet werden, wirklich Unterschiede gibt, spielt dabei keine Rolle. Wir müssen, wenn wir die Sprache verwenden, Professor und Student unterscheiden. ... ob in der Realität solche Differenzen vorhanden sind, kann offen bleiben. ... Für den Verlauf ... einer Kommunikation ist die Differenz innerhalb der Sprache selbst entscheidend. Diese Differenz ist abgekoppelt von dem Problem der Referenz ...". "So benutzt man Sprache in der Annahme, dass die Wörter etwas, was wir nicht so genau wissen, bezeichnen." (Luhmann, Einführung in die Systemtheorie, S. 67, 68 und 76)

"Die Unterscheidung setzt, wenn sie als Einheit in Operation gesetzt werden soll, immer schon eine Unterscheidung in der Unterscheidung voraus. Wie man das interpretieren soll, ist, soweit ich Diskussionen über Spencer Brown kenne, nicht ganz klar. Ich selbst verstehe den Kalkül so, aber da bin ich nicht sicher, daß die Unterscheidung sozusagen aus der Unterscheidung herausgezogen wird und daß am Ende explizit wird, daß die Unterscheidung in der Unterscheidung immer schon vorhanden war." (S. 74)

"Entscheidend ist, dass die Kommunikation diese Unterscheidung zwischen Kommunikation und Nichtkommunikation selbst trifft. So kann man zum Beispiel mit sprachlichen Mitteln darauf reagieren, dass gesprochen worden ist und dass man normalerweise nicht damit rechnen muss, dass bestritten wird, dass überhaupt gesprochen worden ist. Man kann sich in Interpretationsschwierigkeiten verrennen oder Ausflüchte über Erläuterungen dessen, was man eigentlich gemeint hat, suchen, aber die Kommunikation besitzt die rekursive Sicherheit, auf Kommunikation aufbauen und einschränken zu können und auch zu müssen bezüglich dessen, was weiterhin gesagt werden kann (dasselbe gilt für die Schrift), und dadurch die Differenz zwischen System und Umwelt beobachten, also Selbstreferenz und Fremdreferenz trennen zu können." (S.81).

"Es schwimmen tote Fischen im Rhein". [..] .. aber wir müsse natürlich sehen, aus welchen Gründen unsere Gesellschaft innerhalb eines Kommunikationssystems auf solche Sachverhalte Bezug nimmt [..] So bekommt man auch Zugang zu solchen Fragen wie, ob nun eigentlich nur die Presse darüber spricht, ob die nur ein Thema des Schulunterrichtesoder der Jugendgruppe ist, wie die Wirtschaft darauf reagiert, das heisst, wer von diesen drei Systemen über dieses Thema kommuniziert und mit welchen internen Folgen. Das ist das soziologisch interessante am Thema, nicht das Sterben der Fische" (S. 89f).

Frage der Selbstorganisation und der Autopoiesis.

Es steckt eine Absicht dahinter, auch dies von der These operativer Geschlossenheit her zu sehen. Ich glaube nach vielen Erfahrungen aus Diskussionen über Selbstorganisation und über Autopoiesis, dass die These der operativen Geschlossenheit der Ausgangspunkt ist, von dem aus man diese beiden Begriffe erklären sollte, und nicht umgekehrt. Und dies, obwohl die Theoriegeschichte in der wissenschaftlichen Genese dieser Diskussion umgekehrt gelaufen ist; man hat die operative Geschlossenheit auf dem Umweg über die Autopoiesis entdeckt und nicht umgekehrt.

Zunächst einmal zu diesen beiden Begriffen. Es handelt sich um zwei verschiedene Begriffe, die ich bewusst auseinander halte. Beide bauen auf dem Theorem operativer Geschlossenheit auf, das heißt, beide haben nicht nur einen differenzialistischen, sondern auch einen prinzipiell operativen Systembegriff als Grundlage. Das heißt immer wieder, dass dem System nur eigene Operationen zur Verfügung stehen. Es gibt im System nichts anderes als eigene Operationen, und zwar für zwei verschiedene Dinge, nämlich zum einen für die Bildung eigener Strukturen: Die Strukturen eines operational geschlossenen Systems müssen durch die eigenen Operationen aufgebaut werden. Anders ausgedrückt, es gibt keinen Strukturimport. Das heißt "Selbstorganisation".

Und zum anderen: Das System hat nur eigene Operationen zur Verfügung, um den historischen Zustand zu determinieren, wenn man so will, die Gegenwart, von der alles Weitere ausgehen muss. Gegenwart ist, was das System betrifft, durch die eigenen Operationen bestimmt. Was ich jetzt gerade gesagt habe, ist der Punkt, von dem ich ausgehen muss, wenn ich mir überlege, was ich weiterhin sagen kann. Was ich jetzt gerade denke, was im Moment in meinem Bewusstsein passiert, was ich wahrnehme, ist das, was Ausgangspunkt für die Verständlichkeit weiterer Wahrnehmungen ist. Ich weiß, dass ich in diesem Raum hier an dieser Stelle bin, und wenn ich erratische Sprünge machen würde, müsste ich mir überlegen, ob ich irgendwelche Drogen genommen habe und deswegen die normale Kontinuität der Wahrnehmung zur Unterstützung der Interpretation überraschender Ereignissen nicht mehr realisieren kann. Wir haben es mit zwei Sachverhalten zu tun: erstens mit "Selbstorganisation" im Sinne einer Erzeugung einer Struktur durch eigenen Operationen und zweitens mit "Autopoiesis" im Sinne einer Determiniation des Zustandes, von dem aus weitere Operationen möglich sind, durch die Operationen desselben Systems.

Ich möchte erst einmal etwas über Selbstorganisation sagen. Vielleicht ist es am besten, sich zunächst klar zu machen, dass Strukturen bei einer operationalistischen, operativen Theorie nur in dem Moment wirksam sind, in dem das System operiert. Hier sehen Sie wieder eine Distanz zu klassischen Vorstellungen, denn dies widerspricht der Vorstellung, dass Strukturen das Beständige sind und Prozesse oder Operationen das Vergehende.

Die Strukturen sind in dieser Theorie nur in der Gegenwart relevant. Sie können nur benutzt werden, wenn man so sagen darf, wenn das System operiert, und alles, was irgendwann einmal geschehen ist oder irgendwann einmal geschehen wird, ist entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft, aber nicht aktuell. Alle zeitübergreifenden Strukturbeschreibungen, also alles, was man sieht, wenn man sieht, dass wir diese Vorlesung immer zur selben Stunde im selben Raum mit vielleicht nicht immer denselben Anwesenden, aber jedenfalls immer mit demselben Vortragenden durchführen, ist eine Struktur, die wiederum einen Beobachter erfordert, für den dasselbe gilt, der dies auch nur beobachtet, wenn er es beobachtet, das heißt, wenn er in Tätigkeit, in Operation ist. Gleichgültig, ob man das System in Operation bedenkt oder die Operation auf die Beobachtung anderer Operationen bezieht, alles ist relativiert auf ein Thema der Gleichzeitigkeit, der Gegenwart, der Aktualität. Das System muss in Operation sein, um Strukturen benutzen zu können.

Dann sieht man auch, dass die Beschreibung - wenn man nun wissen will, was eine Struktur ist, was eine psychologische Struktur ist, wie man Personen charakterisieren, wie man sie beschreiben, wie man ihre Gewohnheiten schildern würde oder, wenn man an soziale Systeme denkt, wie man eine Universität beschreibt - wiederum die Beschreibung eines Beobachters ist. Man identifiziert die Strukturen, tut dies jedoch nur dann, wenn ein System, das dies tut, dies tut. Das impliziert eine vollständige Relativierung des deskriptiven Kennzeichnens von Strukturen auf ein operierendes System.

Und das bedeutet, dass man dementsprechend auch die Vergangenheitsprojektionen, also die Rückgriffe auf Vergangenheit und ebenso die Vorgriffe auf Zukunft auf diese Theorie einstellen muss. Die Struktur ist jeweils nur aktuell wirksam; und was an vergangenen Daten im Moment benutzt wird, hängt damit zusammen, was an Zukunftsprojektionen aktualisiert wird. Es gibt in der Gegenwart und nur in der Gegenwart die Kopplung von etwas, was man üblicherweise Gedächtnis nennt, und etwas, was man normalerweise Erwartung oder Projektion nennt - oder auch Zwecke; wenn man an Handlungen denkt.

Das Gedächtnis ist keine gespeicherte Vergangenheit. Das Vergangene ist vergangen und kann nie wieder aktuell werden. Das Gedächtnis ist eher eine Art von Konsistenzprüfung, wobei es typisch nicht notwendig ist, sich zu erinnern, wann man etwas Bestimmtes gelernt oder nicht gelernt hat. Wenn ich jetzt deutsch spreche, brauche ich nicht zu wissen, wann ich diese Sprache gelernt habe und wie es überhaupt dazu gekommen ist oder wann ich bestimmte Worte wie „Autopoiesis" zum ersten Mal benutzt habe oder zum ersten Mal gelesen habe. Entscheidend für das, was man in der Zukunft im Kontext von Erwartungen, von Antizipationen, von Zielsetzungen und dergleichen erreichen will, ist die aktuelle Abrufbarkeit, die aktuelle Prüfung der Verwendungsbreite.

"Es (das System) kann keine Operation aus der Umwelt importieren, kein fremder Gedanke gelangt in meinen Kopf, wenn man ihn als Gedanken erst nimmt, und kein chemischer Prozess kann kommunikativ werden. Wenn ich Tinte über mein Papier gieße, wird es unleserlich, aber es kommt kein neuer Text zustande..." (Einführung in die Systemtheorie, 110)

"Es zeugt ja bereits von geringer Sorgfalt, wenn jemand behauptet, etwas sei eine Metapher. Wenn man auf Aristoteles´s Politik und auf andere Texte der Tradition zurückgeht, kann man sagen, dass alle Begriffe Metaphern sind. Alles ist irgendwie metaphorisch entstanden und wird dann gleichsam technisch im Sprachgebrauch mit dem Verfahren der Kondensierung, der Identifikation und des Anreicherns von Verwendungsmöglichkeiten verselbständigt. Wenn man diesen weiten Sinn von "metaphorisch" hat ist nichts gegen eine Metapher einzuwenden. Aber auch das müsste man dann generealisierun und sagen, daß etwa auch der Begriff "Prozess" metaphorisch sei. Er kommt in die Soziologie aus der Philosophie, in die Philosophie aus der Jurisprudenz und in die Jurisprudenz aus der Chemie oder umgekehrt, ich kann das nicht so genau trassieren. Letztlich ist alles metaphorisch." (Niklas Luhmann, Einführung in die Systemtheorie, Lizenzausgabe für die wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2004, S.113f)

„Zunächst einmal denke ich, dass man mit einer Unterscheidung zwischen Beobachten und Beobachter anfangen sollte. Beobachten wird als eine Operation gesehen und der Beobachter als ein System, das sich bildet, wenn solche Operationen nicht nur Einzelereignisse sind, sondern sich zu Sequenzen verketten, die sich von der Umwelt unterscheiden lassen. (S.142)

"Mit dieser Unterscheidung von Operation und Beobachtung entwickelt sich eine Unterscheidung, die möglicherweise noch jenseits der Systemtheorie liegt, die noch abtrakter ist und vielleicht Aussichten hat, einmal die grundlegende Theorie einer interdisziplinären Wissenschaft zu werden" (S.143)

"Zunächst einmal ist auf einen Punkt hinzuweisen, der immer wieder Schwierigkeit bereitet. Man kann es hundertmal sagen, es ist vergeblich. Der Beobachter ist nicht ohne weiteres ein psychisches System, er ist nicht ohne weiteres Bewusstsein. Er ist ganz formal definiert: Unterscheiden und Bezeichnen. Das kann auch eine Kommunikation. Man redet über etwas Bestimmtes und greift das, worüber man redet, als Thema heraus. Man verwendet also eine Unterscheidung: über dies und nichts anderes; oder auch eine spezifische Unterscheidung: Wir sprechen jetzt über den Beobachter und nicht über etwas anderes. Somit hat auch das Kommunikationssystem, mindestens dieses, die Fähigkeit, zu beobachten. Das führt zu grauenhaften Verwirrungen in der Sprache, wenn man psychische und soziale Systeme zugleich vor Augen hat. Denken Sie an eine Schulklasse: Ein Lehrer beobachtet die Schüler - das ist geläufig. Die Schüler beobachten den Lehrer - das müssen sie. Der Lehrer beobachtet auch, dass die Schüler ihn beobachten. Aber jetzt kommt hinzu, dass die Interaktion die Schüler beobachtet, zuweilen sogar den Lehrer - das ist selten, kommt aber vor: Der Lehrer wird zum Thema der Diskussion im Unterricht. Das Sozialsystem beobachtet psychische Systeme; die psychischen Systeme beobachten psychische Systeme; die psychischen Systeme können soziale Systeme beobachten: 'Wieso wird genau dies jetzt gefragt, wieso fragt er immer die Fragen, die ich nicht beantworten kann?' Was hier geschieht, kann man psychologisch oder kommunikativ thematisieren. Grundsätzlich ist die Systemreferenz anzugeben. Wenn man unbedarft vom Beobachter spricht, denkt jeder automatisch an psychische Systeme, an Bewusstsein, aber das ist von der Definition und von der beabsichtigten Komplexität und Abstraktheit des Instrumentariums her nicht gemeint." (S.147f.)

"Deswegen habe ich diese Überlegungen über die Zeit vorgezogen. An sich sind sie nur ein Aspekt dessen, was ich in der nächsten Stunde behandeln möchte, nämlich des Themas Sinn. Zeit ist eine Dimension von Sinn." (S.219)

"Ich habe mir noch einmal zwei Texte angesehen, die Ausführungen von Hegel über Zeit und die Physikvorlesung von Aristoteles, und will Ihnen den Einleitungstext zum Abschnitt über Zeit in der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften einmal vorlesen. Es handelt sich um § 258, wenn Sie das nachlesen wollen und versuchen wollen, das zu verstehen, was wahrscheinlich schwierig ist, vermutlich auch für Hegel selber. Ich muß langsam lesen damit es durchkommt: "Die Zeit, als die negative Einheit des Außersichseins, i s t g l e i c h f a l l s ein schlechthin Abstraktes, Ideelles. Sie ist das Sein, das, indem es i s t , n i c h t ist, und indem es n i c h t ist, i s t [...]." [Fußnote: Siehe Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Enzyklopie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse (1830). Hrsg. von F.Nicolin und O.Pögeler, 7., durchges. Aufl., erneut druchges. Nachdruck, Hamburg: Meiner 1975, S.209, uff)].So, das genügt. Denn ich will nur die Frage stellen, wieso das Problem mit dem Schema Sein und Nichtsein angegangen wird. Weshalb verwendet Hegel die Unterscheidung von Sein und Nichtsein, um über Zeit zu sprechen? Das bringt ihn mit dem ersten Satz bereits in die Probleme, daß Zeit offenbar zugleich etwas ist, was ist, und etwas was nicht ist, also noch nicht ist oder nicht mehr ist. Er handelt sich also eine Paradoxie ein, und das will er offenbar, aber man weiß nicht so genau, weshalb - und erfährt es auch aus dem Text nicht. Und das hat Tradition." (S.221-222) []

"Wir hatten aber -Sie erinnern sich vielleicht- in dem Teil der Vorlesung, in dem von Komplexität die Rede war, bereits notiert, daß Komplexität ein Selektionszwang ist. [...] Ich sage bewußt Zwang." (S. 237f)

"Seit Peirce ist klar dass es immer eine triadische Struktur gibt, also einerseits das, was etwas bezeichnet, dann das Bezeichnete - ob man dabei an ein Aussending denkt oder an ein Image spielt dabei keine Rolle; und den "pragmatischen" Effekt, für wen und wozu ein Zeichen zur Bezeichnung vo etwas verwendet wird" (S. 283)"

"Dies ist die Grund dafuer, dass man Kommunikation auch als selbstbeobachtende Operation beschreiben kann. [...] Die Unterscheidung, die in der Kommunkation zur Selbstbeobachtung der Kommunikation benutzt wird, ist die Unterscheidung von Mitteilung und Verstehen. Ohene diese eingebaute Selbstbeobachtung wuerde Kommunikation ueberhaupt nicht laufen." (S. 300).

(After a short excursion about biology:) "Die Antwort darauf hängt met der Frage zusammen, was eine Kommunikation erreicht, bewirkt, was der Effekt oder die Funktion einer Kommunkation ist." (S. 301).

"Der Mitteilende muss sich um Verständlichkeit bemühen. Wenn er irgendwie in der Landschaft des sprachlich Möglichen herumhantiert, wird es bald zu Ende sein mit der Kommuikation. Aber wo bleibt die Antizipation von Verständlichkeit, die Antizipation des Empfangshorizontes, der Sinnbedingungen, unter denen die Kommunikation weiterläuft, wenn es um Jahrhunderte gehen kann, oder wenn es um Uebertragungen in zufällig unbekannte Empfangshorizonte gehen sollte? Zeitlich und räumlich kommuiziert man gleichsam aufs Geratewohl oder ins Unbekannte hinein" (S. 312)". [Das schreibt N. Luhmann bezüglich Büchern, etwa wenn Aristoteles schreibt und Luhmann liest. Man kann das aber viel genereller so sehen - in der Hyperkommunikation mache ich das.]

"Eine letzte und ganz offene Frage, auf die ich überhaupt keine Antwort weiss, ist, ob wie mit Komunikation auch noch dann rechnen, wenn auf Serialität verzichtet wird, wenn ma Computerinformationssyteme hat, aus denen man sich fallweise etwas heraussucht, das man selbst dann neu kombiniert, und in denen nicht ein Satz auf den anderen folgt, sondern eine Information da ist und dann ein Spektrum von Verweisungen auf andere Informationen gegeben ist. Man sitzt, macht sich eine Bahn und ruft auf den Bildschirm, was man dazu braucht, ohne zwischen Information und Mitteilung unterscheiden zu können. Man ist wieder Beobachter erster Ordnung. Man drückt auf bestimmte Knöpfe, dann kommt ein bestimmter Text zum Lesen, und dann muss man irgendetwas daraus machen, gibt das vielleicht in den Apparat zurück, ohne dass es bei diesen modernen Hypertextsystemen mit Eigennamen markiert wird, und es entwickelt sich ein Masse von Anregungen mit riesiger verdeckter Absorption von Unsicherheit und ebenso riesiger Unsicherheitin der Auswahl. Wer kommuniziert jetzt mit wem? Eignet sich unser Begriff überhaupt noch dafür? Oder sind wir an einer Schwelle, wo man sieht, dass wichtige Informationsverarbeitungsverfahren in unserer Gesellschaft schon nicht mehr als Kommunikation klassifiziert werden? Oder müssen wir den Begriff neu bilden, aber wie? (S. 314)"


 
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