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Als eigentliche Stiftung bezeichne ich eine privat-rechtliche Institution, die öffentliche Aufgaben absorbiert.

Der Ausdruck "Stiftung" verweist auf eine für immer geschaffene Sache, wobei das Immer das Gedenken an den - wohltätigen - Stifter betrifft. Im amerikanischen "Foundation" ist der Gründer direkter angesprochen und der Stiftungszweck hintergründiger. Während die Fuggerei eine offensichtlich pateriarchale Einrichtung ist, in welcher den Ausgebeuteten leichter zu kontrollierendes Wohnrecht statt Eigentum zugestanden wird, sind die amerikanischen Varianten Carnegie und Rockefeller - an welche auch Gates anschliesst - eher als Parallelregierungen gedacht.

Alle privaten Stiftungen sind mafiös. Es gibt kein anderes Motiv für private Stiftungen als jenes der Mafia. Die herrschende Ideologie gründet auf dem "Evangelium des Reichtums", das der Stahlbaron Andrew Carnegie 1889 verfasst hatte. Es ist ein Manifest über die gesellschaftliche Verantwortung der Superreichen und markiert den Übergang von der christlich motivierten Caritas zur professionellen Philanthropie. In der Gedankenwelt dieses Aufsatzes wuchsen die beiden wichtigsten Stiftungen des frühen 20. Jahrhunderts heran, die Carnegie Corporation und die Rockefeller Foundation.

1889 erschien sein Buch mit dem Titel “The Gospel of Wealth” (Das Evangelium des Reichtums). Darin schrieb er den für sein karitatives Handeln charakteristischen Satz nieder: “Jegliches Vermögen, das über die persönlichen und familiären Bedürfnisse hinausgeht, sollte treuhänderisch verwaltet zum Wohl der Allgemeinheit eingesetzt werden.”

Eine Stiftung ist eine Einrichtung, die mit Hilfe eines Vermögens einen vom Stifter festgelegten Zweck verfolgt. Dabei wird in der Regel das Vermögen auf Dauer erhalten und die Destinatäre können nur in den Genuss der Erträge kommen. Stiftungen können in verschiedenen rechtlichen Formen und zu jedem legalen Zweck errichtet werden. Die meisten Stiftungen werden in privatrechtlicher Form errichtet und dienen gemeinnützigen Zwecken. Philanthropie


blöd-Sinn-iger Reichtum

 
[Philanthropische Republik Amerika]
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http://www.zeit.de/1999/19/Oekonom_einer_Generation Ökonom einer Generation Friedrich August von Hayek und die Deutschen. Eine Bilanz zum 100. Geburtstag von Nikolaus Piper DIE ZEIT Nº 19/1999 6. Mai 1999 14:00 Uhr Um ein Haar wäre Helmut Kohl nicht 1982, sondern schon sechs Jahre früher Kanzler geworden. Das war bei der Bundestagswahl 1976, als die Union mit 48,64 Prozent nur knapp die absolute Mehrheit verfehlte, und zwar nach einem aggressiven Wahlkampf unter der Parole "Freiheit statt Sozialismus". Hinterher stritten die Experten darüber, ob man wegen des Slogans nun fast gewonnen oder knapp verloren habe; das war insofern relevant, als der böse Spruch aus der CSU kam (in der Fassung "Freiheit oder Sozialismus"). Wer ihn dort genau erfunden hat, ist heute kaum noch festzustellen (unter anderem behauptet der ZDF-Journalist Gerhard Löwenthal, er sei's gewesen). Sicher ist nur, daß damals in der Umgebung des CSU-Vorsitzenden Franz Josef Strauß alle ein Buch lasen: Der Weg zur Knechtschaft von Friedrich August von Hayek. Und dessen Inhalt läßt sich genau auf den Satz reduzieren: Freiheit statt Sozialismus. Mit ihrem Bezug auf Hayek im 76er-Wahlkampf hat die Union die Geschichte gewissermaßen als Farce vorweggenommen. Gemünzt auf Helmut Schmidt, war die Parole eine Frechheit, im ursprünglichen Sinne jedoch bestimmten sie und ihr Urheber spätestens 1989 das Schicksal Deutschlands (und Helmut Kohls): Vermutlich wäre die Mauer nicht so leicht gefallen, hätte Hayek nicht zuvor schon die geistigen Grundlagen des Sozialismus zertrümmert. Ebenso plausibel, wenn auch unbeweisbar ist die These, daß Globalisierung, Liberalisierung und Deregulierung heute nicht die Paradigmen der Weltwirtschaft wären, wenn nicht Margaret Thatcher und die Tory-Rebellen von 1979 ihren Hayek gelesen hätten. Hayek wird verehrt, gehaßt und mißverstanden. Seine Wirkung erlebte er noch in hohem Alter; er starb 1992 in Freiburg. An diesem Samstag wäre er 100 Jahre alt geworden. Hayek hat Deutschland verändert, aber er ist den Deutschen trotzdem fremd geblieben. Auch hierzulande brillieren gescheite Leute gerne mit Hayekschen Begriffen: "Wettbewerb als Entdeckungsverfahren", "angemaßtes Wissen" oder "spontane Ordnung". Die meisten Intellektuellen jedoch halten ihn bis heute für einen Reaktionär, die Wirtschaftspolitik der CDU hat kaum etwas mit Hayek zu tun (geschweige denn der Korporatismus der CSU), die relevante Hayek-Debatte findet in Amerika, England und Österreich statt. Überhaupt ist es ein Witz der Geschichte, daß Hayek vor allem den Konservativen die Rezepte lieferte. Im Grunde war er ein Altliberaler, der von der Wiedergeburt der Whigs träumte, der traditionellen Gegenspieler der britischen Konservativen. Unter dem Eindruck des Ersten Weltkrieges hatte der am 8. Mai 1899 in Wien Geborene zunächst kurz mit dem Sozialismus sympathisiert; bereits 1922 ließ er sich aber von seinem Lehrer Ludwig von Mises zum Liberalismus bekehren und kämpfte fürderhin gegen den Sozialismus. 1931 ging er an die London School of Economics. Von London aus führte er eine der bis heute faszinierendsten ökonomischen Debatten dieses Jahrhunderts. Er selbst und Ludwig von Mises wiesen nach, daß Wirtschaftsrechnung im Sozialismus gar nicht möglich ist, die beiden linken Ökonomen Oskar Lange und Abba Lerner hielten dagegen. Hayek und von Mises nahmen damals theoretisch vorweg, was hinterher durch die Geschichte der Sowjetunion eindrucksvoll bestätigt wurde: Ohne Privateigentum an den Produktionsmitteln gibt es weder einen Markt noch Knappheitspreise für Produktionsmittel. Daher können sozialistische Planer gar nicht wissen, wo sie investieren sollen und wo nicht. Die Planwirtschaft scheitert laut Hayek nicht am Problem der Motivation, sondern an dem des Wissens. In einer arbeitsteiligen Wirtschaft ist das notwendige Wissen so breit gestreut, daß man nie sagen kann, daß es zu einem bestimmten Zeitpunkt irgendwo "vorhanden ist": "Ein Großteil dieses Wissens besteht aus einer Denktechnik, die den Einzelnen in die Lage versetzt, neue Lösungen zu finden, sobald er mit einer neuen Konstellation von Umständen konfrontiert wird." Dieses Wissen kann nur mobilisiert werden, wenn die einzelnen entscheiden und nicht der Staat. Der Kapitalismus werde am Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktion und privater Aneignung zerbrechen, hatte Karl Marx gesagt. Private Aneignung ist die Voraussetzung gesellschaftlicher Produktion, antwortete Hayek. In London wurde Hayek zum wichtigsten intellektuellen Gegenspieler von John Maynard Keynes, der den Kapitalismus gerade mit Hilfe des Staates retten wollte. 1944 erschien der Weg zur Knechtschaft. Das Buch war schon insofern kühn, als Hayek nicht nur Nazis, Faschisten und Kommunisten zu Geschwistern erklärte (die Sowjetunion gehörte damals zur Anti-Hitler-Koalition); er behauptete obendrein, die Sozialisten in der Labour Party seien dabei, es ihnen gleichzutun, wenn auch in bester Absicht. Zusammen mit Wilhelm Röpke, Milton Friedman, Walter Eucken und anderen gründete Hayek 1947 am Genfer See die liberale Mont-Pèlerin-Gesellschaft. Später wurde es stiller um ihn; man dachte keynesianisch und hatte wenig Verständnis für den Altliberalen.