Scheidegeld
Scheidemünze
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Kurantgeld unterliegt einem ganz praktischen Problem. Indem man Münzen machte, die einen bestimmten Wert repräsentierten, der durch die Prägung sichtbar war, hatte man praktisch eine Differenz zwischen Wert und Wert, zwischen dem Wert, der drauf steht und dem Wert, der drin ist, eingeführt. Man musste sich de facto jedes Mal entscheiden, ob nun der Goldwert oder der "geprägte" Wert gelten soll, wenn man eine Differenz vermutete. Seit Münzen, die ihren eigenen Wert darstellen, im Umlauf sind, gibt es immer wieder Leute, die merken, dass es sich zeitweise lohnt, Münzen einzuschmelzen. In der Schweiz war das beispielsweise 1967 der Fall, als das Silber der 2- und 5-Franken-Münzen mehr Wert war als als der Geldwert dieser Münzen. Das Vernichten der Münzen ist aber nur die eine - wohl kleinere Seite des Problems. Wenn der Goldwert kleiner oder viel kleiner ist als das, was die Prägung verspricht, muss man sich überlegen, ob man der Prägung trauen soll. Wohl weil sich in diesem Punkt die Geister scheiden, wird solches Geld als Scheidegeld bezeichnet: Die beiden Werte sind geschieden.

siehe auch Papiergeld


 

"Alle menschliche Tugend im Verkehr ist Scheidemünze; ein Kind ist der, welcher sie für echtes Gold nimmt. – Es ist doch aber besser, Scheidemünze, als gar kein solches Mittel im Umlauf zu haben, und endlich kann es doch, wenngleich mit ansehnlichem Verlust, in bares Gold umgesetzt werden. Sie für lauter Spielmarken, die gar keinen Wert haben, auszugeben, mit dem sarkastischen Swift zu sagen: »Die Ehrlichkeit ist ein Paar Schuhe, die im Kote ausgetreten worden« usw. oder mit dem Prediger Hofstede , in seinem Angriff auf Marmontels Belisar selbst einen Sokrates zu verleumden, um ja zu verhindern, daß irgend jemand an die Tugend glaube, ist ein an der Menschheit verübter Hochverrat. Selbst der Schein des Guten an anderen muß uns wert sein: weil aus diesem Spiel mit Vorstellungen, welche Achtung verdienen, endlich wohl Ernst werden kann." Kant, I.: Die Anthropologie in pragmatischer Hinsicht​ (Derrida zitiert die Stelle in seiner Politik der Freundschaft).

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Geld
2016, Buch und Kindle

Fazit:
Geld ist historisch gesehen eine Übergangsform, die eine Möglichkeit geboten hat, Währungen einzuführen. Goldmünzen und Banknoten machten anschaulich, was in der Währung gemeint ist und waren wohl notwendig, um den Preis der Währungseinheiten festzulegen. Aber heute braucht niemand mehr Geld, weil wir alles gegenseitig in Währungseinheiten verrechnen können.


 
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