Der Systemtheoretiker des Systemtheoretikers N. Luhmann Die Gesellschaft der Gesellschaft

N. Luhmann's Systemtheorie - Eine Kritik

Ich vergleiche hier im wesentlichen die Terminologien von N. Luhmann in Die Gesellschaft der Gesellschaft und meiner Systemtheorie 2. Ordnung, die an die traditionelle Kybernetik anknüpft. Da die Kritik von einem Standpunkt erfolgt, beruht sie auf Fragen, die der kritisierten Sache nicht ohne weiteres angemessen sind. Im Diskurs der Luhmannschen Systemtheorie sind beispielsweise "Was ist-Fragen" verpönt.


Was ist ein System?

Gemäs dieser Terminologie bestimmt der Systentheoretiker, was er als System auffasst.

     

In der Terminologie von N. Luhmann produziert die Kommunikation Systeme, indem von etwas (eben das System), was von etwas anderem (das dann die Umwelt des Systems ist) abgegrenzt und bezeichnet wird.
Die Systeme werden also nicht von einem Subjekt gewählt, sondern sind quasi Emergenzen der Kommunikation. Das, was in der Kommunikation als System bezeichnet wird, ist das System. Die Kommunikation selbst ist auch ein System.
 

In dieser Systemtheorie 2. Ordnung sind Systeme (wie in der Kybernetik) Mechanismen, die in Erklärungen beschrieben werden. Das, was erklärt wird, ist ein Phänomen. Das Phänomen ist eine Erfahrung, die ein Beobachter problematisiert. Systeme kommen nur in Erklärungen vor.
 

     

N. Luhmann bezeichnet das, was er untersucht, als System. Sein Gegenstand ist die Gesellschaft und deren funktionalen Teilsysteme wie Recht oder Wissenschaft. (Das heisst auch, dass N. Luhmann an traditionellen Vorstellungen anknüpft, wonach es eine Gesellschaft, ein Recht, eine Wissenschaft usw. gibt).
 

In dieser Systemtheorie 2. Ordnung sind Systeme (wie in der Kybernetik) operationell geschlossen. Kommuniktion kommt also nur innerhalb des Systems vor.
In der Kybernetik wähle ich zuerst das System. Ich wähle es so, dass es zum mich interessierenden Phänomen passt. Danach ist gegeben, wo Kommunikation statt findet. Ich kann beispielsweise das Verhalten eines Menschen modellieren, dann ist die Kommunikation innerhalb des Menschen. Ich kann das Verhalten einer Menschengruppe modellieren, dabei können Menschen als Teile des Systems "kommunizieren".
 

     

Bei N. Luhmann sind Systeme operationell geschlossen. Kommuniktion kommt also nur innerhalb des Systems vor.
N. Luhmann schreibt: "Nicht der Mensch kann kommunizieren, nur die Kommunikation kann kommunizieren" (105). "Als Kommunikationssystem kann die Gesellschaft nur in sich selber kommunizieren, aber weder mit sich selbst, noch mit ihrer Umwelt (96). Ich finde N. Luhmann umschreibt diesen kybernetisch einfachen Sachverhalt ziemlich umständlich. Jedes System kommuniziert nur in sich.
 

Es kommt offensichtlich auf den Kommunikatios-Begriff an:
 

     

In dieser Systemtheorie 2. Ordnung ist Kommunikation begrifflich als Feedback gefasst. G. Bateson schreibt: Der Unterschied der den Unterschied macht, damit ist die Funktionsweise des Transitors umschrieben, also eine eigentliche System-Operation, die konstitutiv für Systeme überhaupt ist. In dieser Systemtheorie 2. Ordnung gibt es keine Systeme, die nicht kommunizieren. Und keine Systeme, die mit anderen Systemen kommunizieren! Ein System als Kommunikationssystem zu bezeichnen wäre ein Tautologie (ein weisser Schimmel).
 

     

N. Luhmann nennt seine Systeme "Kommunikations-Systeme (zb "Jedes System ist ein Kommunikations-System (96). Kommunikation wird in diesem Zusammenhang nicht als Operation verstanden, sondern als eine das funktionae System bestimmende Funktion. An andern Orten bezeichnet N. Luhmann dagegen auch als Operation.
 

In dieser Systemtheorie 2. Ordnung ist von Handlungszusamenhängen die Rede, die ich als deutender Beobachter verwende. Handlungszusammenhänge verwede ich als Deutungsframes, wenn ich Handlungen beschreibe. Malen kann ich beispielsweise als gewerblicher Maler oder als Kunstmaler, also im Handlungszusammenhang gewerbliche Arbeit oder im Handlungszusammenhang Kunst. In dieser Systemtheorie 2. Ordnung gibt es "die" Kunst oder "die" Wissenschaft nicht jenseits von subjektiven Deutungen.
 

     

N. Luhmann bezeichnet das, was ich als Handlungszusammenhänge bezeichne, als funktione Systeme. Kunst ist für N. Luhmann ein "autopoietisches System". Für N. Luhann existiert die Kunst als System.
 

Existieren Systeme wirklich oder nur im Kopf des Beobachters?
 

     

In dieser Systemtheorie 2. Ordnung sind Systeme Mechanismen. Wenn ich besipielsweise anhand von Herons Maschine erkläre, wie man Tempeltüren automatisch öffnen kann, beschreibe ich ein System. In dieser Hinsicht ist geichgültig, ob diese Maschine gebaut wurde und mithin existiert oder nicht, weil offensichtlich ist, dass man diese Maschine herstellen könnte. Damit ist auch gesagt, was existieren in diesem Kontext bedeutet.
 

     

Bei N. Luhmann bleibt unklar, ob das System Gesellschaft seiner Meinung nach ein Konstrukt ist, oder ob es wirklich existiert. Die Gesellschaft kann ich unabhängig davon, ob sie existiert, weder anfassen noch sehen. N. Luhmann sagt, dass Systeme existieren, aber er sagt nicht, wo sie existieren - und schon gar nicht, was existieren heissen soll.
 

System ist die Einheit der Differenz von System und Umwelt.
 

     

In meiner kybernetischen Tradition würde ich sagen, dass der Beobachter die Einheit ist, die die Differenz von System und Umwelt in dem Sinne repräsentiert, als System und Umwelt unterschiedenen Teile des Eigenzustandes darstellen. Aber ohne Beobachter finde ich keine "zweite Redeweise" für System ist die Einheit der Differenz von System und Umwelt.
 


Wozu ist die Systemtheorie gut?

kommt bald