AG2 MMK 2016: Unterschied zwischen den Versionen

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(Thesenpapier)
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[http://www.mmktagung.de/wiki/2016/images/0/03/MMK_2016NakePosition.pdf hier gibts ein Positionspapier von Frieder Nake]
 
[http://www.mmktagung.de/wiki/2016/images/0/03/MMK_2016NakePosition.pdf hier gibts ein Positionspapier von Frieder Nake]
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=== Thesenpapier (René Hoffmann) ===
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Zu den nicht-trivalen-Maschinen habe ich eine pessimistische und eine positive Sicht.
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'''Die pessimistische Sicht'''
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Heutige Institutionen sind im Regelfall blind (!) für das Risiko von Nicht-trivalen-Maschinen, weil es gibt zwei Konzepte eine Organisationen zu leiten: Führen vs. Managen.
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* Wer führt erkennt das Problem.
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* Wer managt ist blind für das Problem, weil er sieht nur einen Dienstleistungsvertrag.
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Es gibt nur ganz wenige Institutionen die geführt werden. Für Organisationen die gemanaget werden ist eine nicht-trivale-Maschine der Super-Dienstleister, weil wieder weniger Schnittstelle in der Organisation. Schon heute nimmt das Managent bedenkenlos radikales Outsourcing vor und konzentriert sich nur noch auf das Service-Level-Vertragsmangement und Bestellwesen. Es werden hohe Vertragstrafen vereinbart und Business-Continutiy-Management (BCM) nach ISO-Norm betrieben. Je besser BCM betrieben wird, desto weniger Störfälle und riskanter für die Gesamtorganisation wird es.
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In einer Institution die auf Dienstleistern setzt, ist der automom agierendende Dienstleister der Normalzustand, weil das die maximale Effizienz hebt. Das Managemement benutzt als Schutz zwei Prinzipien gegen die eigene Ablösung:
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# Teile und Herrsche [Kein Gesamtdiensteister].
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# Jeder muss ersetzbar sein [Am besten drei Dienstleister parallel].
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Die gleichen zwei Prinzipen lassen sich auch auf nicht-trivale-Maschinen anwenden, aber dazu müssten diese Maschinen lose gekoppelt werden, damit diese auf Knopfdruck ausgetauscht werden können.
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Die im Moderationspapier beschriebene maximalen Worst-Case-Szenarios treten dennoch ein, weil in den heutigen von dem Menschen gesetzten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Gesamtdienstleister der natürliche Lauf der Geschichte ist.
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'''Positiven Sicht'''
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Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Zu einer demokratischen Gesellschaft passt das Konzept Managen besser, weil da nicht alles fest verdrahtet ist und beim „praktischen Managen“ die Änderung kein Störfall, sondern der Normalzustand ist auf die flexibel in Dialog mit den Stakeholdern und Dienstleistern gesprochen werden muss.
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Wenn eine Maschine sich im Dialog managen lässt, dann wird es noch demokratischer, weil sich damit auch neue Formen der Aneignung und Kombination eröffnen.
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Die große Frage ist, ob die weltweit Gesellschaft bereit ist, eine nicht-trivale-Maschine wie ein Haustier zu halten und das bedeutet, man muss führen und nicht managen bei den existenziellen Fragen.
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Letztendlich geht es um die Frage ob die Gesellschaft Kulturtechniken entwickeln kann wie mit diesen Herausforderungen vernünftig umgegangen wird. Bei Haustieren haben sich Kulturtechniken entwickelt. Dort gibt es ein Zuchtregister und nicht jeder darf Kampfhunde und andere Haustiere halten. Aber wie sehen diese Kulturtechniken bei nicht-trivalen-Systemen aus?

Version vom 12. November 2016, 01:34 Uhr

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AG2 - Multiagentensysteme –

nützliche Helfer oder gefährliche Störenfriede für Industrie 4.0?

Moderation: Moderation: Peter Brödner, Hartmut Barthelmeß

Positionspapiere zur AG 2

MAS tauchen neuerdings vielerorts auf, als Handelsagenten an der Börse, als autonome Fahrzeuge im Verkehr oder als »intelligente« Kernkompo-nenten der Wertschöpfung im Rahmen von Industrie 4.0. Allenthalben werden sie als Speerspitze zivilisatorischen Fortschritts gepriesen. Doch werfen sie mehr Fragen auf als wirkliche Probleme zu lösen.

In MAS zusammenwirkende Agenten verfügen jeweils über Sensoren und Aktoren zur Aufnahme von Daten aus ihrer Umgebung und zum Austausch mit anderen Agenten, die sie intern mittels maschineller Lernalgorithmen verarbeiten. Mit ihnen kommt ein grundsätzlich neuer Maschinentyp in die Welt: Im Unterschied zu herkömmlichen Maschinen mit analytisch bestimmbar determiniertem und daher durchschaubarem Verhalten lassen sich MAS formal als nicht-triviale Maschinen beschreiben, deren Verhalten trotz kausaler Determiniertheit von der Vorgeschichte abhängig, daher i.a. nicht mehr analytisch bestimmbar und nicht vorhersagbar ist (vgl. Abb.).

Industrie-4-0.png


Derart undurchschaubares Verhalten wirft gleich mehrere schwerwiegende Fragen auf:

  • Wie sollen Menschen sich solche Systeme aneignen, wie mit ihnen zweckmäßig und zielgerichtet interagieren, wenn diese sich in vergleichbaren Situationen jeweils anders und unerwartet verhalten?
  • Menschliche Handlungskompetenz schwindet dahin, je weniger sie im automatisierten Normalbetrieb der Systeme gebraucht wird; wie sollen dann aber im Störungs- oder Versagensfall hilflose, weil entwöhnte »Bediener« sinnvoll eingreifen?
  • Dürfen derart undurchschaubare Systeme überhaupt von der Leine gelassen werden? Wer ist für allfälliges Fehlverhalten und mögliche Schäden verantwortlich und haftbar zu machen (Entwickler, Betreiber oder gar Benutzer)? Wer haftet bei Schäden als Folge unglücklicher Verkettung äußerer Umstände, wenn das System als solches funktioniert, wie es soll?


Antworten auf diese und ähnliche Fragen zu suchen, soll Gegenstand einer Arbeitsgruppe auf der MMK 2016 sein.


Alle TeilnehmerInnen an Arbeitsgruppen sollen im Vorfeld der MMK ein Positionspapier zum gewählten Arbeitsgruppenthema verfassen und

  • an die Veranstalterin schicken (mmktagung@outlook.de)

oder

  • ins Wiki der MMK (AG2) uploaden (Login nach Registrierung).

Positionspapiere

hier gibts ein Positionspapier von Frieder Nake



Thesenpapier (René Hoffmann)

Zu den nicht-trivalen-Maschinen habe ich eine pessimistische und eine positive Sicht.

Die pessimistische Sicht

Heutige Institutionen sind im Regelfall blind (!) für das Risiko von Nicht-trivalen-Maschinen, weil es gibt zwei Konzepte eine Organisationen zu leiten: Führen vs. Managen.

  • Wer führt erkennt das Problem.
  • Wer managt ist blind für das Problem, weil er sieht nur einen Dienstleistungsvertrag.

Es gibt nur ganz wenige Institutionen die geführt werden. Für Organisationen die gemanaget werden ist eine nicht-trivale-Maschine der Super-Dienstleister, weil wieder weniger Schnittstelle in der Organisation. Schon heute nimmt das Managent bedenkenlos radikales Outsourcing vor und konzentriert sich nur noch auf das Service-Level-Vertragsmangement und Bestellwesen. Es werden hohe Vertragstrafen vereinbart und Business-Continutiy-Management (BCM) nach ISO-Norm betrieben. Je besser BCM betrieben wird, desto weniger Störfälle und riskanter für die Gesamtorganisation wird es.

In einer Institution die auf Dienstleistern setzt, ist der automom agierendende Dienstleister der Normalzustand, weil das die maximale Effizienz hebt. Das Managemement benutzt als Schutz zwei Prinzipien gegen die eigene Ablösung:

  1. Teile und Herrsche [Kein Gesamtdiensteister].
  2. Jeder muss ersetzbar sein [Am besten drei Dienstleister parallel].

Die gleichen zwei Prinzipen lassen sich auch auf nicht-trivale-Maschinen anwenden, aber dazu müssten diese Maschinen lose gekoppelt werden, damit diese auf Knopfdruck ausgetauscht werden können.

Die im Moderationspapier beschriebene maximalen Worst-Case-Szenarios treten dennoch ein, weil in den heutigen von dem Menschen gesetzten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Gesamtdienstleister der natürliche Lauf der Geschichte ist.

Positiven Sicht

Wir leben in einer demokratischen Gesellschaft. Zu einer demokratischen Gesellschaft passt das Konzept Managen besser, weil da nicht alles fest verdrahtet ist und beim „praktischen Managen“ die Änderung kein Störfall, sondern der Normalzustand ist auf die flexibel in Dialog mit den Stakeholdern und Dienstleistern gesprochen werden muss.

Wenn eine Maschine sich im Dialog managen lässt, dann wird es noch demokratischer, weil sich damit auch neue Formen der Aneignung und Kombination eröffnen.

Die große Frage ist, ob die weltweit Gesellschaft bereit ist, eine nicht-trivale-Maschine wie ein Haustier zu halten und das bedeutet, man muss führen und nicht managen bei den existenziellen Fragen.

Letztendlich geht es um die Frage ob die Gesellschaft Kulturtechniken entwickeln kann wie mit diesen Herausforderungen vernünftig umgegangen wird. Bei Haustieren haben sich Kulturtechniken entwickelt. Dort gibt es ein Zuchtregister und nicht jeder darf Kampfhunde und andere Haustiere halten. Aber wie sehen diese Kulturtechniken bei nicht-trivalen-Systemen aus?