AG3 MMK 2014: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Mmktagung
Zur Navigation springenZur Suche springen
Zeile 18: Zeile 18:
 
<br><big><b>Vorwort: Was ist die MMK</b></big>
 
<br><big><b>Vorwort: Was ist die MMK</b></big>
  
Die MMK wurde 1980 ins Leben gerufen, weil durch die Entwicklung des Computers zwei Kulturen aufeinander prallten, die sich zuvor besser aus dem Weg gehen konnten. Vordergründig und unreflektiert ging es darum, die Computeranwendungen zu "gestalten", wofür sich rasch das denglische "Design" eingebürgert hat. 1980 als die MMK ins Leben gerufen wurde, gab es weder Mac noch Windows auf dem Markt, nur Xerox hatte sich im Labor schon mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine befasst. Die MMK beruht auf einem - von den MMK-Gründern antizipierten Paradigmenwechsel, in welchen die Werkzeuge nicht mehr von den Benutzern gesteuert wurden, sondern die Benutzer steuern sollten.
+
Die MMK wurde 1980 ins Leben gerufen, weil durch die Entwicklung des Computers zwei Kulturen aufeinander prallten, die sich zuvor besser aus dem Weg gehen konnten. Vordergründig und unreflektiert ging es darum, "Computeranwendungen" zu "gestalten", wofür sich rasch das denglische "Design" eingebürgert hat. Zuerst war "Software" gemeint, ohne dass irgendwie klar war, was als Software bezeichnet wurde. Nachdem Windows auf dem Markt war, hat sich die Designfrage zuerst auf allerlei Geräte verschoben und dann auf Verwendungszusammenhänge wie e-teaching (was meistens als e-learning bezeichnet wird).
 +
 
 +
1980 als die MMK ins Leben gerufen wurde, gab es weder Mac noch Windows auf dem Markt, nur Xerox hatte sich im Labor schon mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine befasst. Die MMK beruht auf einem - von den MMK-Gründern antizipierten Paradigmenwechsel, in welchen die Werkzeuge nicht mehr von den Benutzern gesteuert wurden, sondern die Benutzer steuern sollten.
  
 
Der Computer sagt seinem Benutzer quasi, was er von ihm erwartet, er spricht mit seinem Benutzer, weshalb von Dialogsystemen gesprochen wird. Zunächst war der Ausdruck "Dialogsystem" unverfänglich, weil damit im Wesentlichen die Tatsache gemeint war, dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten. Dialog-Computer war ein umgangssprachlicher Ausdruck - wohl aus den Werbeabteilungen der Computerhersteller - der ein paar wichtige Aspekte der Computerentwicklung ziemlich undifferenziert, aber "werbig" bezeichnete.
 
Der Computer sagt seinem Benutzer quasi, was er von ihm erwartet, er spricht mit seinem Benutzer, weshalb von Dialogsystemen gesprochen wird. Zunächst war der Ausdruck "Dialogsystem" unverfänglich, weil damit im Wesentlichen die Tatsache gemeint war, dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten. Dialog-Computer war ein umgangssprachlicher Ausdruck - wohl aus den Werbeabteilungen der Computerhersteller - der ein paar wichtige Aspekte der Computerentwicklung ziemlich undifferenziert, aber "werbig" bezeichnete.

Version vom 29. März 2014, 16:04 Uhr

MMK Home - Hauptseite - Programm - Anmeldungen - Schlussbericht - Ausblick


Dialog

Moderation: Rolf Todesco

Jede AG hat ein Moderationspapier und pro Teilnehmer ein Thesenpapiere AG3



Moderationspapier Dialog
 


Vorwort: Was ist die MMK

Die MMK wurde 1980 ins Leben gerufen, weil durch die Entwicklung des Computers zwei Kulturen aufeinander prallten, die sich zuvor besser aus dem Weg gehen konnten. Vordergründig und unreflektiert ging es darum, "Computeranwendungen" zu "gestalten", wofür sich rasch das denglische "Design" eingebürgert hat. Zuerst war "Software" gemeint, ohne dass irgendwie klar war, was als Software bezeichnet wurde. Nachdem Windows auf dem Markt war, hat sich die Designfrage zuerst auf allerlei Geräte verschoben und dann auf Verwendungszusammenhänge wie e-teaching (was meistens als e-learning bezeichnet wird).

1980 als die MMK ins Leben gerufen wurde, gab es weder Mac noch Windows auf dem Markt, nur Xerox hatte sich im Labor schon mit der Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine befasst. Die MMK beruht auf einem - von den MMK-Gründern antizipierten Paradigmenwechsel, in welchen die Werkzeuge nicht mehr von den Benutzern gesteuert wurden, sondern die Benutzer steuern sollten.

Der Computer sagt seinem Benutzer quasi, was er von ihm erwartet, er spricht mit seinem Benutzer, weshalb von Dialogsystemen gesprochen wird. Zunächst war der Ausdruck "Dialogsystem" unverfänglich, weil damit im Wesentlichen die Tatsache gemeint war, dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten. Dialog-Computer war ein umgangssprachlicher Ausdruck - wohl aus den Werbeabteilungen der Computerhersteller - der ein paar wichtige Aspekte der Computerentwicklung ziemlich undifferenziert, aber "werbig" bezeichnete.

      

Dialogcomputer1.png


Quelle: Wikipedia

Alle Werkzeuge vermitteln zwischen dem Benutzer und dem intendierten Resultat. Ein Hammer muss in der Hand des Benutzers liegen und den Nagel einschlagen, also den Bedürfnissen des Benutzers in beiden Hinsichten angepasst sein. Entwickelte Computer sind in dem Sinne spezielle Werkzeuge, also sie keinen von ihnen unabhängigen Gegenstand bearbeiten, sondern ihren Benutzer Symbole zurückgeben, die das Verhalten des Benutzers steuern quasi interaktiv. Der Benutzer muss mit dem Computer in einem Kommunikationsprozess klarkommen, in welchem der Computer als Werkzeug eines anderen fungiert.

Die MMK begriff sich als Mediation zwischen Benutzern und Entwicklern, wobei sie - da sie ja Entwickler organisierte - die praktische Entwicklung der Computer vor- und nachzeichnete. 1980 ging es darum, eine gute Schnittstelle zu finden. Wie man weiss, ist dieser Prozess in Bezug auf Software mit Windows 1992 abgeschlossen gewesen.

Die MMK hat sich dann - wie die Computerbranche insgesamt - mit allerlei Apparaten wie Handys, Tablets und Netzwerken befasst, und andrerseits mit gesellschaftlichen Verhältnissen, die zunehmend von Computern durchdrungen wurden, exemplarisch mit den e-teaching (was meistens als e-learning bezeichnet wird).



Die MMK befasste sich nie mit Sprachkritik, im Gegenteil. Sie befasst sich damit, was an den Bildschirmen - und ein wenig dahinter - passierte oder besser passieren sollte. Die MMK war lange Zeit befangen im Design von guter Mensch-Maschine-Kommunikation und nahm nicht nur in Kauf, dass von Kommunikation und Dialog gesprochen wurde, sondern half kräftig mit dabei, den Computer nicht als Maschine, sondern als Medium zu sehen.


cc


Technologisch waren verschiedene Entwicklungsstufen des Computers im Spiel, die im Ausdruck "Dialog" aufgehoben wurden.
1.) bietet das Bildschirm-Terminal ein gewisses Feedback bei der Dateneingabe, was als Antwort im weitesten Sinne gesehen werden kann.
2.) gibt eine Maskenfolge am Bildschirm eine Art Fragen, die beantwortet werden müssen.
3.) gibt eine Menü-Funktion am Bildschirm dem Benutzer die Möglichkeit zwischen verschiedenen Angeboten auszuwählen.
4.) kann die bedingte Anzeige am Bildschirm als Antwort aufgefasst werden. Ich kann etwa die Eingabe "2 + 3" als Frage verstehen und die am Bildschirm ausgegeben "5" als Antwort des Systems dazu.
5.) schliesslich kann die Ausgabe - wie bei Eliza - aus ganzen Sätzen bestehen.

"Dialog-Computer" bezeichnet eine Echtzeit-Reaktion (im Unterschied zu Batch-Verfahren) und eine Form der Ausgabe, die in dem Sinne als interaktiv auf die Eingaben bezogen werden kann, als die Eingaben von den vorgängigen Ausgaben mitbestimmt werden. Natürlich ist das zeitlich stark verzögert bei jedem Computer, also auch bei lochkartengesteuerten Computern der Fall. Die zeitliche Distanz verwischt aber solche Zusammenhänge.

Umgangssprachlich ist mit Dialog gemeint, dass man mit dem Computer irgendwie sprechen kann. Dieses vermeintliche "Sprechen" hat J. Weizenbaum mit seiner Eliza dialektisch entfaltet.


Das umgangssprachliche "Dialog-Computer" bezeichnet mithin eine Deutung eines Phänomens, in welcher ein Computer sprechen kann und in welcher Dialog für ein wechselseitiges Reagieren auf ausgegebene Wörter steht.

Sprachkritisch: In meiner Sprache sind Dialoge Gespräche und Computer Artefakte, die sich innerhalb einer Technologie als Automaten beschreiben lassen. Wer mit Computern Dialoge führt, beseelt diese und komplementär entseelt er sich selbst.


dass der Computer einen Bildschirm bekommen hatte, auf welchem die Ein- und Ausgaben in Formularform wie Fragen und Antworten interpretiert werden konnten.


http://www.urz.uni-heidelberg.de/orginfo/berichte/festschrift.html