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Luhmann, Niklas, Humberto Maturana, Mikio Namiki, Volker Redder, Francisco Varela (1990): Beobachter. Konvergenz der Erkenntnistheorien? Wilhelm Fink Verlag München,

enthält: N. Luhmann: Sthenographie, S.119 - 137

"Ein Paradox ist ja immer ein Problem eines Beobachters. Wollte man behaupten, das Sein selbst wäre paradox, wäre eben diese Behauptung paradox. Paradoxien können deshalb nur behandelt werden, wenn man Beobachter beobachtet, und zwar aus einer Perspektive, die man heute Kybernetik zweiter Ordnung nennt. Jede Absicht auf vollständige Beschreibung, die nur Vollständigkeit erreichen kann, wenn sie sich selbst einbezieht, läuft auf dieses Problem auf. Stheno ist immer unter uns, und insofern haben die Recht (nur nicht: Erfolg), die sie auf dem Markt der postmodernen Diskurse zur Schau stellen wollen. Vielleicht läßt sich also das Problem auf eine Mehrheit von vernetzten Beobachtern verteilen. Jeder Beobachter beobachtet, was er beobachten kann, aufgrund seiner für ihn unsichtbaren Paradoxie, aufgrund einer Unterscheidung, deren Einheit sich seiner Beobachtung entzieht. Man hat die Wahl, ob man von wahr/unwahr, Krieg/Frieden, Frau/Mann, gut/böse, Heil/Verdammnis etc. ausgeht, aber wenn man für die eine oder die andere Unterscheidung optiert, hat man nicht mehr die Möglichkeit, die Unterscheidung als Einheit, als Form zu sehen - es sei denn, mit Hilfe einer anderen Unterscheidung, also als ein anderer Beobachter"(S.123).

"Eine Euryalistik könnte sich darum kümmern, welche Unterscheidungen welche Paradoxien erzeugen und mit welchen Theorieleistungen das Problem dann an der Unterscheidung kuriert werden kann. Und die Vermutung ist, daß es hierfür verschiedene, mehr oder weniger fruchtbare, funktional äquivalente Möglichkeiten gibt - je nachdem, mit welcher Unterscheidung man die Paradoxie konstruiert und auflöst [Anm.18 Konstruiert und auflöst" - man beachte DIESE Paradoxie.]." (S.129).