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Holzkamp, Klaus: Lernen. Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Studienausgabe. Campus, 1995, 592 S., ISBN 3-593-35317-2

Volltext

siehe auch Grundlegung

Konzepte:

"gerechte" Zuweisung unterschiedlicher Lebenschancen

Lernen ist …

  • die individuelle Erschliessung der sachlich-sozialen Welt gesellschaftlicher Bedeutungen
  • das Eindringen in die Bedeutungsstruktur eines Lerngegenstands

  • noch unklar: Aneignung versus Lernen

    Textstellen:

    Beispiel: Wenn es kalt ist, dann zieht man sich warm an; wenn es kalt ist, dann zieht man sich vernünftigerweise warm an. Durch das Einschiebsel »vernünftigerweise« wird deutlich, daß hier die (vielleicht unterstellte) empirische Zusammenhangsannahme in Wirklichkeit eine unexpliziene Begründungsaussage darstellt. Es widerspricht hier näm· lieh der An des logischen Satzzusammenhangs, irgendwelche »kausalen« Faktoren anzunehmen, durch welche Leute bei Kälte »automatisch« warme Sachen anziehen. Vielmehr ist, wenn man es sich einmal bewußt gemacht hat, klar, was gemeint ist: Bei Kälte haben die Leute ,.gute Gründe•, sich warm anzuziehen (und tun dies also auch nach Maßgabe ihrer Möglichkeiten). Dementsprechend wird hier die Nichtrealisierung der Dann-Komponente auch keineswegs im Sinne empirischer Evidenz gegen die Wenn-Dann-Hypothese interpretiert: Wenn jemand sich bei Kälte nicht warm anzieht, so bedeutet dies in diesem Kontext lediglich, da er sich (bei Ansetzung der hier unterstellten Definition von ,.vernünftig•) eben nicht vernünftig verhält, womit die formulierte inferentielle Zusammenbangsannahme per definitionem nicht auf ihn anwendbar ist.

    Gegenbeispiel: Wenn es kalt ist, dann bekommt man Grippe; wenn es kalt ist, dann bekommt man vernünftigerweise Grippe. Hier wiederum tritt durch das Einschiebsel in keiner Weise ein Begründungszusammenhang zwischen Wenn- und Dann-Komponente hervor, sondern die Formel •vernünftigerweisec gehört im Gegenteil eindeutig einer anderen, hier •unpassenden• bzw. •unsinnigen• Diskursebene an. Tatsächlich trägt die Kälte u.U. als irgendwie gearteter kausaler Faktor, aber nicht als •guter Grund«, zur Entstehung der Grippe bei.


    Steiner, G. (1988). Lernen. 20 Szenarien aus dem Alltag. Bern: Huber.