zurück ]      [ Stichworte ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]         [ Meine Bücher ]

Benjamin, Walter: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit (vier Fassungen 1935–1939). Erstausgabe [franz. Übers.] In: Zeitschrift für Sozialforschung. 1936

Waren die Nazis Sozialist/-innen? Natürlich nicht. Wie der Faschismus dennoch die proletarisieren Massen zu ihrem Ausdruck kommen lässt, beschreibt Walter Benjamin im Nachwort von »Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit« sehr eindrücklich:
"Die zunehmende Proletarisierung der heutigen Menschen und die zunehmende Formierung von Massen sind zwei Seiten eines und desselben Geschehens. Der Faschismus versucht, die neu entstandenen proletarisierten Massen zu organisieren, ohne die Eigentumsverhältnisse, auf deren Beseitigung sie hindrängen, anzutasten. Er sieht sein Heil darin, die Massen zu ihrem Ausdruck (beileibe nicht zu ihrem Recht) kommen zu lassen. Die Massen haben ein Recht auf Veränderung der Eigentumsverhältnisse; der Faschismus sucht ihnen einen Ausdruck in deren Konservierung zu geben. Der Faschismus läuft folgerecht auf eine Ästhetisierung des politischen Lebens hinaus. Der Vergewaltigung der Massen, die er im Kult eines Führers zu Boden zwingt, entspricht die Vergewaltigung einer Apparatur, die er der Herstellung von Kultwerten dienstbar macht. [...] Der Kommunismus antwortet ihm mit der Politisierung der Kunst."