Systema        zurück ]      [ Stichworte ]      [ Literatur ]      [ Die Hyper-Bibliothek ]      [ Systemtheorie ]              [ Meine Bücher ]

mmmmmmm das erste ist Struktur das 2. Verhalten des Systems das 3. Einflussnahme ins Chaos mmmmmmmmm

Hintergrund: systematisch - systemisch - systemtheoretisch

Der Ausdruck System hat eine lange Geschichte, in welcher er - von individuelle Sprechweisen abgesehen - sehr verschieden verwendet wurde. Am Anfang der Geschichte stehen wie so oft die alten Griechen, von welchen wir den Ausdruck System überhaupt haben. Bei den alten Griechen, besonders bei Aristoteles bezeichnete der Ausdruck sýstēma das Resultat einer Sichtweise, in welcher dem Ganzen Zwecke zugesprochen werden, die sich in den Teilen weder finden noch begründen lassen: Das Ganze ist mehr als seine Teile. Das Ganze unterliegt in der Vorstellung von Aristoteles einer Zweckfinalität, die die Anordnung der Teile systematisch begründet und deshalb als Systema bezeichnet wird.

Aristoteles unterscheidet in Bezug auf Systema nicht, ob er die Sache oder seine Auffassung von der Sache meint. Sein exemplarisches Ganzes ist der Organismus, was er auch nicht begründet. Ich nehme an, dass er Ganzheiten genau darin sieht, dass er ihnen einen Zweck zuorden kann, der die Funktion ihrer Teile begründet. Diese Sichtweise widerspiegelt sich bis heute in den naiven Definitionen, wonach ein System eine Anordnung von Gebilden ist, die miteinander in Beziehung stehen (z.B. DIN 19226). Aristoteles wusste einfach - wie jeder Grieche, der Tierfleisch gegessen hat - dass der tierische Organismus Organe hat. Auch wenn er nicht recht wusste, wozu sie gut sind, wusste er doch, dass sie im Organismus eine Funktion haben. In seimem Systema dienen die Organe dem Organismus als Ganzem, dessen Zweckursache er in der Ernährung - heute würde er wohl Stoffwechsel sagen - gesehen hat. Deshalb beschrieb er den Menschen als Nahrungsumwandler mit einen Eingang und einem Ausgang und dazwischen angeordneten Organen, die der Verdauung dienen. Die Teile sind durch den Zweck des Ganzen bestimmt. Das Herz etwa liefert in seinem Systema die für die Verdauung notwendige Wärme. Aristoteles wandte sein Systema auf beliebige Gegenstände an, er begriff auch die Polis als Organismus. Damit begründete er auch die Vorstellung, wonach alles systematisch beobachtet werden muss, also eine generelle oder universelle Sichtweise.

Als Systema zeigt der Organismus kein spezifisches Verhalten, er wird lediglich systematisch beschrieben. Das Systema hat zwei Aspekte. Zum einen gehte es um das Verhältnis zwischen dem Ganzen und seiner Teile und zum andern um das Wissen über die Ordnung in diesem Verhältnis. C. von Linné hat - wie Aristoteles auch schon - eine Ordnung der Arten beobachtet und diese in Klassen einem Entwicklungsmuster unterstellt. In seinem Systema Naturae klassifizierte er drei Naturreiche, die Tiere, Pflanzen und Mineralien, durch die fünf aufeinander aufbauenden Rangstufen Klasse, Ordnung, Gattung, Art und Varietät. Heute ist üblich, die Arten anhand der Evolutionstheorie, die C. Darwin bei A. Wallace gefunden hat, zu klassifizieren, was im Systema ein paar andere Anordungen als bei C. Linné ergibt. Aber das Systema gilt im Prinzip immer noch.

Von Aristoteles kann ich nur wissen, was die Philosophen, die ihn viel später erfunden haben, über ihn sagen. Seine Begriffe dienen als Vorfahren der Philosophie, die seine Systema bis hin zu G. Hegel vielfältig ausdifferenziert hat. In der deutschen Philosophie wurde Systema auf System eingedeutsch, aber die klassischen Philosophen kannten natürlich weder die Kybernetik noch die Systemlehre von L. von Bertalanffy, die ganz andere Systembegriffe verwenden.

Im 20. Jahrhundert hat sich die Naturwissenschaft mit der Thermodynamik praktisch totgelaufen, sie brauchte einen neuen Anfang. Und gleichzeitig wurde die Wissenschaft immer stärker durch die Technologie aufgehoben, indem sich die Wissenschaftler immer mehr dafür interessierten, was man machen kann. Man kann sich natürlich fragen, warum N. Wiener und L. von Bertalanffy den bereits besetzten Ausdruck System verwendet haben. Aber fraglos bezeichneten sie damit etwas anderes als die Philosophen vor ihnen.

An die Stelle der Zweckursache gesehen wird. Der Organismus wird oft - und insbesondere in der Systemlehre - als exemplarisches System gesehen.

Ich unterscheide die Abbildung vom Referenzobjekt und muss deshalb in vielen Fällen Systembergriffe doppelt beobachten.

Als Systema bezeichne ich das im Ausdruck "systematisch" gemeinte "System". Es handelt sich um ein ganz anderes System als jenes, das in den eigentlichen Systemtheorien behandelt wird.

Als Systema bezeichne ich die systematische Darstellung der jeweiligen Sache. Nicht die Sache, sondern das Wissen über die Sache wird systematisiert. Ich erläutere zunächst zwei historische Beispiele.

Die beiden Beispiele Den Organismus sehe ich als autopoietische "Maschine", die keinen Zweck hat, sondern der biologischen Perspektive auf den tierischen Körper entspricht. Dabei beobachte ich die Maschine als - systemtheoretisches - System im kybernetischen Sinn, was das Systema, als die systematische Darstellung bestimmt.

Systematisch beziehe ich nicht auf ein System, sondern auf eine Systematik, also auf eine eine konstruierte Ordnung, die auf gewählten Kategorien beruht. Ich kann auch ein System systematisch beschreiben, aber systematische Beschreibungen bedeuten nicht, dass ein System beschrieben wird.

Nachdem die kybernetischen Systemtheorien anfänglich Gleichgewichtszustände thematisierten und das salopp als Überleben des Systems bezeichnet wurde, stellte T. Parson die Sache auf den Kopf, indem er die Systemerhaltung als Finalzweck von Systemen einführte. In Bezug auf Maschinen, etwa in Bezug auf sogenannte Computersysteme ist das offensichtlicher Unsinn. Aber T. Parson hat nicht über Maschinen gesprochen, sondern die Metapher System auf gesellschaftliche Verhältnisse angewendet. Damit stellte er sich in eine seit Aristoteles bestehende Tradition, in welcher der biologische Organismus als Metapher für soziale Verhältnisse verwendet wird.

Schon Aristoteles hat die Polis als Organismus beschrieben. Er hat gesehen, dass die Teile der Polis Ziele verfolgten, die dem Ganzen widersprechen. Die Vermittlung dieses Widerspruchs bezeichnete er als Politik. Politik heisst die Negierung des systematischen Ansatzes, das Ziel der Polis besteht aus der Summe der Teilziele, wobei jede Partei vorgibt, die Ziele der Polis zu vertreten.

Auf J. Maxwell's »Theory of Governors« hat N. Wiener mit der griechische Form des Wortes Steuermann Kybernetik verwiesen, weil J. Maxwell die mathematischen Grundlagen der Regelung entwickelt hat. J. Maxwell hat den Begriff von J. Watt, der den Fliehkraftregler, der die Geschwindigkeit seiner Dampfmaschine auf einem konstanten Niveau hält, so nannte. J. Watt bezog sich mit ”Governor” seinerseits auf A. Ampère, der den Ausdruck im Sinne von Plato für die politische Steuerung verwendet. Bei Plato, der den Staat mit einem Schiff verglich, hiess der Steuermann Kybernetes den Ausdruck Governator von den alten Griechen übernommen, der später vonN. Wiener als Kybernetik quasi zurückübersetzt wurde.

Amper Governator Aristoteles Politik
 

[Zimmermann: Geschichte der Systemtheorie]
[Müller, K.: Allgemeine Systemtheorie]
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