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Als Huhn-Ei-Problem bezeichne ich eine Frage nach dem Anfang einer Kausalkette, in der sich zwei Ereignise, die aufeinanderfolgen, verursachen:
Hühner legen Eier (sind deren Ursache) und sind selbst aus Eiern geschlüpft (sind also deren Folge).

Die Huhn-Ei-Metapher hat eine Lösung in der sogenannten Evolutionstheorie, nach welcher die Hühner als Art Vorfahren hatte, die selbst keine Hühner waren. Die Redensart ist aber älter als die Evolutionstheorie.

Die evolutionäre "Auflösung" zeigt aber, dass es sich um ein logisches Problem handelt, das in der Dialektik einer Entwicklung aufgehoben ist.

Die Lebenswelt ist ein Beispiel für eine evolutionäre Auflösung: der Mensch, bevor er spricht.

bild bild
Bildquelle: Wikipedia

Anmerkungen:
Es gibt verschiedene analoge Problemformulierungen:

- Wenn es einen ersten Menschen gegeben hat, dann musste er ohne Vater oder Mutter geboren worden sein ..
- Das Bootstrapping-Problem: Ein Compiler ein Programm, welches den Programmcode in ein ausführbares Programm verwandelt. Wie kompiliert man aber den Programmcode für einen Compiler, wenn noch kein Compiler zur Verfügung steht?
- Ein Loch ist im Eimer
- Der Zirkelschluss in der Logik.
 


[ http://www.hyperkommunikation.ch/seminare/st2o/st2o_vorlesung.htm#b19 ]
Meine Argumentation ist zirkulär: Ich betrachte ein System als Konstruktion eines Beobachters und den Beobachter betrachte ich als System. Der Einstieg in eine zirkuläre Argumentation macht logischerweise immer Voraussetzungen, die später als Folgen der Argumentation erscheinen. Im Alltag spreche ich unter diesen Umständen von einem Ei-Huhn-Problem, um auszudrücken, dass ich darin kein konstruktives Problem sehen kann. Ich kann mich gut damit abfinden, dass Hühner aus Eiern kommen und Eier legen. Aber wenn ich die Geschichte erzählen muss, habe ich natürlich das Problem des Anfanges: Was war zuerst, das Huhn oder das Ei? (19).
In einer kreisförmig angelegten Argumentation spielt es keine Rolle, wo ich einsteige, über kurz oder lang muss ich dahin kommen, jeden Anfang aufgehoben zu finden, ich muss mich also - um mit C. Escher's Galerie zu sprechen - in einem Kreis ohne Anfang, oder genauer, im blinden Fleck der Bildmitte wiederfinden. Bei C. Eschers Bild ist der blinde Fleck im Zentrum und gewissermassen der genetische Anfang der Betrachtung. Intuitiv schaue ich aber zuerst auf auf den bemalten Teil des Bildes, nicht in den wissen Fleck, und frage mich, wo ich mit Schauen beginnen soll. Dasselbe Problem habe ich natürlich mit der Darstellung einer selbstbezüglichen Theorie. Wo beginne ich mit einer Systemtheorie 2. Ordnung? Ich glaube nicht, dass es dafür ein rationales Entscheidungsverfahren gibt. Im Nachhinein wird es auch keine Rolle mehr spielen, weil in einem Kreis - wie in C. Escher's Bild - jeder Anfang aufgehoben ist. Als Leser kann ich ohnehin irgendwo beginnen, weil ich jedes Buch aufschlagen kann, wo ich will (Inhaltsverzeichnis).


 
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