Als AGIL-Schema bezeichne ich ein Schema, das von T. Parsons in den 1950er Jahren entwickelt wurde. Es beschreibt vier Funktionen, die ein System (im Sinne von T. Parson) erfüllen muss. Zunächst als Grundlage einer Handlungstheorie entworfen, übertrug Parsons das AGIL-Schema in späteren Arbeiten auf soziale Systeme (Strukturfunktionalismus).
Nach T. Parsons muss ein soziales System vier Funktionen erfüllen (AGIL: Adaption, Goal-Attainment, Integration und Latency). Hierfür bildet das System Subsysteme aus, die sich wiederum zerlegen lassen.
- 1. Adaptation (Anpassung): die Fähigkeit eines Systems, auf die sich verändernden äußeren Bedingungen zu reagieren, sich anzupassen.
- 2.Goal Attainment (Zielverfolgung): die Fähigkeit eines Systems, Ziele zu definieren und zu verfolgen.
- 3.Integration (Eingliederung): die Fähigkeit eines Systems, Kohäsion (Zusammenhalt) und Inklusion (Einschluss) herzustellen und abzusichern.
- 4.Latency bzw. Latent Pattern Maintenance (Aufrechterhaltung): die Fähigkeit eines Systems, grundlegende Strukturen und Wertmuster aufrechtzuerhalten.
Um die vier Funktionen wahrnehmen zu können, bildet ein System spezifische Subsysteme aus, die die jeweilige Aufgabe erfüllen. Im umfassendsten und gleichzeitig abstraktesten System, dem Handlungssystem, sind dies:
1.Das Verhaltenssystem (adaptation), es basiert auf Bedürfnissen.
2.Das Persönliche System (goal attainment), es basiert auf Motiven. (Organisiertes System von Handlungsorientierungen eines Individuums)
3.Das soziale System (integration), es basiert auf Sozialen Rollen. (System miteinander verbundener Handlungen verschiedener Akteure)
4.Das kulturelle System (latency), es basiert auf Wertvorstellungen. (Organisation der Werte, Normen, Symbole, die die Handlungen der Akteure beeinflussen)
Jedes Handeln, gleich ob von Individuen oder kollektiven Akteuren unterschiedlichster Art (Gruppen oder Organisationen) ergibt sich demnach stets aus diesen vier Komponenten.
Hinweis: Der Begriff soziales System hat innerhalb der Parsons'schen Theorie eine Doppelbedeutung. Zum einen ist es wie oben beschrieben ein Teil des menschlichen Handlungssystems, zum anderen beschreibt der Begriff aber auch gesellschaftliche Systeme im Sinne des Strukturfunktionalismus.
Untergliederung in Subsysteme am Beispiel des sozialen Systems
Auch jedes dieser vier Subsysteme unterliegt dem AGIL-Schema, es lässt sich also wiederum in die vier Grundfunktionen zerlegen. Im Falle des Sozialen Systems sind dies folgende vier Komponenten:
1.das Wirtschaftssystem (adaptation)
2.das politische System (goal attainment)
3.das Gemeinwesen(-system) (integration)
4.das kulturelle System (latency)
Viel später, etwa um 2010, ist Agilität zu einem Plastikwort im Management geworden und bedeutet dort, dass jede stabile Struktur aufgehoben werden muss, wenn sie sich nicht (mehr) bewährt (siehe auch agile Verfahren).
|
|
Bildquelle: Wikipedia
|