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Anmerkungen zur Systemgrenze

1.

  

Die Bestimmung der Systemgrenzen ist ein kritisches Merkmal für verschiedene Auffassungen von Systemtheorie. H. Maturana's autopoietische Maschinen etwa sind hautbegrenzt (skinencapselt). Die Einzeller, die er als eigentliche autopoietische Maschinen bezeichnet, produzieren sich selbst, indem sie eine Haut produzieren und sich so von einer Um-Welt abgrenzen. N. Luhmann's "funktionale Systeme" sagen quasi, wer mitmachen darf und deshalb Bestandteil des Systemes ist. Eine Religionsgemeinschaft etwa tauft ihre Mitglieder. Wer getauft ist, gehört dazu, die andern bilden die Umwelt. Eine wirkliche Maschine wie Heron's Tempeltüröffner macht sich nicht selbst und sagt auch nichts über sich. Deshalb entscheide ich als Beobachter, was ich als System wähle und wo ich die Grenzen ziehe.

In dieser Systemtheorie kommen Systeme nur in Erklärungen vor und sind immer Mechanismen. Deshalb kann ich als Beobachter wählen, was ich als System auffasse. H. Maturana bezeichnet Lebewesen wie Einzeller als System und N. Luhmann Handlungszusammenhänge von Institutionen. Deshalb können sie natürlich nicht wählen, sondern sind Sub-Jekte (Unterworfene) ihrer Gegenstandswahl.

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2.

  

Mit dem Ausdruck "strecken" verweise ich auf ein formales Element des Regelkreises, das Strecke genannt wird. Ich werde es später genauer erläutern. Auf die Heizung bezogen drücke ich damit aus, dass eine gewisse Zeit vergeht, bis es warm ist in der Wohnung, nachdem ich mit Heizen begonnen habe. Der Zustand des Oeltanks und Zustand der Radiatoren der Heizung sind "gestreckt" vom Zustand des Thermometers abhängig.

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3.

  

Bei vielen Maschinen, sind die Energiekreise an mehreren Stellen unterbrochen. Bei unser Heizung gibt es ein Ventil zwischen der Heizung und dem Oeltank, dass jenseits von Reparaturen immer offen ist, also für das Heizen im engeren Sinn keine Funktion hat. Mein Computer etwa hat eine Steckdose für das Stromkabel. Deshalb betrachte ich das Kabel als eigenständigen Gegenstand, den ich auch seperat kaufen und transportieren kann. Der Thermostat meiner Heizung dagegen ist festverdrahtet, das heisst, es gibt keine Steckdose. Er ist sozusagen mit dem Elektrizitätswerk, das uns Strom liefert, zusammengebaut. Wenn ich etwas an der Stromversorgung der Heizung machen will, trenne ich die Leitung, indem ich die Sicherung aus ihrer Fassung drehe. Somit ist die Energie (des sekundären Energiekreises) bei der Sicherung unterbrochen. Intuitiv würde ich die Systemgrenze bei meiner Heizung nicht am Sicherungskasten ziehen. Ich habe aber keine vernüftige Begründung für mein intuitives Gefühl, ausser dass der Konstrukteur der Heizung genau dort, wo meine Intuition hinzeigt, eine klare Schnittstelle mit einem Stromschalter konstruiert haben könnte.

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4.

  

Natürlich kann die Länge einer Leitung die Funktion eines Systems beeinflussen. Systemtheoretisch kann ich diese Strecke modulieren oder nicht. Natürlich stellen sich solche Fragen auch bei der Konstruktion einer Maschine. Bei Auspuffsystemen von Verbrennungsmotoren ist die Länge ein ganz wesentlicher Faktor, dagegen ist bei einer Heizung die Länge der Oelzufuhrleitung kaum entscheidend.
In der Systemdynamik kann ich solche Aspekte auch berücksichtigen, ohne dass ich sie detailiert kennen muss, indem ich das Systemverhalten formal modelliere.

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