AG2 MMK 2019 Was ist Kybernetik: Unterschied zwischen den Versionen

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Als Kybernetik bezeichne ich den spezifischen Teil der Technik, in welchem es um die artefaktischen Verfahren geht, die ich als Regelung von Mechanismen bezeichne. Kybernetik entwickelt Automaten und das dazu notwendige Knowhow, während Technik sich mit Herstellen überhaupt befasst.  
 
Als Kybernetik bezeichne ich den spezifischen Teil der Technik, in welchem es um die artefaktischen Verfahren geht, die ich als Regelung von Mechanismen bezeichne. Kybernetik entwickelt Automaten und das dazu notwendige Knowhow, während Technik sich mit Herstellen überhaupt befasst.  
 
Als Definition führt diese Formulierung "Technik" als Oberbegriff (Genus proximum) und die "Regelung" als Kriterium (Differentia specifica) ein. Was für Technik gilt, gilt auch für Kybernetik.
 
Als Definition führt diese Formulierung "Technik" als Oberbegriff (Genus proximum) und die "Regelung" als Kriterium (Differentia specifica) ein. Was für Technik gilt, gilt auch für Kybernetik.

Version vom 29. November 2018, 10:00 Uhr

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Als Kybernetik bezeichne ich den spezifischen Teil der Technik, in welchem es um die artefaktischen Verfahren geht, die ich als Regelung von Mechanismen bezeichne. Kybernetik entwickelt Automaten und das dazu notwendige Knowhow, während Technik sich mit Herstellen überhaupt befasst. Als Definition führt diese Formulierung "Technik" als Oberbegriff (Genus proximum) und die "Regelung" als Kriterium (Differentia specifica) ein. Was für Technik gilt, gilt auch für Kybernetik.

Im Kontext der Theorie sehe ich den Sinn der Kybernetik in der Entwicklung der Kybernologie, also in der Entwicklung des praktischen und begrifflichen Wissens darüber, wie die Regelung überhaupt funktioniert. Die Entwicklung von immer komplizierteren Mechanismen erlaubt •die praktische Lösung von technischen Problemen und •die Erklärung von immer komplexeren Phänomenen.


Beispiel

Das Steuern eines Schiffes kann als Regelungsproblem aufgefasst werden. Der Steuermann (der griechisch Kybernetes heisst) reagiert mit seinene Anweisungen auf die Angaben über die Zielabweichungen, die er vom Lotsen bekommt.

Ein anderes typisch kybernetisches System ist eine durch einen Thermostaten geregelte Heizung. Mit einem Thermostat vergleiche ich den Istwert eines Thermometers mit einem Sollwert, der als gewünschte Temperatur eingestellt wird. Abweichungen veranlassen die Heizung so zu reagieren, dass der Ist-Wert dem Soll-Wert angenähert wird.

bild  
 bild 

bilddas technische Problem


bild bildeine qualitative Beschreibung


Die Beschreibung der kybernetischen Mechanismen dient als Erklärung. Der Mechanismus, der die Heizung regelt, dient generell als Erklärung für geregelte Temperatur, also auch für die Regelung der Körpertemperatur im Tier, weshalb N. Wiener von welchem der Ausdruck Kybernetik stammt, im Untertitel seines Buches von einer "Regelung und Nachrichtenübertragung im Lebewesen und in der Maschine" gesprochen hat (Cybernetics or control and communication in the animal and the machine).

Begriffsgeschichtlicher Hintergrund:

An einer Macy-Konferenz einigete sich die damalige, von der us-amerikanischen Armee finanzierte Wissenschaftsgemeinschaft darauf, den wienerschen Ausdruck "Kybernetik" als Er-Satz für die explizite Umschreibung "zirkulär-kausale und Rückkoppelungsmechanismen in biologischen und sozialen Systemen" zu verwenden.

bild  bild 

bildeine quantitative Beschreibung

Ich kann nirgendwo Hinweise darauf finden, dass die Kybernetikgesellschaft den Übergang von Wissenschaft zu Engineering bewusst reflektierte. Dagegen wurden in diesem unreflektierten Sinn die "Vergeistigung" (sogenannte Kopfarbeit) wie sie von J. von Neumann in seinem grundlegenden Papier Firstdraft propagierte, zum Commonsense, worin die Kybernetik (und in der Folge auch die Informatik (siehe dazu H. Stach)) als eine geistigen Universalität gesehen wird, sozusagen als immaterielle Maschinenwelt, die bei R. Ashby als "Geisterhaus" erscheint.

N. Wiener wählte den Ausdruck "Kybernetik" in wissenschaftshistorischer Anlehnung an das von C. Maxwell 1868 beschriebene Beispiel für Rückkoppelungsmechanismen, einen Fliehkraftregler, den C.Maxwell � Governor� nannte, weil er im Prinzip einen Schiffssteuermann ersetzen konnte (Kybernetes ist das griechische Wort für Governor, Wiener,1963:39). � Governor� seinerseits wurde bereits von A. Ampère im Sinne von Plato für die politische Steuerung verwendet. Bei Plato, der den Staat mit einem Schiff verglich, hiess der Steuermann Kybernetes (Ilgauds,1980,58f).

Ein geflügeltes Wort sagt, dass Kybernetik nicht fragt, was dieses Ding ist, sondern wie es funktioniert (Ashby1974, S,15). Diese Differenz bezeichnet auch den technologisch wesentlichen Unterschied zwischen (Konstruktions-)Zeichnung und (Programm-)Beschreibung und bezieht sich darauf, dass Maschinen - deren Funktionsweise sich in der Zeit konstruktiv nicht indentiert verändert - durch statische Abbildungen wie Zeichnungen hinreichend charakerisiert werden können, während die Regelung nur sprachlich dargestellt werden kann. Konstruktionspläne zeigen, was das "Ding" ist. Automaten dagegen, deren Eigenzustände von deren Geschichte im Sinne vorangehender Eigenzustände abhängig sind, können durch Zeichnungen nicht hinreichend dargestellt werden. Sie müssen "sprachlich", etwa durch Programmiersprachen beschrieben werden. Kybernet-ik umfasst in diesem Sinn das Teilgebiet Informat-ik, das sich mit eigentlicher Programmierung befasst.

Reflexiv verlangt die Kybernetik die Unterscheidung zwischen Funktion und Funktionsweise. Als Funktion hat N. Wiener Erkenntnisse zur Kommunikation und Kontrolle in Tier und Maschine bestimmt. Inhalt oder Gegenstand der Kybernetik ist die Konstruktion von Regelungskreisen und mithin Feedback in Systemen, die offen für Energie, aber geschlossen für Information, die also 'informationsdicht' sind (W. Ashby). Die Kybernetik fragt nicht: wie können wir etwas regeln?, sondern: wie regeln Systeme sich selbst?

In einer sogenannten Verkehrskontrolle beispielsweise wird geprüft, ob Fahrzeuge den Vorschriften entsprechen, ob die Fahrzeuge die zuässige Höchstgeschwindigkeit einhalten und ob die Fahrzeuglenker nicht zu viel getrunken haben. Bestimmte Kontrollen können, andere müssen sogar mittels Kontrollgeräten durchgeführt werden. Ob alle Lampen eines Fahrzeuges funktionieren, sieht ein Polizist von Auge, aber wie hoch der Alkoholgehlt im Blut des Fahrzeuglenkers ist, muss mit einem Instrument kontrolliert werden. Bestimmte Kontrollen können vollautomatisiert werden. Die Geschwindigkeit von Fahrzeugen wird mit Radarkästen kontrolliert. Noch weitergehende Kontrollen sind beispielsweise Zutrittskontrollen, die selktiv unterscheiden, wer wo Zutritt hat. Dabei gibt es technologisch sehr verschiedene Applikationen.